Im Tal der Mangobäume
war dann überhaupt noch zu trauen?
Cissie Palmer saß mit Blick auf die Tür zum Teesalon. »Ist das da draußen nicht einer der MacNamaras?«
»Wo?« Milly drehte sich um.
»Ja«, sagte sie, »das ist Duke.« Sie signalisierte ihm hereinzukommen, doch er bemerkte sie nicht und ging weiter ins Hotel.
»Ein gutaussehender junger Mann«, bemerkte Cissie.
»Allerdings. Zudem mit äußerst guten Beziehungen. Er hat ein Auge auf meine Lucy Mae geworfen, wissen Sie.«
Cissies Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Ist das nicht ein bisschen zu früh? Ich will ja nichts sagen, aber Lucy Mae ist doch noch in Trauer, nicht wahr?«
»Ach, na ja. Der Tod ihres Mannes war zwar ein schwerer Schlag, aber ich sage ihr immer wieder, dass sie nicht ewig trauern kann. Dukes Nähe tut ihr wirklich gut. Sie sind alte Freunde.«
»Na, dann, welch ein Glück!«, erwiderte Cissie ohne große Überzeugung. »Aber, Milly, ich muss nun wirklich aufbrechen. Arthur zieht gerade auf Wahlkampftour übers Land. Heute Abend erwarte ich ihn wieder zurück.«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso der Premierminister denkt, er müsse herumreisen und die Wähler um ihre Stimme bitten«, meinte Milly höflich. »Ist doch völlig unnötig, wissen Sie. Die Menschen lieben ihn!«
»Das höre ich gern, Milly. Ich hoffe ja so, dass Sie recht haben. Eine Niederlage würde ihm sehr nahegehen. Wo er für Queensland noch so viele ausgezeichnete Pläne hat.«
Milly Forrest hoffte, Premierminister Palmer würde es schaffen. Sie mochte ihn und seine Frau, und es war äußerst angenehm, in der Kutsche der First Lady herumgefahren zu werden.
Als sie sich auf dem weichen Ledersitz neben ihrer Freundin niederließ, bemerkte sie eine großgewachsene, elegante Frau, der aus einer anderen Kutsche geholfen wurde und die ihr vage bekannt vorkam. Sie schien in den Dreißigern zu sein, blond, das lächelnde Gesicht beschattet durch einen mit Spitze besetzten Strohhut, und der fein gemusterte Musselinstoff ihres sommerlichen Kleides umschmeichelte ihren Körper, als sie zum Hoteleingang ging.
»Was für eine schöne Frau, nicht?«, meinte Cissie. »Kennen Sie sie?«
»Ja«, erwiderte Milly, »sie kommt mir bekannt vor. Ich kann sie bloß nicht einordnen.«
Stunden nach ihrer Heimkehr – Milly aß mit Lucy Mae gerade zu Abend – fiel ihr der Name wieder ein.
»Gütiger Himmel! Rate mal, wer wieder in der Stadt ist!«
»Keine Ahnung.«
»Lark Pilgrim!«
»Und wer ist das?«
»Sie war Juan Rivadavias Mätresse. Als er Dolour heiratete, hat er sie fallenlassen. Das ist jetzt über acht Jahre her, aber ich muss sagen, sie sieht gut aus für ihr Alter. Ich bin ihr ein paarmal begegnet. Bei dieser Frau hat sich Juan nie um Konventionen gekümmert. Sie hat in Red Hill gewohnt.«
»Und hat er sie ausgehalten?«
»Natürlich!«
Lucy Mae seufzte. »Ich wünschte, ich hätte auch jemanden, der mich aushält. Für einen netten Herrn wie Juan würde ich eine ausgezeichnete Mätresse abgeben. Natürlich müsste er großzügig sein.«
»Also bitte! Du wärst gesellschaftlich ruiniert.«
»Bin ich doch schon. Dank Bartling!«
»Unsinn! Wie auch immer, auf Duke scheinst du recht versessen zu sein.«
»Ach was!«
»Mir machst du nichts vor, meine Liebe. Ich habe doch gesehen, wie du ihn anschaust, wenn er nicht hersieht. Ich rate dir, so einen Blick solltest du ihm einmal zuwerfen,
wenn
er hersieht.«
»Nun, auf deinen Ratschlag kann ich verzichten«, versetzte Lucy Mae. »Er ist ja sowieso nicht mehr lange da. Das wird vermutlich unsere letzte Begegnung sein.«
»Dann gib ihm etwas, woran er sich erinnern kann«, murmelte ihre Mutter, und Lucy Mae lief puterrot an.
Duke, der den Großteil des Tages im Sattel verbrachte, konnte den Reiterspielen nicht allzu viel abgewinnen: Gehorsam, neuen Disziplinen und Kinderwettkämpfen wurde viel zu viel Raum gegeben.
Er sah, wie Lucy Mae mühelos ihr Hindernisrennen gewann, und gratulierte ihr, um dann bei nächster Gelegenheit vorzuschlagen zu gehen, damit er sie an einem netten Ort zum Essen einladen könne.
»Oh, das ist leider nicht möglich«, entgegnete sie. »Ich bin noch bei zwei Wettkämpfen dabei. Ich kann die Organisatoren unmöglich im Stich lassen. Starter zu finden ist so schwer. Vielleicht könnten wir morgen zusammen etwas essen? Bei einem Picknick?«
»Ich liebe Picknicks!«
»Schön, dann bereite ich uns einen Korb vor.«
»Und du suchst den Picknickort aus.«
Beresford nahm ebenfalls an
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