Im Tal der Mangobäume
sah ihn an, seine Stirn furchte sich sorgenvoll, und er nickte. Tränen stiegen ihm in die Augen. »Ich brauche guten Mann, der für mich sprechen, Mister Paul.«
»Sieht so aus, als bräuchtest du erst mal diesen Tee. Mit viel Zucker, ja?«
Paul hörte sich seine Geschichte beziehungsweise das an, was Trader sich aus den Vorfällen zusammenreimen konnte, und pflichtete ihm bei, dass ein Versuch Traders, mit den Jungen zu sprechen, augenblicklich ungünstig sei. Wie er, so dachte er im Stillen, überhaupt allen Schwarzen gegenwärtig raten würde, sich zurückzuhalten, insbesondere Verwandten der Angeklagten. Wurde ein Polizist von Schwarzen getötet, schlug das unter den Städtern grundsätzlich hohe Wellen, und die Schwarzengegner bekamen Oberwasser.
Er hatte in letzter Zeit keine Zeitung gelesen, aber wie es klang, sah die Zukunft der jungen Männer, die verhaftet worden waren, düster aus. Und wie Trader interessierte ihn, wer den Woppa-bura-Jungen erschossen hatte und wieso.
»Ich glaube, ich komme besser mit dir in die Stadt und schaue, was ich herausfinden kann«, meinte er. »Hältst du das für eine gute Idee?«
»Ja, Mister Paul, bitte.«
»Dann komm, wir holen meine Frau.« Er sah, wie Trader nach Luft schnappte. »Schon in Ordnung. Ich habe jetzt eine neue Frau. Sie wird uns begleiten. Sie reitet gern in die Stadt. Und für dich satteln wir auch ein Pferd. Überhaupt, wieso benützt du für deine lange Reisen kein Pferd?«
»Pferde hier haben keine Familie.«
Paul lächelte. »Das wohl nicht, nein.« Er versuchte immer noch, das Ausmaß des Wissens zu begreifen, das dieser Mann besaß, dass er imstande war, riesige Entfernungen ohne erkennbare Hilfe zurückzulegen. Außer natürlich die Unterstützung, die ihm das geliebte Land bei jedem Schritt gab.
Polizeiinspektor Pennington war nicht allzu erpicht darauf, Paul MacNamara zu empfangen, fand aber, er müsse es früher oder später hinter sich bringen.
»Wenn Sie hier sind, um sich über die Gegenwart der Berittenen Einheimischenpolizei in dieser Stadt zu beschweren«, meinte er und bot Paul einen Platz an, »dann verschwenden Sie Ihre Zeit. Ich habe in der Angelegenheit nichts zu sagen. Auch von den zusätzlichen Polizisten, die der Polizeichef mir versprochen hat, habe ich bislang weder etwas gesehen noch gehört. Das sind doch alles Schwätzer, diese Burschen!«
»Deswegen bin ich nicht gekommen«, erwiderte MacNamara.
Pennington schien ihn nicht zu hören. »Und dasselbe können Sie Langley Palliser auch gleich ausrichten«, fuhr er fort. »Wenn sich jemand beschwert, dass es da draußen im Westen keine Polizeipräsenz gibt, dann kriegt er die Einheimischenpolizei oder gar keine, Herrgott noch mal.«
»Das halte ich für eine gute Idee«, grinste Paul.
»So?«
»Ja. Stellen Sie allerdings sicher, dass sie gute Vorgesetzte haben, die sie im Zaum halten. Aber ich wollte mit Ihnen über eine andere Angelegenheit sprechen. Soweit ich weiß, wurde in der Schlucht ein Soldat getötet. Könnten Sie mir sagen, worum es da ging?«
»Lesen Sie die Zeitung.«
»Das habe ich, aber die Familien der inhaftierten Jungen sind verwirrt; sie verstehen nicht, was da vor sich geht. Ich dachte mir, ich erfahre von Ihnen, was wirklich vorgefallen ist, und beruhige sie dann.«
»Sie könnten damit anfangen, ihnen zu erzählen, dass die zwei, die ich in Gewahrsam habe, hängen werden.«
»Wieso?«, erkundigte sich Paul geduldig.
»Rechtsanwalt sind Sie nicht, oder?«
»Nein. Ich habe den Familien einfach erzählt, dass Sie ein großer Boss und gerechter Mann sind und ich von Ihnen die wahren Fakten erfahren werde.«
Pennington lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und runzelte die Stirn. »Tja. Nun, kurz gesagt, verhält es sich folgendermaßen: Drei Schwarze haben in der Finley-Schlucht die Einheimischenpolizei angegriffen, indem sie sie mit schweren Steinen beworfen haben. Einer davon hat Sergeant Wiley am Kopf getroffen und ihn getötet.«
»Das wäre dann einfach Pech, nicht? Aus der Höhe konnten sie doch gar nicht zielen. Vielleicht wollten sie sich einen Spaß erlauben.«
Pennington machte ein finsteres Gesicht. »Wenn Sie aus der Höhe von einem Felsstein getroffen würden, hielten Sie das sicher auch für keine Lappalie. Na, jedenfalls sind zwei davon geschnappt worden und werden nun wegen Mordes angeklagt. Ob sie das auch noch lustig finden, wird sich zeigen.«
»Namen?«
»Können Sie nicht lesen?« Er zog sich ein Notizbuch heran
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