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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Schmerzensschrei aus.
    »Was ist los mit dir?«, bellte sein Vater.
    »Ich wurde überfallen, das ist los! Diese Stadt ist furchtbar! Überall habe ich blaue Flecke!« Er versuchte aufzustehen, stürzte jedoch hin. »Verflixt! Ich glaube, ich habe mir meinen Knöchel gebrochen.«
    Sein Vater riss ihn vom Boden hoch und warf ihm ein Handtuch zu.
    »Du riechst wie eine ganze Brauerei. Beweg dich ins Badezimmer und wasch dich. Wenn du diesen Gestank los bist, sehe ich mir dich mal an.« Damit stürmte er davon.
    Das mangelnde Mitgefühl kam Edward irgendwie vertraut vor, jedoch hielten seine Verletzungen und das schwere Hämmern hinter seinen Augen ihn davon ab, länger darüber nachzudenken.
    Auf dem Gang entdeckte er ein älteres Dienstmädchen, das er bewegen konnte, ihm ein Bad anzurichten. Während er – noch immer in seinen durchnässten Kleidungsstücken – darauf wartete, trug er ihr auf, seine Taschen auszupacken, nach einem Morgenmantel zu suchen und die passende Reitkleidung bereitzulegen.
    Die Frau machte sich freudig ans Werk, aber Jasin geriet in Wut, als Edward bei seiner Rückkehr noch immer in der Badewanne saß.
    »Raus da!«, brüllte er. »Deine Mutter wartet. Warum hast du noch nicht gepackt?«
    »Wozu die Eile? Ich fahre doch gar nicht in der Kutsche mit.«
    »Nein, aber dein Gepäck, du Dummkopf!«
    Als seine Mutter ihn erblickte, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen. »Edward, du siehst ja furchtbar aus! Was ist denn passiert?«
    »Er behauptet, er wäre überfallen worden«, höhnte Jasin. »Vermutlich von einer Whiskyflasche!«
    »Aber sieh dir seinen Knöchel an. Er ist geschwollen!«
    Jasin warf einen Blick darauf. »Stimmt. Zieh deine Stiefel an, Edward, und binde sie fest zu. Das hält dich zusammen.«
    Ein Träger packte ihre Taschen auf einen Eselskarren. Da Edward sich schwerlich darauf mitbefördern lassen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als mit seinen Eltern zur
Cobb & Co.
-Station zu humpeln und sich zu bemühen, Georginas Freude an der Schönheit dieses klaren Morgens zu teilen.
    Nach all der Hektik bemerkte Edward unwillig, dass sie zu früh waren, und als sie um eine Ecke bogen und die dunkelrote Kutsche mit ihren fünf Pferden erblickten, zeigte er sich unbeeindruckt. Beiderseits der Kutsche befand sich mittig eine Tür mit einem verglasten Fenster, die anderen Öffnungen waren hingegen lediglich mit groben Lederrollos versehen. Auf dem Dach saßen bereits acht Herren, Wind und Wetter ausgesetzt, und im Inneren hatten schon einige Damen Platz genommen.
    Da die Stallungen seines Onkels über etliche ansehnliche Einspänner und eine Kutsche für feierliche Anlässe wie auch eine Reihe von guten Reitpferden verfügt hatten, waren öffentliche Verkehrsmittel Edward völlig fremd.
    Er wandte sich an seinen Vater. »Wir können Mutter doch unmöglich in einem solch jämmerlichen Gefährt mitfahren lassen!«
    »O doch, das könnt ihr«, gab diese zurück. »Und ich werde durchaus meinen Spaß daran haben. Und nun hilf mir hinein, Jasin, und sieh zu, dass mein Pferd einen Seitensattel hat, wenn du es nach Gympie bringst.«
    »Früher bist du im Herrensitz geritten«, neckte er sie.
    »Ja, im Busch«, erwiderte sie. »Und gewiss nicht in diesen Röcken.«
    Als sie in die Kutsche eingestiegen war und sich unentschlossen umsah, welchen der roten Polstersitze sie nehmen solle, meinte Jasin rasch: »Der da am Fenster mit Blick nach vorn ist deiner.«
    Georgina sah die anderen Frauen an, um das zu bestätigen zu lassen, wünschte ihnen fröhlich einen guten Morgen und nahm Platz.
    Edward hinkte nach vorn und entdeckte zu seiner Überraschung, dass die Pferde farblich zusammenpassten: alles Braune, aber dennoch kraftvoll wirkende Tiere.
    »Fünf?«, befragte er den Pferdeknecht, der ein letztes Mal die Zügel überprüfte.
    »Ja«, erwiderte der Mann begeistert. »Eines unserer besten Gespanne, die legen ein ganz schönes Tempo vor.«
    »Aber wieso fünf? Kommt mir unausgewogen vor.«
    »Genau da irren Sie sich, mein Freund. Drei vorn, zwei hinten, wie Sie sehen, auf die Art gibt es nur ein Leitpferd. Und zwar den Burschen vorn in der Mitte, Jerome heißt der. Für den hat der Boss siebzig Pfund hingeblättert.«
    Unterdessen kam der Kutscher heraus, schwang sich auf den Kutschbock, fädelte die Zügel durch seine linke Hand und nahm mit der Rechten eine riesige Peitsche auf. Von mindestens zwölf Fuß Länge!
    »Was für eine grausam aussehende Waffe, um sie an einem

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