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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Straßen zu seiner Pension zurück.
    Was nun?
    Er hatte einen Brief an seine Mutter zu schreiben begonnen und darin seine Hoffnung ausgedrückt, dass sie wohlauf sei und ihr Bein rasch heile. Er erzählte ihr, dass er die ländliche Gegend erkundet und so einige Abenteuer erlebt habe und sich nun in Rockhampton befinde. Sodann schrieb er, er würde sich demnächst nach Sydney aufmachen und freue sich schon, sie und seinen Vater wiederzusehen …
    Aber tat er das? Auf die unvermeidliche Konfrontation mit seinem alten Herrn, die nur dann freundschaftlich verlaufen würde, wenn er sich bereit erklärte, nach Montone zurückzukehren und die für ihn vorgesehene Aufgabe zu übernehmen, freute er sich jedenfalls nicht. Und wenn er den Brief umschrieb und den Abschnitt darüber wegließ, dass er sich nach Sydney aufmache, wohin ging er
dann
?
    Von hier aus gestalteten Reisen sich schwierig. Allein sollte man da als Neuling besser nicht unterwegs sein, sinnierte er.
    Was Ned maßlos aufregte. Sein Onkel hatte ihm erzählt, Jasin sei fast pleite gewesen, als er mit seiner Frau zu den Kolonien aufbrach.
    »Sie waren so arm, dass sie auf einem Schiff mit einem Laderaum voller Sträflinge reisen mussten. Meine Mutter war entsetzt, dass ihre Tochter auf ein derartiges Niveau herabsinken sollte, aber Georgina war bis über beide Ohren in Jasin verliebt, weshalb es kein Halten gab.«
    Und doch, hatte Ned gehört, hatte Jasin seine ehrgeizigen Pläne verbissen verfolgt. Er hatte Sträflinge als Viehhüter angeheuert und sich über die Blue Mountains zu den großartigen Weidegründen vorgekämpft, war dann weiter und weiter gezogen und hatte noch mehr Land erobert. Binnen kurzem war er ein allseits bewunderter Pionier.
    Allerdings ging er dabei skrupellos vor. Niemand durfte ihm in die Quere kommen. Er herrschte mit eiserner Hand und hielt sich auch vor falschen Spielen nicht zurück, machte sich dadurch Feinde wie die Forrests, die MacNamaras und viele andere.
    Ned wusste, ihm fehlte dazu die Härte, und sein Vater wusste das ebenfalls. Aus diesem Grund wollte Jasin auch, dass er seine Farm übernahm, einen von Clem bestens verwalteten Betrieb: um mehr wie er zu wirken. In Wirklichkeit verachtete er seinen Sohn. Edward hatte es gespürt, sobald er von Bord des Schiffs gegangen war, schon als sein gutaussehender, sonnengebräunter Vater die Hand ausstreckte, um ihm seine mit einem breiten, herzlichen Lächeln zu schütteln.
    Er schrieb den Brief und versah ihn mit seiner Rockhamptoner Adresse, erwähnte jedoch nichts davon, nach Sydney oder Montone zurückkehren zu wollen.
    Sogar das Aufgeben des Briefes am nächsten Morgen bedrückte ihn. Doch dann lief ihm Marcus über den Weg, der es sehr eilig hatte. Er musste vor Gericht erscheinen und in dem Prozess gegen die beiden Schwarzen aussagen, die Sergeant Wiley getötet hatten. Ned, der noch nie in einem Gerichtssaal gewesen war, begleitete ihn aus Neugierde. Er rutschte in die hinterste Reihe des überfüllten Saales und spähte zwischen den Köpfen zum Richter, einem kleinen Mann, der von einem riesigen Schreibtisch aus Zedernholz und dem unvermeidlichen Zeugenstand umgeben war. Auf der rechten Seite befanden sich die Geschworenen: zwölf zumeist bärtige Herren in ihren Sonntagsanzügen; in steifer Haltung, zu eingeschüchtert, um herumzurutschen. Doch ihre Augen huschten verstohlen umher.
    Eine Weile glaubte Ned, er würde vielleicht auch eine Aussage machen müssen, aber anscheinend war das nicht nötig.
     
    Ladjipiri saß neben Mr.Paul, das Gesicht grimmig vor Schmerz und Entsetzen.
    Als die Jungen hereingebracht wurden, mit rasselnden Ketten vorwärts gestoßen, da kamen sie ihm um so vieles jünger vor. Eigentlich waren es Kinder, mit angstvollen Gesichtern, und sie ließen den Kopf hängen, während sie dem Stimmengeplapper lauschten. Harten, knappen Stimmen, die alle dieselbe Geschichte erzählten: vom Mord an dem Weißen und dem Grund für diese Zusammenkunft … um eine Vergeltung zu beschließen. Dabei blieb unerwähnt, dass diese ja bereits geübt worden war. Dass einer der Schwarzen erschossen worden war. Wegen dieses Verbrechens getötet.
    Fassungslos schüttelte er den Kopf.
    Dann brach Yuradi, fiebrig und durch die Schläge geschwächt, zusammen und zog Gudala mit sich. Als beide inmitten von Tumult hinter der hüfthohen Wand verschwanden, da war es Ladjipiri, als fielen sie durch die Falltür, jene Falltür, die bei dem von den Weißen so oft eingesetzten Tod

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