Im Tal der Mangobäume
setzte Paul so lange zu, bis dieser sich um des lieben Friedens willen dazu bereit erklärte, sich vor einer endgültigen Entscheidung alles noch einmal gründlich durch den Kopf gehen zu lassen.
»Na, schön«, sagte er. »Ich schätze, wir werden uns schon noch einig. Solange du und Eileen nicht mit Prozessen droht.«
»Es ist jedem gedient, wenn alles so bleibt, wie es ist«, sagte John Pace, »bloß, dass wir jedem von uns ein Drittel des Gewinns ausbezahlen.«
»Ich gehe zu Duke und sage ihm, dass eigentlich noch nichts entschieden ist.«
Er entdeckte Duke in einer Bar und erzählte ihm von ihrer Übereinkunft. Der war alles andere als beeindruckt.
»Ja, hört mir eigentlich keiner zu? Ich habe doch klipp und klar gesagt, dass ich nicht nach Kooramin zurückkehre. Da habe ich schon mein ganzes Leben festgesessen. Ich möchte mich ein bisschen umsehen. Mir frischen Wind um die Nase wehen lassen!«
»Warum kommst du dann nicht nach Oberon und arbeitest für mich? Zur Abwechslung? Du hast meine Farm ja noch nicht mal gesehen, und du bist noch nie mit dem Schiff unterwegs gewesen. Ich besorge dir eine Fahrkarte.«
»Wohin fährt das Schiff?«
»Nach Rockhampton. Hübsche Stadt, wirklich. Wird dir gefallen. Die Schiffsreise dauert nur ein paar Tage, und bis zur Farm ist es dann nur noch ein Halbtagesritt.«
Duke schwankte. »Ich hatte mich hier eigentlich noch ein Weilchen umschauen wollen.«
»Hierher zurückkommen kannst du immer noch. Wird Zeit, dass du mal ein bisschen mehr von Queensland zu sehen bekommst.«
»Ja, mag sein. Na gut, ich komme mit. Genehmigen wir uns einen?«
»Geht nicht, leider. Laura wartet auf mich.«
Paul hätte gern etwas getrunken; er hatte Geschmack am Carlton-Bier gefunden, das aus Sydney importiert wurde, hielt es aber für vernünftiger, sich davonzumachen, ehe Duke sich umentschied.
Er hätte genauso gut bleiben und sein Bier trinken können, denn Duke war immer noch im Zwiespalt, ob er Brisbane wirklich schon verlassen und in eine andere Stadt reisen sollte. Er war kein Freund der Einstellung seiner Brüder, die sich alles immer genau überlegten.
Nachdenklich betrachtete er drei junge Männer, die am anderen Barende feierten. Offensichtlich waren sie mit dem Schiff aus Singapur in Brisbane angekommen, wo ihren lauten, betrunkenen Klagen zufolge Alkohol viel billiger war als in dieser überteuerten Spelunke.
Duke grinste. Sie ärgerten den Schankwirt wie auch zwei ältere Herren, die sich schließlich mit ihren Getränken auf die Veranda verzogen, bis aufs Blut. Leider konnte Duke den Spaß nicht länger beobachten. Er musste zu Mr.Bloom.
»Muss die Eigentumsurkunde von Kooramin denn nun geändert werden?«, fragte er den Anwalt.
»O ja, Duke, den Antrag, dass dies gemäß den Wünschen Ihrer Mutter geschieht, habe ich bereits gestellt.«
»Und brauchen Sie da das Testament noch?«
»Ja.« Der Anwalt zwinkerte. »Es muss ja amtlich erfasst werden.«
»Nun gut, dann geben Sie mir Bescheid, wenn ich es abholen kann. Ach, übrigens … Wer verwahrt die Eigentumsurkunde von Kooramin, wenn alle es besitzen?«
»Irgendeiner von Ihnen dreien.«
»Dann kann ja genauso gut ich sie bekommen. Mr.Bloom, darf ich Sie zu meinem Anwalt ernennen? Als meinen alleinigen, meine ich. Sobald die Testamentsgeschichte geklärt ist?«
»Aber natürlich, Duke. Es wäre mir ein Vergnügen, mich um Ihre Angelegenheiten kümmern zu dürfen.«
»Gut. Sie können damit anfangen, indem Sie die Dokumente von Kooramin in meiner Schachtel ablegen.«
»Schachtel?«
»Na, wo auch immer Sie Unterlagen aufbewahren.«
»Ah, verstehe. Möchten Sie, dass ich Ihre Brüder berate?«
»Nicht notwendig. Ich werde es ihnen erzählen. Nun muss ich mich aber beeilen, um zu den anderen zu stoßen.«
Er schnappte sich seinen Hut, schüttelte Mr.Bloom die Hand und verschwand.
Zufrieden mit sich und der Welt, begab Duke sich zum Hotel zurück, um sich umzuziehen. Er würde sich beeilen müssen, um bloß nicht seinen Brüdern in die Arme zu laufen. Dann würde er irgendwo ein Bier trinken, ehe es an der Zeit war, sich im
Bijou Palace
zu vergnügen. Er hatte schon einiges vom
Palace
gehört und konnte den Besuch, da er vor seiner Ankunft hier nichts von der Existenz eines solchen Etablissements gewusst hatte, gar nicht erwarten.
Es sei ein berühmtes Bordell, hatte man ihm erzählt, doch wie es sich herausstellte, war es weitaus mehr als das.
Ein Freudenhaus für feine Herren
verkündete ein Schild
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