Im Tal der Mangobäume
gar nicht zurück. Wie ich ihn kenne, hat er die Rinder verkauft und ist woandershin gezogen. Ich hätte Harry Merriman warnen sollen, dass er so zuverlässig ist wie eine abgelaufene Uhr.«
»Was meinst du, soll ich Milly schreiben, dass er uns Mango Hill verkauft hat und …«
»Und uns seine verfluchten Rechnungen hinterlassen hat«, brummte Paul. Dann lachte er. »Aber er hat nicht erwartet, dass er irgendwie zu Geld kommt, oder?«
John Pace hatte sein Versprechen gehalten und ihnen eine Abrechnung für Kooramin geschickt, die den Zeitraum seit dem Tod der Mutter abdeckte. Nach Abzug seines Gehalts und eines geringen Buchhalterlohns für seine Frau konnte er seinen Partnern mitteilen, dass die Rinderfarm den drei Besitzern einen beträchtlichen Gewinn eingebracht und er zwei Schecks nach Mango Hill geschickt hatte.
Paul hatte seinen Anteil bei der Bank eingezahlt und John Pace mitgeteilt, er behalte Dukes Scheck für das ihm geschuldete Geld ein. Die zwei Brüder waren sich einig, dass das nur gerecht war.
»Ach, verflixt. Ich sehe nach, was Milly will«, sagte er jetzt und griff nach dem zweiten Brief.
»Du kannst Dukes Post nicht lesen!«, protestierte Laura.
»Ach nein? Er verkauft mir einen Besitz, der noch mit Hypotheken belastet ist, und du sagst, ich kann seine dämliche Post nicht lesen. Von wegen! Ich hoffe nur, er hat sich kein Geld von ihr geliehen«, setzte er hinzu, während er den Brief öffnete und überflog.
»Ach du lieber Himmel«, sagte er. »Warum hast du mich seine verdammte Post lesen lassen?«
Sie grinste. »Jetzt bin ich auch noch schuld! Was hat er denn wieder angestellt?«
»Verdammter Mist!«
»Was?«
»Lucy Mae erwartet ein Kind!«
»Von Duke?«
»Allerdings.«
»O Gott. Wie geht es ihr?«
»Davon steht hier nichts. Ich glaube, Dukes zukünftige Schwiegermutter ist zu sehr damit beschäftigt, ihn an die Kandare zu nehmen.« Er lachte. »Der wird von Milly was zu hören kriegen.«
»Lass mal sehen.« Laura griff nach dem Brief. »Arme Lucy Mae. Sie steckt ganz schön in der Bredouille. Hättest du den Umschlag bloß nicht so beschädigt. Wir dürfen uns nicht anmerken lassen, dass wir es wissen. Ich hole ein neues Kuvert und adressiere es an ihn.«
»Ohne Briefmarke?«
»Ich klebe eine Marke drauf und mache sie ein bisschen schmutzig.«
»Du bist ja ganz schön gerissen.«
»Hättest du nur den vermaledeiten Brief nicht aufgemacht!«
»Hast du etwas von Duke gehört?«, fragte Rosa Lucy Mae, während sie am Flussufer entlangschlenderten.
»Nein, nichts.«
»Ist dir sehr bange? Man sieht es dir nicht an. Du siehst richtig gut aus.«
»Rosa, es macht mich glücklich, ein Kind zu bekommen. Irgendwie kann ich das ganze Drumherum nicht richtig ernst nehmen … kein Ehemann, eine Mutter, der die große Frage ›Was werden die Leute denken?‹ im Gesicht geschrieben steht – das sind Lappalien im Vergleich dazu, dass ich ein Kind haben werde.«
»Und Duke? Er wird es wissen wollen.«
Lucy Mae zuckte mit den Achseln. »Ich sagte doch, ich habe nichts von ihm gehört.«
»Aber er hat dir einen Heiratsantrag gemacht!«
»Ich glaube, er ist noch unterwegs. Er wollte mit einem Viehtrieb in den Busch. Ich vermute, er ist noch da draußen, aber erzähl das mal meiner Mutter!«
»Was wirst du sagen, wenn er doch auftaucht?«
»Ich weiß nicht.« Lucy Mae lächelte. »Das wird sich zeigen. Was ist denn eigentlich aus deiner Affäre geworden?« Sie flüsterte die Frage, als könnten die Vögel, die auf dem Rasen pickten, es hören und weitererzählen.
Rosa hatte darauf gewartet. Sie rang sich ein Kichern ab und schwindelte dann: »Ich konnte es nicht durchstehen, sondern habe kalte Füße bekommen. Ich habe mich ein paar Mal mit ihm zum Tee getroffen, aber als wir ein heimliches Stelldichein vereinbarten, bin ich zu Hause geblieben. Habe mich gedrückt. Ich bin so ein Feigling.«
»Nein, das bist du nicht. Du hast es ganz richtig gemacht«, sagte Lucy Mae. »Du würdest es nicht ertragen, in eine Affäre verwickelt zu sein, wirklich. Hast du ihn seitdem wiedergesehen? In Gesellschaft, meine ich?«
Rosa schüttelte den Kopf. Zuckte mit den Achseln. »Nein.«
Obwohl ihr Ehemann und Arzt bestätigt hatte, dass sie in anderen Umständen war, brachte Rosa es nicht über sich, Lucy Mae von ihrem Zustand zu erzählen.
»Hast du dir schon Namen für das Kind ausgedacht?«, fragte sie.
Auf dem Nachhauseweg beschloss Rosa, ihren Vater zu besuchen, musste aber
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