Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
funkelndem Silberbesteck und Blumengestecken wunderschön für drei Personen gedeckt war. Der Raum war fröhlich mit farbigen Papierschlangen dekoriert.
    Georgina blickte sich erstaunt um. Auf einer Seite stand ein junger Gentleman, und sie drehte sich mit einer Frage auf den Lippen zu Heselwood um, kam jedoch nicht mehr dazu, sie zu stellen, da der Gentleman vortrat.
    »Hallo, Mutter!«
    Zunächst starrte sie ihn einfach nur an, dann umarmte Georgina – die nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte – den Sohn, den sie zuletzt bei einem Londonbesuch vor zwei Jahren gesehen hatte.
    »Was tust du denn hier?«, rief sie. »Ich meine, wie kommt es, dass du hier in der Kolonie bist, in Brisbane? Himmel, Edward, was für eine Überraschung!«
    »Tja, das gehört alles zur Verschwörung!«, erklärte Edward. »Vor ein paar Wochen bin ich in Singapur eingetroffen und habe Vater telegrafiert, dass ich heim nach Sydney kommen würde. Er hat geantwortet, ich solle stattdessen in Brisbane an Land gehen, da ihr zwei vorhättet, Montone zu besuchen.«
    »Und so fahren wir morgen alle zusammen dorthin.« Jasin machte dem Kellner ein Zeichen, den gekühlten Champagner zu servieren.
    »Vater hat mich heute Morgen vom Schiff abgeholt und schnell hierher gebracht, dann ist er losgeeilt, um dich abzuholen.«
    Jasin lachte. »Ich habe gestern beim Schifffahrtskontor nachgefragt, um mich zu vergewissern, dass das Schiff auch pünktlich ankommt. Allerdings vertraue ich diesen Auskünften nie so recht und war froh, als ich das Schiff den Fluss entlangkommen sah, das sage ich dir.«
    Sein Sohn blickte sich mit einem anerkennenden Blick im Raum um.
    »Alles hat bestens geklappt, so wie man das bei Vater gewohnt ist. Der Schiffskapitän hätte nie gewagt, seine Mittagspläne zu durchkreuzen. Und, wenn ich das sagen darf, nach diesem scheußlichen Fraß auf dem Schiff sieht das Büffet absolut fantastisch aus. Ich sterbe vor Hunger. Komm und setz dich, Mutter.«
    »Lasst uns erst einmal anstoßen!«, rief Jasin. »Auf uns, auf unsere Familie. Wieder vereint!«
    »Wieder vereint!«, echoten sie.
    Georgina konnte sich nicht daran erinnern, sich je besser amüsiert zu haben als an diesem Tag. Jasin war so glücklich, seinen Sohn wieder zu Hause zu haben, dass er von nichts anderem sprechen konnte als seinen großen Zukunftsplänen. Edward sah gut aus und seinem Vater sehr ähnlich, wenngleich er nicht so groß war und deutlich mehr Gewicht mit sich herumtrug. Infolge der Untätigkeit auf jenen langen Reisen, nahm Georgina an. Und er hat den guten Appetit eines jungen Mannes, bemerkte sie glücklich, als er einen Gang nach dem anderen verschlang.
    »Ich sage dir, Vater«, sagte er. »Solch ein fürstliches Mahl habe ich schon seit Jahren nicht mehr zu mir genommen. Essen ist hier wohl sehr günstig, nehme ich an?«
    Jasin zwinkerte. »Keine Ahnung. Kann es ja schlecht vergleichen.«
    »England ist zurzeit so teuer. Ich war froh, von dort wegzukommen. Als ich gehört habe, dass die Tage dieser Frau gezählt seien, habe ich sofort die Schiffspassage gebucht.«
    Seine Mutter zuckte zusammen. Bei all der Aufregung über seine Heimkehr hatte sie ganz vergessen, dass Edward des Landes verwiesen worden war. Im Grunde hatte sie das jahrelang verdrängt, da er sein Leben bei ihrem Bruder und seiner Familie auf ihrem Anwesen in Devon ja all die Zeit genossen hatte. Sein Exil war mehr eine Strafe für seine Eltern denn für ihn, aber sie hatte Dolour MacNamara in dieser Hinsicht nie umstimmen können. Diese Irin konnte unerbittlich sein.
    Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fragte sie sich, wie Edward überhaupt davon erfahren hatte, dass Dolour unheilbar krank war. Kein sehr erquickender Gedanke, dass er in Singapur womöglich auf ihr Ableben gewartet hatte!
    Sie hörte zu, wie Vater und Sohn sich über Montone-Station unterhielten, das in der Nähe von Gimpii lag, inzwischen als Gympie bekannt. Über den Viehbestand. Rinder, die man in Tausenden zählte. Die Größe der Farm. Über vierzig Quadratmeilen Hügelland. Goldland. Heselwood, der mit seinem glücklichen Land prahlte. Die Viehpreise, die immer noch stiegen. Als die Schwarzen sein Gehöft in Schutt und Asche gelegt hatten, war er am Boden zerstört gewesen. Er wollte den Besitz aufgeben. Hatte dann aber weitergemacht, durch dick und dünn.
    Nicht ganz, sinnierte Georgina. »Dünn« hatte es nicht gegeben. Durch das Gold, das er auf seinem Grundstück gefunden und seinen Gläubigern

Weitere Kostenlose Bücher