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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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unterschlagen hatte, hatten sie weiter in guten Verhältnissen gelebt. Und als die Goldsucher dann in riesigen Scharen durchgezogen waren und satt werden mussten, da hatten sich seine Rinder zu Gold verwandelt.
    Ihre Gedanken wanderten zu Edward zurück. Es dürfte wohl Heselwood gewesen sein, der ihm den Hinweis bezüglich Dolours Krankheit gegeben hatte, um ihn endlich wieder heimzuholen. So ganz entsprach ihm das allerdings nicht. Zwar konnte Heselwood abscheulich sein, völlig rücksichtslos gar, wenn er ein Geschäft abschließen wollte, ob nun mit Feind oder Freund, aber als Edward Dolour »diese Frau« genannt hatte, war er doch sehr still geworden.
    Georgina war sich immer bewusst gewesen, dass Dolour der eigentliche Grund für die offene Feindseligkeit zwischen Pace MacNamara und Jasin gewesen war. Es gab Zeiten, da hatte sie befürchtet, ihr Mann würde sie wegen des irischen Mädchens verlassen, und diese Angst war auch nicht gewichen, als Dolour Pace geheiratet hatte.
    »Ich freue mich wirklich auf morgen, Mutter«, sagte Edward. »Würde es dir etwas ausmachen, allein in der Kutsche zu fahren? Ich würde so gern mit Vater reiten.«
    »Das sind über hundert Meilen, mein Lieber. Bist du dem gewachsen?«
    »Natürlich ist er das!«, rief Jasin. »Das wird ihm guttun. Zudem verliert er ein bisschen Speck dabei!«
    »Ich bin nicht fett!«, brauste Edward auf.
    »Ach nein? Muss wohl an den Spiegeln liegen. Was meinst du, Georgina? Oder möchtest du mit uns reiten?«
    »Ich ziehe die Kutsche vor, danke. Ich kann genauso gut mit Stil zurückkehren.«
    Bei ihrem Aufbruch spielte Georgina mit dem Gedanken, Edward zu warnen, auf die Bemerkungen seines Vaters nicht so gereizt zu reagieren. Das lohnte sich nicht. Dann seufzte sie. Wozu eigentlich? Er war fünfundzwanzig. Er musste lernen, mit allen möglichen Arten von Menschen zurechtzukommen, wenn er in diesem Land auf einer Viehfarm leben wollte. Die Auseinandersetzung mit Heselwood war vermutlich eine gute Übung.
    »Wo liegt das
Victoria Hotel?
«, wollte Edward wissen.
    »Unweit von hier in der Hauptstraße, der Queen Street«, erklärte Jasin.
    »Ausgezeichnet. Dann sehe ich euch beide morgen früh. Ich muss mich noch mit ein paar Bekannten vom Schiff treffen. Ihr kümmert euch um meine Schiffskoffer?«
    Ehe sie noch etwas erwidern konnten, war er auch schon zur Tür hinaus und eilte die Straße entlang. Georgina rief ihm etwas nach, doch er hörte sie nicht.
    »Aber er geht in die falsche Richtung!«, rief sie.
    Heselwood nahm sie am Arm. »Dann wird er eben umkehren müssen, nicht?«
     
    Jasin war enttäuscht, dass er nicht gebeten worden war, sich zu Edwards Schiffsbekanntschaften ins
Victoria
zu gesellen. Schließlich, grübelte er, bin ich doch noch kein Methusalem. Und genieße anregende Gesellschaft.
    »Nun, es hat vorzüglich geschmeckt, findest du nicht?« Er gab sich betont fröhlich, damit Georgina nicht dachte, er würde sich wegen Edwards Gedankenlosigkeit Sorgen machen. »Ich glaube, diese knusprige Gans war die beste, die mir je untergekommen ist.«
    »Ja, sieht so aus, als hätten sie jetzt einen chinesischen Koch, der die Küche eindeutig verbessert. In Sydney ist das gerade der letzte Schrei. Der Fisch war ebenfalls köstlich. Ich hatte an keinem Gang etwas auszusetzen, weshalb ich«, lachte sie, »nachdem ich ein wenig mehr gegessen habe, als mir guttut, lieber zu Fuß zum Hotel zurückgehen möchte.«
    »Gern!«
    Auf dem Rückweg auf der im Schatten liegenden Straßenseite wollte Georgina von Jasin wissen, welche Pläne er für Edward habe.
    »Da dir seine Heimkehr ja bekannt war, muss dir doch schon etwas vorschweben. Es wird schön für ihn sein, nach Carlton Park zurückzukehren.«
    »Nein. Seine Zukunft liegt im Norden. Im Vieh. Hier in Queensland sind die Möglichkeiten endlos. Zunächst einmal kann er Montone verwalten.«
    »Fahren wir deshalb hin? Ich dachte, du wolltest mir zeigen, wie es sich weiterentwickelt hat.«
    »Beides«, grinste er. »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du etwas dagegen haben würdest, Edward dabeizuhaben. Da fällt mir ein, ich war ein bisschen voreilig, als ich darauf anspielte, mit ihm zu reiten. Ich kann dich unmöglich allein in der Kutsche reisen lassen. Edward kann mit Jack und Clem vorreiten. Die bringen ihn gesund und munter nach Hause. Ich fahre mit dir.«
    Georgina schüttelte den Kopf. »Ich würde nicht im Traum daran denken, dir den Spaß zu verderben. Du wirst den Ritt genießen, das

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