Im Tal der Mangobäume
Pferde, und sehen Sie zu, dass sie gut bewaffnet sind und Packtaschen mit Notverpflegung mitnehmen, damit ich keine Zeit mit Nahrungssuche verschwenden muss. Sie sollen binnen einer halben Stunde fertig zum Aufbruch sein.«
Er begab sich eilends in sein Zelt, zog eine saubere Uniform an, überprüfte Gewehr und Revolver und nahm einen Schluck Whisky aus seinem silbernen Flachmann, ehe er ihn wieder füllte. Dann trug er seine geplante Maßnahme in sein Tagebuch ein, setzte seine Mütze auf und ging nach draußen auf das gerodete Gelände. Er sah mit Freuden, dass der Bau Gestalt annahm. Viele Leute aus der Umgebung klagten darüber, dass der Kalkadoon-Stamm über die Stränge schlage, und eine gut ausgestattete Polizeistation würde dazu beitragen, das Vertrauen wiederherzustellen.
Bevor er aufbrach, erteilte er weitere Anweisungen. »Ich bin in ein paar Tagen zurück. Ich kriege die Schweine, tot oder lebendig. Lassen Sie unterdessen dieses Gelände rund um die Uhr bewachen, und stellen Sie für die Außenbezirke der Stadt ständige Patrouillen ab.«
Zwei Tage nachdem der Inspektor losgeritten war, wurde ein Wächter mit einem Speer getötet, und die meisten Polizeipferde wurden gestohlen. Man sagte, Dwyer habe sich mit mehreren Eingeborenen zusammengeschlossen, und die Pferde befänden sich jetzt in den Händen von Buschräubern.
Zu Beginn fürchtete Banggus Frau Wiradji sich vor den Pferden. Da aber ihr Mann und sein Vater darauf bestanden, dass sie das Tier ritt, das Banggu für sie ausgesucht hatte, unterdrückte sie ihre Angst und berührte vorsichtig den mächtigen Kopf.
Das Pferd nickte fromm, und dies verstand sie als Einwilligung, seinen Hals zu streicheln. Pferde, befand sie, waren Tieren wie Rindern weitaus überlegen, vielleicht sogar Kamelen. Sie würde darüber nachdenken müssen.
Plötzlich hob Banggu sie hoch und setzte sie auf das Pferd. Sie schrie auf, dachte, das Tier würde sie abwerfen, doch es schien ihm nichts auszumachen.
»Steck die Füße in diese Eisen«, sagte Ladjipiri. »Sie geben dir Halt. Und mit den Zügeln hier sagst du ihm, wohin es gehen soll.«
Tagelang führte ihr Schwiegervater das Pferd, während sie darauf saß und dabei ihren gaffenden Freundinnen zuwinkte, doch dann ließ er das Pferd schneller gehen, so dass sie auf seinem Rücken hin und her rutschte, und sie musste selbst zusehen, wie sie das Reiten bewältigte. Und auf einmal hatte sie den Rhythmus erfasst und war begeistert! Reiten machte ihr Spaß! Als aber Wiradji Familie und Freunde herbeirief, um ihren Triumph zu bestaunen – zu sehen, wie sie diese Aufgabe meisterte, indem sie bis zu den großen Ameisenhügeln und zurück über die Ebene galoppierte, mit fliegenden Haaren, während die Pferdehufe über den Boden flogen –, da kam das Leben, das sie bislang gekannt hatte, zum Stillstand.
Als sie das Pferd zum Stehen brachte und unverletzt absaß, ließen alle sie enthusiastisch hochleben. Manche baten sogar, auf einen Ritt mitgenommen zu werden, doch das konnte Banggu nicht zulassen. Vielmehr brachte er Wiradji eilends zu einem Wäldchen, wo ihre Eltern und Ladjipiri warteten.
»Meine Frau ist bereit«, sagte er ruhig. »Sie brechen morgen auf.«
Wiradji war entsetzt. »Nein!«, rief sie. »Noch nicht. Ich will nicht! Sag es ihnen, Mutter! Ihr könnt mich noch nicht fortschicken.«
Ihr Flehen half nichts, der Entschluss war unabänderlich.
»Du musst deinem Mann gehorchen«, sagte ihr Vater. »Es bekümmert uns, dich zu verlieren, aber wenn er wünscht, dass du bei seinen Angehörigen lebst, dann soll es so sein.«
»Aber er kommt nicht mit«, wandte sie ein. »So soll es nicht sein. Ich will nicht fort. Ich möchte bei meinem Mann bleiben.«
»Du musst gehen. So will es das Gesetz.«
Ihre Mutter schloss sie in die Arme. »Dein Mann ist klug. Er denkt nur an deine Sicherheit, und dafür werde ich ewig dankbar sein.«
Sie klammerte sich die Nacht über an Banggu, flehte ihn an, bei ihm bleiben zu dürfen, doch er war unerbittlich. Die Trennung war für beide eine furchtbare Qual.
Wiradji hoffte, Banggu könnte wenigstens einen Teil der Wegstrecke mit ihnen ziehen, doch als Ladjipiri mit den Pferden zum Lager kam, sah sie ein, dass dies unmöglich war. Menschen zu Fuß konnten nicht mit Pferden mithalten.
Da sie sich den Wünschen ihres Mannes und ihrer Eltern nicht länger widersetzen konnte, nahm Wiradji die Reise aus diesem von Unruhen heimgesuchten Land als persönliche Herausforderung
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