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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Verbindung zu bleiben.
    Er hatte sein Wort gehalten. Sie hatten einander jahrelang geschrieben, und ihre Freundschaft hatte sich immer mehr vertieft.
    Mit zwanzig hatte Harry Mr.Buschell das Geld zurückerstattet. Allerdings nicht in Raten, so wie sein Vater seine Schulden beglich. Nein, er bat einen Freund, dem Herrn samt einer guten Zigarre und einem Dankeschön fünf Pfund zu übergeben, da er es nicht über sich brachte, nach DeLisle’s Crossing zurückzukehren. Nicht einmal, um Tottie zu sehen.
    Während er als Viehhüter in Cameo Downs gearbeitet hatte, hatte er überraschenderweise ein Schreiben von ihrem Vater George Otway erhalten. Es war ein freundlicher Brief, in dem er erwähnte, dass er sich immer freue, über Antonia – Tottie war nur ein Spitzname – Neuigkeiten von Harry zu hören.
    In seinem letzten Brief hatte Harry Tottie erzählt, er würde sich in der Regenzeit eine Pause von der Arbeit gönnen und Brisbane besuchen. Er freue sich schon darauf, im
Victoria Hotel
zu wohnen, da er dort, nachdem er von zu Hause fortgelaufen war, seine erste Anstellung bekommen hatte, und zwar als Stalljunge. Von Hotelgästen hatte er von besser bezahlten Posten auf Rinderfarmen erfahren, weshalb er bald weitergezogen war. Aber immer hatte er davon geträumt, einmal in diesem vornehmen Hotel zu wohnen.
    Mr.Otway wusste, dass er in den Süden nach Brisbane kommen würde, und da es »nicht so weit von DeLisle’s Crossing« lag, enthielt sein Brief auch eine Einladung, sie dort zu besuchen. Er schrieb, er könne gern bei den Otways wohnen. Sie würden sich alle darauf freuen, ihn wiederzusehen.
    Nun war Harry in Brisbane. Seit fast einer Woche schon. Und noch immer hatte er den Brief nicht beantwortet. Dabei hatte er ständig daran gedacht. Sich deswegen gegrämt. Sich gefragt, ob mehr dahintersteckte, als es schien.
    Inzwischen war er zweiundzwanzig, Tottie folglich zwanzig. Oft erwähnte sie Tanzveranstaltungen, auf die sie ging. Sie schien ein reges gesellschaftliches Leben zu führen, schrieb jedoch nie von möglichen Verehrern. Er neckte sie deswegen. Was ihn anging, so hatte er ein paar Freundinnen gehabt, konnte sich aber nie überwinden, sie vor Tottie zu erwähnen, weil sie bedeutungslos waren.
    Versuchte Mr.Otway etwa, sie zu verkuppeln?
    Hoffentlich nicht. Für Tottie nahm er sich viel Zeit, das schon. Aber er hatte Pläne, ernsthafte Pläne, denn er wollte gen Westen ziehen, und dort hatten Frauen nichts verloren. Das hatte ihn seine Erfahrung mit der armen Lena gelehrt.
    Dann dachte er wieder: Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Tottie Otway war eine bezaubernde Frau. Sie konnte weiß Gott etwas Besseres bekommen als ihn. Die Otways waren in der Gemeinde hoch angesehen. Und er war ein Niemand.
    Was nichts an der Tatsache änderte, dass er Crossing nicht besuchen würde.
    Er bemühte sich noch immer, sich zu einer freundlichen Absage durchzuringen, als er auf einmal Mr.Otway im Eingang des Hotels zu sehen glaubte. In der Meinung, seine Augen würden ihm einen Streich spielen, kniff er sie gegen das grelle Licht zusammen, um den Mann besser erkennen zu können. Dieser ging leicht gebeugt und war bedeutend grauer, aber es war Mr.Otway, ohne Zweifel.
    Harry eilte durch die Eingangshalle. »Mr.Otway?«
    Totties Vater blieb stehen und riss überrascht die Augen auf. »Harry?«
    »Ja, Sir. Ich bin’s.«
    »Gütiger Gott! Dich hätte ich nie erkannt. Du bist ja größer als ich! Aber gut siehst du aus.«
    »Sie auch, Mr.Otway. Gehen Sie sonntags immer noch angeln?«
    Otway lächelte. »O ja. Sonntagabends kommt mir immer noch gern Fisch auf den Tisch!«
    »Und wie geht es allen?«
    »Gut, so weit.« Otway klang reichlich vage. »Meinst du, wir könnten hier irgendwo eine Tasse Tee bekommen, Junge?«
    »Kommen Sie, wir gehen in den Speisesaal.«
    Der Farmer zögerte. »Weiß nicht. Der ist ein bisschen zu protzig für mich.«
    »Ach was«, grinste Harry. »Mit mir kommen sie ja auch klar.«
    Als sie in einer ruhigen Ecke des Raumes Platz genommen hatten, schien Mr.Otway sich derart unwohl zu fühlen, dass Harry die Unterhaltung in Schwung halten musste, indem er sich nach Mrs.Otway, Tottie und ihrem Bruder erkundigte und ihn über die Farm befragte, bis glücklicherweise die Bedienung kam und ihre Bestellung aufnahm.
    »Jetzt, wo wir sie los sind«, meinte Otway, »muss ich mit dir reden, Harry.«
    »Ja?« Er hätte wetten können, dass es um Tottie ging.
    »Es geht um deine Eltern.«
    »Ah, ja?«, meinte

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