Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
jetzt umso dringlicher, als es dort sicherer ist als hier. Ich habe keine Angst mehr, dass die Polizei mich festnimmt. Ich werde mein Aussehen und meinen Namen ändern, und Wiradji soll bei unserem Volk leben.«
    Ladjipiri wurde leicht ums Herz. War es möglich, dass sein Sohn nach Hause kam?
    »Aber ich kann hier nicht fort, bevor der Kampf vorbei ist, deswegen möchte ich, dass du Wiradji mit dir nimmst.«
    Enttäuschung zeigte sich auf dem Gesicht seines Vaters, doch Banggu sprach weiter. »Hier ist für keinen von uns ein sicherer Ort, Vater. Es wird Krieg geben …«
    »Aber gewiss …«
    »Nein. Ich spreche nicht von Überfällen und kleinen Anschlägen; ich meine einen regelrechten Krieg, um das Kalkadoon-Gebiet von den Weißen zu befreien, und ich muss meine Pflicht tun.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«
    »Das weißt du nicht«, sagte Banggu ruhig und bestimmt.
    »Du auch nicht!«
    »Ich will über diese Angelegenheit nicht streiten. Ich bin jetzt ein Krieger. Aber meine Frau ist es nicht, und kein Gesetz verbietet, sie wegzuschicken. Ich werde bei ihr sein, sobald ich hier meine Pflicht erfüllt habe.«
    Ladjipiri konnte nicht mehr an sich halten. »Lass uns alle gehen«, entfuhr es ihm. »Dieser Kampf ist nicht der deine.«
    »Diese Leute haben mir Zuflucht gewährt. Jetzt werde ich gebraucht!«
    »Ach, mein Sohn, ich bitte dich, komm mit mir!«
    »Du weißt, ich kann nicht. Du hast ein Pferd. Ich besorge noch eins für Wiradji, und ihr müsst, so schnell ihr könnt, von hier nach Norden reiten.«
    »Und wenn sie nicht fortwill ohne dich?«
    »Sie muss. Sie erwartet ein Kind. Sie darf mein Kind nicht gefährden. Du wirst beide in Sicherheit bringen.« Seine Stimme wurde sanft. »Ich hoffe, der Anblick ihres Enkelkindes wird meiner Mutter ein Trost sein und sie für ihre Traurigkeit entschädigen.«
    »Aber Banggu! Ein Krieg?«
    »Vielleicht ist es ja nur ein wildes Gerücht. Wer weiß?«
    Ladjipiri war nicht beruhigt.

[home]
    Kapitel 17
    Sie waren seit zwei Tagen unterwegs, ritten zügig durch baumlose Ebenen, hin zu felsigen roten Bergen, und hatten die letzten Siedlerpioniere auf dieser Wegstrecke schon hinter sich gelassen. Duke war zuversichtlich, dass sie gut vorankamen.
    Ned war vergnügt. Auch wenn sie sich einig waren, die Pferde zu Beginn zu schonen, schlugen sie alle Vorsicht in den Wind und preschten in das wilde, unwegsame Land.
    Wieder einmal staunte Ned über die weiten Ausblicke, die sich vor ihnen auftaten. Der Horizont wirkte wie abgesenkt, um die Unendlichkeit des einmalig blauen Himmels aufzunehmen, den nicht das winzigste Wölkchen trübte. Aus der Ferne sahen sie gelegentlich eine Gruppe Aborigines über das offene Land ziehen, meistens einzeln hintereinander, was Ned gebannt beobachtete. Wo sie eine große Schar bunter Papageien über Bäumen kreisen sahen, vermuteten sie ein in diesem Waldstück verborgenes Wasserloch.
    Ohne viel nachzudenken, abgesehen davon, dass sie ihre Wassersäcke füllen mussten, schlugen sie diese Richtung ein und ritten geradewegs in den Wald – was ungeschickt war, stellte Ned fest, da sie in ein Aborigine-Lager hineinplatzten.
    Eine Frau rannte kreischend davon, Hunde kläfften, Männer und Frauen gingen ihnen rasch aus dem Weg, als wollten sie den Reitern gestatten, zu dem Wasserloch vorzudringen, das silbern durch das schattige Tal schimmerte, doch die zwei Männer saßen rasch ab und entschuldigten sich durch Handzeichen für ihr Eindringen.
    Die Mienen der dunklen Gesichter ringsum waren sichtlich verängstigt, die Blicke mehr auf die neben den Sätteln baumelnden Gewehre gerichtet als auf die Fremden.
    Ned sah kleine Kinder, die sie aus dem Schutz der Bäume beäugten, und um sie sich gewogen zu machen, entnahm er einer Satteltasche eine Dose goldgelben Zuckersirup. Sie hatten beide eine Vorliebe für diesen Sirup. Er schmeckte wie kräftige Melasse und war im Busch sehr beliebt, weil man damit Tee süßen und das fadeste Essen etwas schmackhafter machen konnte.
    Er öffnete die Dose, nahm mit dem Finger etwas Sirup und leckte ihn ab, wobei er den Kindern zuliebe übertrieben vor Behagen seufzte. Dann ging er auf sie zu und hielt ihnen die offene Dose hin.
    Ein mutiger kleiner Junge von ungefähr zehn Jahren lief herbei, um das Wunderzeug zu kosten, doch eine Frau, offensichtlich seine Mutter, riss ihn am Arm zurück und griff selbst nach der Dose. Alle sahen zu, wie sie mit misstrauischer Miene vorsichtig probierte, und Ned erinnerte

Weitere Kostenlose Bücher