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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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immer in gesenktem Ton sprachen.
    Schaudernd wandte er sich ab und entdeckte, dass Laura barfuß hinter ihm stand.
    »Das tut jeder«, meinte sie bitter.
    »Was?«
    »Erschauern, wenn er dorthin sieht. Dort, wo Jeannie und Clara ermordet wurden. Vergewaltigt und ermordet. Inzwischen werden sogar schon Sonntagsausflüge hierher unternommen. Deshalb hat Paul vorn einen Zaun errichtet. Mit dem Erfolg, dass die Leute nun ihre Kutschen verlassen und direkt über unser Grundstück marschieren, um sich dann erschaudernd die Stelle des Entsetzens anzusehen.«
    Er berührte ihren Arm. »Laura, nimm es dir nicht so zu Herzen. Das Haus ist so schön und Oberon, soweit ich es beurteilen kann, ein wahres Juwel. Alles andere ist Geschichte. Du musst es vergessen.«
    »Das sagt sich so leicht, aber die Leute lassen es nicht zu. Deshalb verkaufen wir auch, sobald Paul eine andere Farm gefunden hat. Hast du Tee gemacht?«
    »Noch nicht.«
Sobald er eine andere Farm gefunden hat
. Duke wurde es unbehaglich zumute. Er hatte sich auf einen Wutausbruch seines Bruders gefasst gemacht, sofern dieser Toombye wirklich hatte kaufen wollen, und hatte ihm darauf mit einem brüderlichen Scherz à la »Pech gehabt! Ich war eher dran!« begegnen wollen. Aber nun wurde er nervös. So einfach war es vielleicht doch nicht.
    »Dann warte mal«, meinte sie. »Ich mache mich nur schnell sauber, dann trinken wir den Tee auf der Veranda, und du kannst mir erzählen, was du die ganze Zeit getrieben hast. Ich habe nämlich gewettet, dass du in Brisbane ein Mädchen kennengelernt hast.«
     
    Als an diesem Abend das Essen aufgetragen wurde, war Pauls Ärger verraucht, und außerdem hatten sie Gäste, den Besitzer der angrenzenden Farm und seinen Verwalter. Die Gespräche kreisten hauptsächlich um Rinder und örtliche Schwierigkeiten, so dass Duke mit seinen Neuigkeiten nicht herauszurücken brauchte.
    Am nächsten Morgen schienen Paul und Laura das Interesse am Grund für seine späte Ankunft verloren zu haben. Als er im Morgengrauen hörte, dass sich im Haus etwas regte, stand er auf und gesellte sich in der Küche zu einem hastigen Frühstück zu den beiden.
    »Was steht heute auf dem Plan?«, erkundigte er sich.
    »Bis zur Abenddämmerung sollten wir die letzten Nachzügler gemustert haben«, sagte Paul. »Du kannst auf einem Hütepferd reiten. Morgen nehme ich dann sechzig Rinder mit nach Rockhampton und prüfe den Markt. Magst du mitkommen?«
    Nein, er wollte mit dem wohlbekannten Paul MacNamara nicht in die Stadt reiten.
    »Wieso? Brauchst du Hilfe?«
    Paul runzelte die Stirn. »Auf die Art könnte hier ein Mann weiter seine Arbeit verrichten.«
    »Und was stünde hier an?«
    »Eine Million Dinge!«, explodierte Paul. »Verflixt noch mal, du kannst rausgehen und Löcher für Pfosten ausheben, wenn dir das lieber ist!«
    Pfostenlöcher zu graben war Schwerstarbeit, die man möglichst umging, aber Duke stürzte sich darauf.
    »Mir macht das nichts aus«, meinte er lässig.
    »Dann tust du genau das!«, fuhr Paul ihn an.
    »Duke ist doch gerade erst hergekommen«, sagte Laura. »Da ist ihm sicher nicht danach, gleich wieder kehrtzumachen und in die Stadt zurückzureiten. Soll er sich doch erst einmal eingewöhnen.«
    Paul erhob sich und ging um Duke herum. »Hast du fertig gefrühstückt, oder willst du hier den ganzen Tag vertrödeln?«
    »Ich komme ja schon.« Er stürzte den heißen Tee hinunter und schob seinen Stuhl zurück. »Danke, Laura. Bis später.« Er zwinkerte ihr zu. »Sofern ich überlebe.«
     
    Duke erwog, seine Siebensachen zu packen und sich davonzumachen, ehe Paul vom Viehverkauf in Rockhampton zurückkam, aber er grub weiter und stellte Pfosten auf mit Hilfe eines alten Farmgehilfen, der in einem fort von den alten Zeiten erzählte, als der Boden knochenhart war und sie ihn mit der Axt bearbeiten mussten, um auch nur eine Kerbe hineinzubekommen.
    »Heutzutage habt ihr Burschen es einfach«, setzte der Alte hinzu. »Bin früher Vertragseinzäuner gewesen. Da musstest du mit deinen Augen im Rücken arbeiten, sonst hätte man sofort einen Speer darin stecken gehabt. Ein Kumpel von mir hat einen in den Hintern bekommen. Konnte wochenlang nicht auf dem Pferd sitzen. Der wurde schließlich verrückt. Eines Nachts hat er gedacht, ein Schwarzer würde durch seine Tür kommen. Hat ihn erschossen. Danach hat sich rausgestellt, dass es seine Missus war …«
    Duke knirschte mit den Zähnen, stellte sich taub und arbeitete weiter.
    »Junge, du

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