Im Tal der Mangobäume
In halsbrecherischem Tempo ging es querfeldein, bis der Anführer der Viehhüter schließlich, mit Duke als Zweitem, vor den übrigen Reitern in die Hauptstraße Rockhamptons einbog.
Vor einer Bar banden sie die Pferde fest und gingen hinein, wo viele der Männer, nunmehr auf Urlaub, ihren Lohn auf die Theke knallten.
Duke lachte. Scheinbar verhielten sich Viehhüter überall im Land gleich.
Er blieb auf ein paar Gläser bei ihnen, brach aber früh auf und sann über Toombye-Station nach.
Am Morgen entschied er, eine gründlichere Besichtigung der Toombye-Station lohne sich. Und auch ein Blick in die Farmbücher. Es schien ein schönes Fleckchen Erde zu sein. Sogar Paul hatte es gefallen.
Der unglückliche Murphy begrüßte ihn bei seiner Ankunft.
»Schön, ein fröhliches Gesicht zu sehen«, sagte er. »Moynahan hat sich erst heute früh zu erscheinen bequemt, und zwar in Begleitung eines besserwisserischen Polizisten, der hier jedes Fleckchen abgesucht hat, als hätte ich in meiner Scheune fünfzig Pferde versteckt.«
»Die dürften doch immer auf dieselbe Art vorgehen. Bestimmt haben sie auch schon in andere Gebiete telegrafiert, damit die Leute dort Ausschau halten.«
»Ich wette ja, dass die Pferde hinten in den Bergen versteckt werden, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Hätte ich die Zeit, dann würde ich sie nicht mit Routinedingen verschwenden. Aber hier herrscht leider zurzeit Not am Mann, und wir müssen anfangen, die Rinder zusammenzutreiben.«
»Ich meine, auf dem Herweg im Gebüsch Rinder gesehen zu haben. Waren das Ihre?«
»Sicher. Wenn der Fluss Hochwasser führt, wie jedes Jahr, müssen wir sie auf höheres, häufig mit Gebüsch bewachsenes Gelände bringen. Nun müssen wir sie wiederfinden. Na, sei’s drum, jetzt kommen Sie mal mit rein und essen Sie einen Happen, dann können Sie mit mir zu den Jungs hinausreiten. Die können Hilfe bei der Arbeit brauchen.«
Duke erkannte, dass Murphy nicht scherzte. Er betrachtete es als selbstverständlich, dass sein Besucher sich daran beteiligen würde, die großen, schwerfälligen Tiere aus dem Busch zu jagen.
Als Duke und Murphy die vier Viehhüter endlich erreichten, war es bereits Nachmittag und das Wetter schwül und heiß. Die Männer hatten schon etliche Rinder in eine behelfsmäßige Umzäunung getrieben, doch fehlten immer noch viele.
Murphy saß ab. »Duke, haben Sie schon mal bei einer Musterung mitgemacht?«
»Natürlich.«
»Gut.« Er warf ihm ein Lasso und eine Stockpeitsche zu. »Dann greifen Sie den Jungs doch bitte unter die Arme, ja? Ich reite hier entlang.«
Duke wendete sein Pferd und stürmte auf der Suche nach umherstreifenden Rindern auf den Busch zu.
»Da hinten links, Kumpel«, rief ein Viehhüter. »Da habe ich einen großen Burschen herumstöbern gesehen. Keine zweihundert Schritte von hier.«
Pflichtbewusst setzte Duke seiner Beute hinterher, musste jedoch schon bald erkennen, dass dieser Busch mit der spärlich bewachsenen Umgebung bei sich zu Hause wenig gemein hatte. Das Gras war hüfthoch und verbarg umgestürzte Baumstämme, das Unterholz war feucht und morastig, und obgleich dieselben hohen, dürren Gummibäume emporragten, mussten sie hier mit Palmen und dickem Efeu konkurrieren, die kein Sonnenlicht durchließen.
Glücklicherweise schien Nelson weniger besorgt als er und bahnte sich seinen Weg durch das unwegsame Gelände, bis Duke weiter vorn – im Halbschatten fast verborgen – einen Ochsen sah.
Duke bemühte sich, Nelson vorsichtig hinter das Tier zu lotsen. Fast hatte er es geschafft, als der Ochse unvermittelt herumfuhr und ihn böse anstierte. Duke befürchtete, er würde auf ihn losgehen. In diesem Augenblick herrschte Stille im Busch, die unvermittelt vom schrillen Geschnatter einer Schar Wildgänse zerrissen wurde. Diese Ablenkung nutzte Duke aus und riss an den Zügeln, so dass Nelson seitwärts in die Deckung eines Baumstumpfes setzte.
Gleichzeitig erwachte der Ochse aus seiner Erstarrung und stürmte durch die Bäume tiefer in den Busch hinein.
Duke folgte ihm, doch Nelson war kein Hütepferd und hatte Schwierigkeiten, zwischen den Bäumen hin und her zu tänzeln. Doch da kam ein Viehhüter angaloppiert und nahm die Jagd auf. Beeindruckt beobachtete Duke, wie das Pferd des Mannes mit dem fliehenden Ochsen Schritt hielt, sich wendete und drehte und das schwere Tier immer näher zur Lichtung manövrierte, bis ein weiterer Reiter den Ochsen mit dem Lasso einfangen
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