Im Tal der Mangobäume
ruhige Ecke zurück, um Lucy Maes Antwort auf seinen Heiratsantrag ungestört lesen zu können.
Aber der Brief war von Milly. Enttäuscht murmelte er: »Verdammter Mist! Was will sie?«
Ein Mann, der in der Nähe stand, grinste. »Die Missus, wie?«
»Ja.« Duke zuckte mit den Achseln und wandte sich ab, um sich auf Millys krakelige Schrift zu konzentrieren.
»Allmächtiger!«, stieß er überrascht hervor und stürmte aus dem überfüllten Laden, um Millys Anweisungen – denn darum handelte es sich – noch einmal zu lesen. Lucy Mae erwarte ein Kind von ihm, und er habe sich unverzüglich nach Hause zu begeben, um sie zu heiraten!
»Schön, wird gemacht«, sagte er zu den Briefbogen. »Habe ich sie denn nicht schon gefragt?«
Er überlegte, ob es falsch von ihm gewesen war, an Lucy Mae zu schreiben. Ihr einen Heiratsantrag zu machen, statt vielleicht zuvor mit ihren Eltern zu sprechen. Aber Lucy Maes Vater war schon vor Jahren gestorben.
Glaubte Milly nun, er hätte sich an sie wenden müssen?
»Bestimmt«, murmelte er ärgerlich. »Das sieht ihr ähnlich, dem alten Drachen.« Er zuckte mit den Achseln. »Spielt keine Rolle. Ich habe jetzt Erlaubnis zum Handeln. Aber Lucy Mae hätte mir wenigstens selbst schreiben sollen. Das hätte mich gefreut. Es ist wirklich enttäuschend, nur von ihrer Mutter zu hören.«
Duke trat noch einmal an die Theke. »Ist wirklich nicht noch mehr Post für mich da? Ich erwarte einen weiteren Brief.«
Die Frau wühlte noch einmal in dem staubigen Poststapel. »Nein, Duke. Bedaure. Das war alles für diesen Monat.«
Untröstlich verließ er den Laden, besann sich, dass er laut Milly Vater wurde, aber das kam ihm in keinster Weise wirklich vor. Nichts von alledem erschien ihm real, nicht einmal die Tatsache, dass er Lucy Mae heiraten würde. Diese Aussicht müsste ihn eigentlich wahnsinnig glücklich machen. Stattdessen bangte ihm vor dem großen Ritt, den er vor sich hatte. Dies war nicht die rechte Zeit, niedergeschlagen zu sein.
Als Ladjipiri es für geboten hielt aufzubrechen, bat Banggu ihn, noch ein paar Tage zu bleiben.
»Wir brauchen Zeit für uns, um zu reden. Vater und Sohn.«
Die Bitte rührte Ladjipiri. Diesem Sohn war die Zeit beschieden gewesen, die seinem Bruder verwehrt worden war, um sich zu einem starken, selbstsicheren Mann zu entwickeln, und doch legte er Wert auf das Urteil seines Vaters. Ladjipiri sah sich nach einem passenden Ort für dieses wichtige Familiengespräch um und entschied sich für eine hohe Böschung an einem Waldrand, von wo aus man einen Blick auf das stille Wasser hatte. Hier konnte er sich vorstellen, wie die Fluten im Sommer herantosten und das ausgedörrte Land wieder grün werden ließen. Das wäre gewiss ein gewaltiger Anblick, doch zu jener Jahreszeit würde er weit fort sein.
Als sein Sohn zu ihm kam, sprachen sie über dieses große Wassergeschenk, das der Norden schicke. Sie sprachen von der Familie daheim, und Banggu gestand, dass er die Seinen schmerzlich vermisste. Danach sprachen sie zum ersten Mal über die Tragödie, die bei der Schlucht ihren Anfang genommen hatte.
»Die haben wir selbst herbeigeführt«, sagte Banggu. Er hob die Hand, um Ladjipiris Einwand zu unterbinden. »Nein, lass mich sprechen. Wir haben die Soldaten mit Steinen beworfen …«
»Nicht Soldaten, Polizisten.«
»Das ist ein und dasselbe. Wir fanden es spaßig. Wir waren dumm – stolz darauf, dass wir einen von ihnen getötet hatten. Wir waren zu dumm, um zu sehen, dass wir in ein Wespennest gestochen hatten und die Vergeltung furchtbar sein würde. So kam es dann auch, Vater«, fuhr er fort. »Und für diese Dummheit, die im Tod meines Bruders und unserer Freunde endete, bitte ich um Vergebung.«
Ladjipiri wollte die Entschuldigung als überflüssig abtun, doch Banggu blieb beharrlich.
»Ich möchte, dass du nun die Worte sprichst, mit denen du mir verzeihst; denn es lastet schwer auf mir. Ich bitte dich, mir dies zu gewähren, bevor ich andere wichtige Angelegenheiten mit dir besprechen kann.«
Ladjipiri ergriff die starken Arme seines Sohnes und hielt sie ganz fest, während er seine Vergebung erteilte, Balsam für die Trauer, die sie beide trugen.
»Nun«, sagte Banggu, »möchte ich, dass du noch etwas für mich tust.«
»Du brauchst nur zu bitten.«
»Das weiß ich. Du bist lange genug in diesem Land, um zu wissen, dass es sehr gefährlich geworden ist. Ich habe Wiradji versprochen, ihr eines Tages das Meer zu zeigen. Das ist
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