Im Tal der Mangobäume
erfahren, dass er noch abwesend war und dass Mrs.Pilgrim keine Gäste empfing.
»Sie liegt noch im Bett, Mrs.Palliser«, sagte das Mädchen mit missbilligendem Naserümpfen.
»Ist sie krank?«
»Eher verschnupft, würde ich sagen.«
»Weswegen? Oh, einerlei, ich sehe selbst nach. Welches Zimmer?«
Rosa klopfte an die Schlafzimmertür und rief Lark zu: »Ich bin es, Rosa. Darf ich hereinkommen?«
Ein leises Wimmern war hinter der Tür zu hören. Rosa nahm es als Zustimmung.
Umgeben von den verschiedensten Dingen, saß Lark aufrecht in einem sehr freizügigen Nachtgewand in dem Himmelbett. Eine Perserkatze hatte sich friedlich auf die große rosa-weiße Daunendecke gekuschelt, inmitten von Cremetiegeln, Modekatalogen, abgestellten Tellern, einem Glas mit Sahnebonbons, Haarbürsten und Kämmen, weiterem Krimskrams und einem Strohhut mit Schleier.
Lark brach in Tränen aus, als Rosa eintrat. »Ah! Es gibt noch einen Menschen, den es kümmert, ob ich lebe oder sterbe. Komm herein,
ma Chérie
. Setz dich zu mir.«
Lark wollte die Katze beiseiteschieben, doch die fauchte sie an, weshalb Rosa sich einen Stuhl heranzog.
»Was fehlt dir, Lark? Bist du krank?«
»Krank? Natürlich bin ich krank. Krank vor Verzweiflung!« Sie kramte unter der Bettdecke, förderte einen Handspiegel zutage und betrachtete sich darin.
»Sieh mich doch an! Ich bin ein Wrack! Das ist sein Werk. Er ist ein grausamer, herzloser Mensch. Reich mir die Haarbürste. Meine Haare sind stumpf, siehst du das? Es zeigt sich an den Haaren, wenn die Gesundheit schwindet.«
»Wer ist dieser grausame, herzlose Mensch? Mein Vater?«
»Dein Vater, natürlich! Er hat mich allein gelassen. Ich bin einsam!« Ihre Stimme hatte einen hysterischen Klang. »Er hat mich hierher eingeladen. In dieses Haus. Das war nicht meine Idee,
Chérie.
Und nun ist er fortgegangen, ohne ein Wort verlauten zu lassen, wann er wiederkommt …«
»Aber er ist in Sydney. Warum bist du so außer dir?«
»Weil er in Sydney ist! Er hätte nicht fahren müssen. Diesmal nicht. Ich habe meine Eingebungen. Ich weiß, worauf er aus ist. Er ist hinter dieser Frau her!«
Unversehens ergriff sie Rosas Hände und schluchzte: »Ach mein Liebes, wie grässlich von mir, dich mit meinem Trübsinn zu belasten, wo du doch selbst so gelitten hast.«
»Ich?«
»Heselwood, Liebes«, flüsterte sie. »Er ist dahingegangen.«
»O ja, Lark, es war für alle eine furchtbare Erschütterung. Zu traurig. Mein Mann und ich waren zu der Zeit auf der Farm seines Vaters.«
»
Mon dieu!
Wie entsetzlich für dich, Liebes! Doch du bist stark. Und jung. Du darfst nicht zurückblicken. Versprichst du mir das?«
»Ja, das verspreche ich. Aber Lark, warum regst du dich wegen Juan so auf?«
»Wie denn nicht? Heselwood ist tot! Das war für deinen Vater nicht von Bedeutung. Aber nein, was tut er? Gibt vor der Lady den Ritter Lancelot.«
»Welcher Lady?«
»Seiner Frau. Der Witwe. Lady Heselwood. Dein Vater ist ja so gutherzig«, höhnte sie. »Heselwood ist hier in Brisbane gestorben. Die Lady wohnt in Sydney. Wie also das Begräbnis arrangieren? Nichts leichter als das. Juan tritt auf den Plan und erbietet sich, den Sarg nach Hause zu begleiten.«
»Du kannst ihm doch deswegen keinen Vorwurf machen. Sie kennen sich seit Jahren!«
»Und was beweist das? Nichts! Sie haben sich nie gut verstanden. Es war das Stadtgespräch, als Juan Jasin mitten ins Gesicht geschlagen hat. Du denkst doch nicht, dass Jasin so etwas vergessen hätte? Nein, niemals, das kannst du mir glauben!«
Es war das zweite Mal, dass Rosa in diese Querelen einbezogen wurde. Charlie hatte dieselbe Bemerkung gemacht: »Warum wollte dein Vater auf einmal Lord Heselwoods Sargträger sein, wo sie sich nicht ausstehen konnten, wie du selbst gesagt hast?«, hatte er gefragt.
»Mein Vater«, sagte sie, diesmal zu Lark, »würde immer helfen, wo er kann. Er und Lord Heselwood hatten ihre Meinungsverschiedenheiten, aber Georgina hatte keinen Streit mit Juan. Sie haben sich gegenseitig geachtet.«
»Nennt man das jetzt so?«, fragte Lark boshaft und griff nach einer Puderquaste.
»Nennt man was?« Larks Ton ärgerte Rosa. »Was mein Vater getan hat, war nicht nur sehr zuvorkommend, sondern auch vernünftig. Es war bezeichnend für ihn, mit der Lösung eines Problems aufzuwarten, das Georgina zu der Zeit fast unüberwindbar erschienen sein muss. Ich meine, was tut eine Frau, wenn ihr Mann in einer so weit entfernten Stadt zu Tode kommt?«
»Sie
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