Im Tal der Mangobäume
gemacht, und jetzt bemüht sich Paul, Edward zu helfen, und Duke ist mit ihm unterwegs. Ich hätte mir keine Gedanken zu machen brauchen; sie hat es ihnen nicht erzählt. Was Edward zweifellos auch weiß.
»Ich wünschte, du kämst nach Hause«, sagte sie.
Sie hatte Jasins Testament in seinem Schreibtisch gefunden; es war vor drei Jahren abgefasst und unterschrieben worden. Von seinem Rechtsanwalt besiegelt. Alles war in Ordnung. Seine geliebte Frau und sein Sohn waren die einzigen Nutznießer seines beträchtlichen Vermögens an Wertpapieren und Sachwerten, das nach seinen eigenen Angaben eine Million Pfund betrug.
Georgina lächelte. Sie hatte Jasin gern damit geneckt, seine Lieblingsbeschäftigung sei es, in seinem Kontor zu sitzen und sein Geld zu zählen.
»Lach du nur«, hatte er dann gesagt, »eines Tages wirst du es vielleicht wissen müssen, um die Lage nicht zu unterschätzen.«
»O nein«, sagte sie in dem Moment, als sie eine Kutsche in die Zufahrt einbiegen hörte. Doch es galt nicht einem Gast, wer immer es sei, sie war mit den Gedanken noch bei Jasin. »O nein, mein Lieber« – sie lächelte –, »es ist mir nie in den Sinn gekommen, dich oder deine Lage zu unterschätzen.«
Der einzige Besucher, den sie erwartete, stand still im Salon, den Hut in der Hand.
Georgina schlang sich einen Kaschmirschal um die Schultern und ging hinein, um Juan Rivadavia zu begrüßen.
Der an Edward Heselwood adressierte Brief erreichte die Gemischtwarenhandlung in Longreach mehrere Wochen, nachdem der Trauergottesdienst für den verstorbenen Lord Heselwood in der St.-Andrew’s-Kathedrale in Sydney stattgefunden hatte.
Die Leute hatten die Straßen gesäumt, um den Trauerzug die kurze Strecke zum Sandhill-Friedhof zurücklegen zu sehen und einen Blick auf die Witwe zu werfen, die, von ihrer alten Freundin Lady Rowan-Smith begleitet, in der voranfahrenden Kutsche saß.
Als die Damen vorüber waren, ertönten sowohl Hoch- als auch Buhrufe für die mit Zylindern behüteten Politiker, die in großer Zahl erschienen waren, um Heselwood die letzte Ehre zu erweisen.
Etliche Leute waren pikiert, weil sie nicht zu einem Empfang nach dem Gottesdienst eingeladen waren, andere, die sich ein Herz fassten und zu dem hafenwärts gelegenen Herrenhaus der Heselwoods zogen, fanden das Tor fest verschlossen vor.
Georgina konnte sich einer solchen Marter noch nicht aussetzen, ließ sich aber in Abwesenheit ihres Sohnes von ihrer Freundin Vicki Rowan-Smith und von Juan Rivadavia trösten.
Eine Woche später erhielt sie einen Brief von Clem Batterson, dem Verwalter von Montone, den es offensichtlich sehr mitgenommen hatte, als er von Jasins Tod erfuhr. Er wollte Lady Heselwood jedoch wissen lassen, dass das Pferd Saul heil und gesund bei ihm auf der Farm war. Wie es schien, hatte Edward das Pferd an Mrs.Paul MacNamara verkauft und Lord Heselwood hatte es von ihr erworben.
Georgina nickte. »Natürlich.«
Jasin hatte gesagt, er würde das Pferd finden. Und er hatte es gefunden.
Aber wie um alles in der Welt war es dazu gekommen?, fragte sie sich. Und vermutete, alles werde sich aufklären, wenn Edward nach Hause käme.
»Wenn ich gewusst hätte, dass Juan Rivadavia Jasins Sarg nach Sydney bringt«, jammerte Milly Forrest, »dann wäre ich mit demselben Schiff gefahren. Als ich davon erfuhr, war es zu spät. Ich hatte gedacht, es würde andersherum sein. Georgina würde nach Brisbane kommen und ihn dort beerdigen. Das wäre eine schöne Versammlung geworden.«
»Warum wolltest du zu seiner Beerdigung?«, fragte Lucy Mae. »Du konntest ihn nicht leiden.«
»Darum geht es nicht. Ich hatte Georgina immer gern. Sie ist eine große Dame, ein guter Mensch.«
»Aber sie ist keine richtige Freundin von dir.«
»Natürlich ist sie meine Freundin. Großer Gott, ich kenne sie länger als sonst jemanden in der Kolonie. Wir sind mit demselben Schiff gekommen.«
Nicht
das
schon wieder, dachte Lucy Mae und wollte sich in die neueste Ausgabe von
Ladies
vertiefen.
Milly blickte von ihrer Stickarbeit auf. »Ich hätte zu der Beerdigung gehen sollen. Ich hätte es rechtzeitig schaffen können. Es wäre eine große Ehre für mich gewesen, dort unter den Größen des ganzen Landes zu sein!«
»Du hattest keine Einladung.«
»Unsinn! Als ob
ich
eine Einladung nötig gehabt hätte! Warum bist du so mürrisch? Stell dir mal vor, wie das ist, wenn alle Freunde vor einem sterben.« Milly stieß einen tiefen Seufzer aus und wischte sich
Weitere Kostenlose Bücher