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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Wasserkessel ab und drehte sich zu ihr um. »Wohin, Tottie?«
    »Nach da draußen.« Sie zeigte auf die Straße, die aus der Stadt herausführte. Die Straße nach Westen.
    »Ah, verstehe.«
    Tottie betrachtete ihren Kleidersaum. Die Naht hatte sich an einer Stelle gelöst, so dass er nun im Schmutz schleifte. Sie trat zornig dagegen.
    »Möchtest du nicht wissen, warum?«, fragte sie ohne aufzublicken.
    »Nur, wenn du es mir sagen möchtest.«
    »Du bist immer so höflich, Ned. Schön, ich werde es dir sagen.« Sie atmete tief durch, und die Worte sprudelten hervor. »Ich habe Angst, Ned. Ich fürchte mich so sehr, dass ich nicht richtig denken kann. Alle sprechen nur über die Wilden und dass Menschen mit Speeren getötet werden. Dass Lager überfallen werden. Warum tun wir uns das an? Ich dachte, wir sind Siedler, keine Grenzkämpfer. Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm werden würde.«
    Dieses Mal legte er ihr seinen Arm um die Schulter. »Was meint Harry?«
    »Er ist zu sehr damit beschäftigt, uns wieder in Bewegung zu setzen. Er ist ein bisschen ungeduldig wegen der Verzögerung. Er hat noch mehr Gewehre gekauft. Das ist seine Reaktion.«
    »Du hast ihm nicht gesagt, dass du Angst hast?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Was würde das nützen? Er wollte ja nicht, dass ich mitkomme. Er hat mich gewarnt. Aber ich war zu dumm und wollte nicht hören. Aus lauter Liebe zu ihm.«
    Er stand neben ihr und überlegte, was er Unverfängliches sagen könnte.
    Das Wasser im Kessel sprudelte, und Ned gab Teeblätter und Zucker hinein.
    »Jetzt nimmst du ihn vom Feuer und lässt ihn ziehen«, schniefte sie.
    »Zu Befehl.« Ned stellte den Kessel auf die Erde, dann stand er da und starrte auf ihn hinunter. »Du musst es Harry sagen.«
    »Und was kann er tun?«
    »Er hat ein Recht zu erfahren, dass du dich ängstigst.«
    »Nein. Es ist zu spät.« Sie tupfte sich die Augen ab und seufzte. »Entschuldige, Ned. Ich sollte dich nicht mit meinem Kummer behelligen. Bitte sag Harry nichts. Versprich es mir.«
    »Ist gut, ich verspreche es. Ist der Tee jetzt fertig? Muss man ihn nicht zuerst schwenken? Ich habe das nie kapiert.«
    Sie lächelte. »Ich mache das nie, ich glaube, das ist ein Märchen.«
    Sie setzten sich auf die Bank neben dem Wagen und tranken den Tee.
    »Wohin gehst du von hier aus?«, fragte sie ihn.
    »Ich ziehe mit euch weiter. Ich muss doch sehen, wo ihr euch niederlasst.«
    »Harry dachte, du kehrst um, sobald wir hier angekommen sind. So war es geplant. Er hatte nicht damit gerechnet, weiter vorstoßen zu müssen, darum musst du nicht mit uns kommen. Die Treiber bleiben aber.«
    »Ich bin so weit gekommen, da bringe ich es auch zu Ende.« Er lächelte. »Das heißt, wenn ihr mich bei euch haben wollt.«
    »Natürlich wollen wir.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Du bist ein guter Freund, Ned. Würdest du mir noch einen Gefallen tun?«
    »Ja.«
    »Sieh zu, ob du etwas aus Duke herausbekommst. Wir wissen nicht, was er macht, und Harry ist schrecklich böse auf ihn.«

[home]
    Kapitel 15
    Georgina war wie gelähmt. Sie konnte sich nicht damit abfinden, dass Jasin tot war. Sie war verstört über die gedämpften, wohlmeinenden Stimmen um sie herum, die von seinem Ableben flüsterten, von seinem Hintreten vor seinen Schöpfer und anderen Umschreibungen für die Tatsache, dass er gestorben war. Sie litt Qualen, die sie nicht in Worte fassen konnte. Nicht einmal vor ihm. Nicht einmal vor Jasin. Der Mann war ein solcher Zyniker gewesen, daher würde es ihm schwerfallen hinzunehmen, dass sie entsetzlich litt. An gebrochenem Herzen! Sie mochte es sich kaum eingestehen, so sehr fürchtete sie seine Verachtung. Seine Witzelei.
    »Was hast du? Wahrhaftig? Und wie ist es dazu gekommen?«, hörte sie ihn sagen.
    Und wie war es dazu gekommen?, fragte sie sich.
    Dreißig Ehejahre mit einem Mann, den sie anbetete, das mochte ein guter Ausgangspunkt sein. Dreißig Ehejahre mit einem ehrgeizigen Mann, der ein ausgemachter Schuft sein konnte, aber auch ein liebenswürdiger, humorvoller, eleganter Gentleman.
    Das Leben mit Jasin war nie langweilig gewesen. Er hatte langweilige Menschen verabscheut. Zeitweise war ihr Zusammenleben ungestüm gewesen, aber meistens waren sie bestens miteinander ausgekommen. Georgina hatte erkennen müssen, dass romantische Liebesworte ihrem Mann nicht gegeben waren; doch die bedeuteten ihr ohnehin nichts – sie fand sie recht kindisch. Sie fühlte sich wohler – nein, glücklicher –,

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