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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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seitlich in einen Bereich aus Morast und dampfendem Dung, der von Tausenden von Hufen aufgewühlt worden war.
    Als Duke sein Pferd endlich beruhigt hatte, sah er, dass Paul sich wieder an die Arbeit gemacht hatte und in Begleitung eines schwarzen Hütehundes auf seinem schnellen kleinen Hütepferd Nachzüglern hinterherjagte. Eine Weile sah er dem Treiben zu und ritt dann um ein hohes Tor herum, auf dem ein Viehhüter saß und mit konzentrierter Miene Vieh zählte.
    Da er Murphy das Zählen auf Toombye nicht überlassen wollte, hatte Duke einen »Zähler« aus Rockhampton angeheuert, den ihm der zuvorkommende Bankdirektor der hiesigen Zweigstelle der
Queensland Commercial Bank
empfohlen hatte, und ihn zur Farm geschickt. Dieser Bankdirektor, Sam Pattison, war jünger und wesentlich unkomplizierter als Trew. Der gutaussehende Bursche hatte einen dünnen, dunklen Schnurrbart und glattes schwarzes Haar, das mit einem Schnürsenkel zusammengebunden war, und trug ein kariertes, offenes Hemd mit Jeans und hohen Reitstiefeln.
    Als Duke sich vorstellte, hatte Pattison sich auf seinem Stuhl zurückgesetzt und eine Zigarre geraucht. So interessant er den Umstand fand, dass Duke Pauls Bruder war, so wenig war er geneigt, seiner einstudierten Rede über die Sicherheit, die er anbot, und den Grund, warum er die Anleihe benötigte, zu lauschen.
    »Wie viel brauchen Sie?«, fiel er ihm liebenswürdig ins Wort.
    »Vierhundert Pfund?«, erwiderte Duke nervös.
    »Schön. Sie haben diesen Kreditbrief. Den geben Sie mir mal. Und einen Anspruch auf Land, das wo liegt? Tal der Lagunen? Nie gehört. Aber augenblicklich taucht ja ein ganzer Ozean neuen Landes auf. Wie auch immer, überlassen Sie das mir. Und ich möchte natürlich die Übertragungsurkunden für Toombye. Sie können hier mit Murphy handelseinig werden. Aber seien Sie vor diesem Windbeutel auf der Hut, Duke. Der ist aalglatt.«
    »Keine Bange, ich behalte ihn genauestens im Auge.«
    »Die Rinder. Hier ist der Name eines Zählers. Schicken Sie den umgehend hinaus. Bekanntermaßen haben Herren da draußen dieselbe Rinderherde schon mehrmals durchgetrieben, um die Anzahl zu erhöhen.«
    Von diesem Trick hatte Duke schon gehört, ließ sich aber nicht darüber aus. Er hatte die Anleihe bekommen. Nur das zählte.
    Bei dieser Luftfeuchtigkeit glich der geschäftige Viehhof einem Brutkasten, weshalb er mit Nelson bald kehrtmachte und die lange, baumgesäumte Zufahrt zur Oberon-Station hinaufritt. Er brachte ihn zu einem Wassertrog auf der Rückseite des Hauses, wo er seinen Sattel und andere Habseligkeiten herunternahm und sie einem Aborigine-Jungen übergab, der aus den Ställen aufgetaucht war.
    »Wie Sie heißen?«, wollte der Junge wissen.
    »Duke.«
    Der Junge grinste befriedigt. »Wie heißt Pferd?«
    »Nelson.«
    »Ah!« Er blickte auf. »Missus wartet auf Sie!«
    Erst da bemerkte Duke, dass seine Schwägerin vor einem Gebäude, das das Waschhaus zu sein schien, bei einem Wassertank stand.
    »Hallo!«, rief er. »Wie geht es dir, Laura? Du gibst ja ein schönes Bild ab!«
    »Allerdings!«, erwiderte sie fröhlich und blickte an ihrem groben Hemd und ihren Jeans hinab. »Hier siehst du, was die führenden Debütantinnen in dieser Saison tragen!«
    »Und sie haben nie besser ausgesehen!« Er pflückte im Vorbeigehen eine winzige weiße Blüte von einem Busch und überreichte sie ihr.
    Sie klemmte sie sich hinters Ohr. »Weiß Paul, dass du hier bist?«
    »Ja, ich habe ihn schon bei den Viehhöfen getroffen.« Er blickte sich um. »Nett habt ihr es hier. Habe gar nicht erwartet, dass euer Haus so groß ist. Ein richtiges Schmuckstück!«
    »Schön, dass es dir gefällt. Warum gehst du nicht schon hinein, ich füttere nur noch schnell die Kälber.«
    »Kann ich helfen?«
    »Nein. Das Wasser ist heiß. Mach dir einen Tee.«
    Fasziniert von dem ihm ungewohnten Baustil marschierte er um das große Haus herum. Die breite, umlaufende Veranda war überall mit Spalieren versehen und mit Korbsesseln und -sofas möbliert. Die Haupträume schienen ein Haus im Haus zu bilden. Die meisten besaßen Fenstertüren, die auf die Veranda führten und in deren Öffnungen kühle Spitzenvorhänge schwebten. Verglichen mit Murphys schlichtem Farmhaus und dessen grobem Gebrauchsmobiliar war Oberon ein derart heiterer Ort, dass Duke einen Stich des Neides verspürte.
    Von der Seitenveranda blickte er zum Fluss, als er am Ufer Weiden erkannte und begriff, dass das die Weiden waren, von denen die Leute

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