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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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entscheiden, ob ich nach Hause zurückkehren oder weiterziehen sollte. Dann kam mir der Gedanke, dass du mich vielleicht mit dir kommen lässt, wenn ich meinen Teil der Kosten trage. Ich würde das Land wirklich gern sehen, Harry, und ich könnte mich nützlich machen. Ich bin auf einer Rinderfarm in Neusüdwales geboren, habe allerdings etliche Jahre in der alten Heimat verbracht.«
    »Ach wirklich? Das wusste ich gar nicht.«
    »Ja. Verzeih mir, wenn ich etwas Unpassendes sage, aber ich könnte dir vielleicht bei deinen Finanzen aushelfen?«
    »Inwiefern?«
    »Also wie gesagt, ich würde gern für meine Kosten aufkommen, aber bares Geld nützt einem da draußen offenbar wenig. Wenn du einen angemessenen Betrag nennen könntest, den du von einem zahlenden Begleiter nehmen würdest …«
    »Ich bedaure, Ned. Ich nehme keine Begleiter mit. Nur Arbeiter.«
    »Das war das falsche Wort. Vielleicht kann ich ja als dein Gefolgsmann mitkommen. Ich wäre bereit, dir, sagen wir, fünfzig Pfund zu bezahlen, auf der Stelle und bar auf die Hand. Für das Privileg, bei dieser Expedition dabei sein zu dürfen.«
    »Fünfzig Pfund! Das ist eine Menge Geld! Was springt am Ende für dich dabei heraus? Siehst du dich auch nach Land um?«
    Ned lehnte sich an die Ladefläche des großen Leiterwagens, den Harry mit neuen Rädern bestückte. »Das weiß ich noch nicht. Du bist da draußen gewesen, ich nicht, deshalb kann ich nicht ja oder nein dazu sagen. Aber ich möchte mir auf keinen Fall die Möglichkeit entgehen lassen, so weit nach Westen zu ziehen.«
    Harry nickte. »Ich weiß, was du meinst. Ich hatte schon immer den Drang, Grenzen zu überschreiten, nur um zu sehen, wie es dahinter aussieht. Weißt du was, ich werde es mir überlegen. Doch wie ich schon zu mehreren anderen Männern gesagt habe, ich bin der Boss, der Kapitän, und wie auf einem Schiff ist mein Wort Gesetz. Komm in zwei Tagen wieder zu mir, aber werde dir vorher darüber klar, dass es eine rauhe Reise wird.«
    Am Abend besprach er Neds Angebot mit Tottie. »Zusätzliches Geld käme wohl gelegen«, meinte er, »aber einen Passagier mitnehmen, ich weiß nicht.«
    »Hast du nicht gesagt, er wäre bereit zu arbeiten?«
    »Schon, aber als was? Ich brauche erfahrene Leute.«
    »Wie viel Erfahrung hattest du, als du dich Slims Unternehmen angeschlossen hast?«
    »Ich konnte mit Vieh umgehen. Das war genug.«
    »Trotzdem«, sagte sie, »er ist ein netter Bursche. Bisschen fein, aber …«
    »Das ist noch so eine Sache. Ich weiß nicht, wie er zu den anderen Kerlen passen würde.«
    »Und was ist mit diesem Duke?«, fragte sie. »Er hört sich auch ein bisschen fein an, mit einer eigenen Farm und allem Drum und Dran.«
    »Aber nein. Der ist anders. Er versteht was von Vieh, hat sein ganzes Leben auf einer Rinderfarm verbracht. Aber ich werde keine Entscheidung treffen, bevor du ihn kennengelernt hast.«
    »Und wie steht es mit einem Führer, Harry? Mir wäre viel wohler zumute, wenn du einen hättest. Du sagst selbst, dass Slim dir nicht ganz geheuer war: Er konnte stets Wasser aufspüren und einen Weg durch das Hügelgewirr finden, wo jeder andere fürchtete, sich zu verirren.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und betrachtete dabei den wachsenden Stapel mit Ausrüstungsgegenständen. »Keine Bange, Liebste, man hat mir einen Namen genannt. Der Kneipenwirt sagt, es gibt einen Einheimischen, Trader, der Händler, genannt, der seit einer Ewigkeit immer wieder von dort auftaucht.«
    »Ist er wirklich ein Händler?«
    »Ich glaube, ja. Es heißt, er zieht von einem Stamm zum anderen, tauscht Schmuck, Bumerangs und solche Sachen …«
    »Wie ein Zigeuner?«
    »Ist anzunehmen. Aber er spricht Englisch und kann sich in anderen Sprachen verständigen. Ich habe einige alte Einheimische gefragt, ob sie ihn für mich aufspüren können. Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt.« Er gab ihr einen Kuss. »Ich komme hin, Liebste. Tag für Tag.«
    »Und du siehst von Tag zu Tag müder aus. Komm, steig in die Wanne, dann schrubbe ich dir den Rücken.«
    »Lieber würde ich dir ein wenig … näher kommen.«
    Tottie kicherte. »Warum nicht beides?«
    »Glänzende Idee. Habe ich dir schon einmal gesagt, wie sehr ich dich liebe?«
    »Ja, ich denke schon, aber ich glaube dir nicht, weil du mich verlässt. Du liebst die Wildnis mehr als mich.«
    »Niemals«, sagte er, doch es lag ein leichtes Beben in seiner Stimme, als fehlte es seiner Antwort an der nötigen Überzeugung.
    Tottie

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