Im Tal der Mangobäume
schon einmal gesehen zu haben.
»Waren Sie nicht früher am Abend im
Victoria
?«, erkundigte er sich.
»Ist das eine Bar?«, murmelte der Fremde. »Falls ja, war ich da.«
»Sind Sie neu hier?«
»Verzeihung, mir wird schlecht«, erwiderte der Mann, woraufhin Duke ihn zurück in die Gasse bugsierte, wo dieser sich an eine Wand stützte und dann unter lautem Würgen erbrach.
Verdreckt und pitschnass stand Duke am Eingang der Gasse. Er wollte nur fort von diesem Menschen, aber sein Mitgefühl gewann die Oberhand, und er wartete, bis das Würgen nachließ, und rief dann: »Wo wohnen Sie denn?«
»Bin mir nicht sicher. Im
Pavillon
, glaube ich.«
»Das ist ein Restaurant. Versuchen Sie’s noch mal!«
»Ah, na schön, nennen Sie ein Hotel.«
»Das
Victoria?
«
»Nein, das ist eine Bar.«
Nach dem Akzent zu urteilen, befand Duke, könnte der Bursche teurer untergebracht sein.
»Im
Royal Park Hotel
, richtig?«
»Prima! Ich glaube schon. Das tut es auf jeden Fall. Wo könnte das nun aber liegen?«
»Ein paar Straßen von hier entfernt. Kommen Sie.«
»Tut mir ja leid, alter Knabe, aber ich brauche Unterstützung. Verdammt wacklig hier.«
Widerstrebend kam Duke zurück und bemühte sich dabei, in der rinnsteinlosen Gasse nicht auf das Erbrochene zu treten. Unsanft packte er den Arm des Fremden, schwang ihn sich über die Schulter und schleppte sich dann mühsam voran.
»Benutzen Sie Ihre Füße!«, schnauzte er. »Ich bin doch nicht Ihr Kindermädchen!«
»Der Knöchel tut aber verflixt weh!«
»Na und? Noch ist er da. Versuchen Sie zu laufen, oder Sie können selber sehen, wo Sie bleiben.«
An der nächsten Ecke sah er eine Droschke entgegenkommen, zerrte seinen Begleiter mit auf die Straße, damit man sein Winken im Regen nicht übersah, und handelte sich vom Fahrer dafür Beleidigungen ein, dass er seine Pferde erschreckt hatte.
»Ihr stinkt, ihr zwei Schluckspechte!«, brüllte er sie an, als Duke seinen Begleiter in die Droschke schob.
»Unverschämter Flegel!«, knurrte der Fremde. Duke jedoch kamen die Straßenräuber in den Sinn.
»Haben Sie Geld bei sich?«, rief er und hielt die Tür dabei auf.
»Das würde ich ihm schwer raten!«, brüllte der Kutscher. »Sonst kann er gleich wieder aussteigen!«
»Jetzt halten Sie mal die Luft an!«, herrschte Duke ihn an.
Während der Fremde seine durchnässten Kleidungsstücke durchsuchte, wandte Duke sich von dem Geruch von Erbrochenem ab, der nun die warme Droschke durchdrang.
»Man hat mich ausgeraubt!«, rief der Fremde plötzlich aus den dunklen Tiefen des ledernen Innenraums. »Jemand hat mir mein Geld gestohlen!«
»Ach ja?«, entgegnete Duke trocken. Er reichte ihm ein paar Silbermünzen. »Hier, bitte. Damit kommen Sie bis zum Hotel.«
»Verdammt nett von Ihnen«, meinte der Fremde. »Das muss ich Ihnen zurückzahlen. Wie heißen Sie?«
»Keine Ursache, es sind nur ein paar Shilling.«
»Ich bestehe darauf! Sagen Sie mir bitte, wie Sie heißen.«
»Ich heiße Duke …« Doch dann musste er beiseitespringen, da die Droschke mit einem Ruck anfuhr und in die Nacht davonrumpelte.
Im Regen stehen gelassen, machte Duke Bestandsaufnahme. Er hatte seinen neuen Zylinder eingebüßt. Der erste Abendanzug, den er je besessen hatte, war ruiniert.
»Ach, was soll’s!«, lachte er und machte sich auf den Weg zurück zum Hotel. Allerdings blieb er unter einem Baum stehen, um sich, für den Fall, dass noch weitere Straßenräuber ihr Unwesen trieben, einen Stock abzubrechen.
Zwei Stunden später, als die Vögel mit ihrem Gesang den Sonnenaufgang begrüßten, trat Jasin ins Zimmer seines Sohnes, um ihn zu wecken. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war ekelerregend. Zornig zog er die Vorhänge auseinander, riss die Fenster auf und entdeckte dann, dass Edward mehr oder minder besinnungslos und in verdreckter Kleidung quer über dem Bett lag.
»Aufwachen!«, rief er, nahm einen Krug Wasser vom Nachttisch und schüttete es seinem Sohn über den Kopf.
Aus tiefstem Schlaf gerissen, schreckte Edward hoch. »Was? Was … was zum Teufel tust du?«
»Aufgestanden, aber Marsch!«, knurrte Jasin. »Wir bringen deine Mutter zur Kutsche.«
»Wie viel Uhr ist es?« Angesichts der plötzlichen Helligkeit im Zimmer zuckte Edward zusammen.
»Es ist fünf. Beweg dich!«
»Habe ich den ganzen Tag geschlafen?«, fragte Edward benommen.
»Es ist fünf Uhr früh, du verdammter Narr!«
Edward beugte sich vor, um seine Schuhe auszuziehen, und stieß einen
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