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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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öffne, das uns zugestellt wird«, erklärte sie ihm. »Eher würde ich in Ohnmacht fallen.«
    John Pace lachte. »Du, in Ohnmacht fallen? Dass ich nicht lache! Du hast doch noch nie ein Telegramm erhalten. Deine Neugierde würde in drei Sekunden die Oberhand gewinnen, und du würdest es aufreißen.«
    Eingedenk dieses Gesprächs hatte Eileen es sich zur Gewohnheit gemacht, den Postsack für die Kooramin-Station sorgfältig zu durchsuchen, um Telegramme auszusortieren, die immer mit der Post zugestellt wurden. Heute entdeckte sie glücklicherweise nur eines für die Köchin.
    Sie rannte durchs Haus, drückte es der Frau in die Hand und erwartete den Urteilsspruch.
    »Meine Tante ist gestorben«, verkündete die Köchin. »Dabei war sie so eine liebe, alte Dame. Sie hat mich großgezogen. Meine Mum und mein Dad sind gestorben, als ich sechs war. Wenn Sie ein paar Tage ohne mich auskommen könnten, Mrs.Mac, ich muss nämlich zur Beerdigung.«
    Eileen runzelte die Stirn. »Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    »Na bitte«, meinte sie, marschierte in ihr Arbeitszimmer zurück und studierte ihre Rede für John Pace ein, wenn er hereinkam. »Dieses Telegramm hat gleich doppelt für Kummer gesorgt. Für die Köchin einen Todesfall und für uns eine Unannehmlichkeit.«
    Daraufhin sortierte sie die restliche Post für die Familie und die Angestellten aus, wobei sie deren Briefe auf das Fensterbrett legte, damit der Farmverwalter sie holen und verteilen konnte.
    Zwischen der aus Rechnungen und Katalogen bestehenden Post für die Familie entdeckte sie einen Brief von Paul und öffnete ihn beklommen. Der Brief, den sie aus Oberon erhalten hatte und in dem gestanden hatte, seine Frau und ein Dienstmädchen seien ermordet worden, hatte bewirkt, dass sie sich von da an auch vor Briefen fürchtete.
    Dieses Schreiben klang zunächst einmal recht munter. Paul hoffte, sie hätten einen gute Heimfahrt gehabt und alles in gutem Zustand angetroffen. Er habe auf Oberon ein gutes Jahr gehabt und sei nun bereit, zu verkaufen und weiterzuziehen.
    Dann wurde es äußerst interessant. Eileen ging mit dem Brief des besseren Lichts wegen zum Fenster.
    Duke ist schließlich aufgetaucht
, schrieb Paul.
Er war sehr beschäftigt. Hat südlich von Rockhampton eine kleine Viehfarm gekauft. Und das aus irgendeinem Grund ganz heimlich, still und leise, bloß dass die Klatschmäuler von Rockhampton natürlich nichts für sich behalten können und die Nachricht schon die Runde machte, noch ehe die Tinte getrocknet war.
    Ich verstehe einfach nicht, woher er das Geld dazu hat, und er will es partout nicht sagen. Die Farm läuft bestens und war durchaus nicht günstig. Er sagt, er habe das Tal der Lagunen als Sicherheit eingesetzt, aber damit könnte er höchstens eine Koppel abdecken. Sehr rätselhaft also, aber lasst uns hoffen, dass er Erfolg hat.
    Wie geht es den Kindern? …
    Eileen trat zurück und machte große Augen. Duke hat sich eine eigene Rinderfarm gekauft! Die Farm lief bestens? Das hieße ja, dass er auch Vieh, Ausrüstung und dergleichen erworben hatte. Und ein Haus? Hatte er auch ein Haus? Ein eigenes? Und wie war es beschaffen? Die Fragen schwirrten ihr im Kopf herum wie Bogong-Falter. Kaum hatte sie welche verscheucht, kamen auch schon die nächsten angeflattert. Wo hatte Duke nur das ganze Geld her?
    Sie eilte aus dem Haus und blickte zu der Baumgruppe hinunter, die die Männerunterkünfte beschattete, aber dort regte sich nichts. Offenbar waren alle ausgeflogen. Dabei konnte sie es kaum erwarten, John Pace diesen Brief zu zeigen, wollte ihm schon hinterherreiten, doch wusste sie nicht genau, wo er an diesem Vormittag arbeitete.
    Frustriert eilte sie zum Postboten hinaus, der gerade sein Mittagessen beendet hatte, das er immer in Kooramin serviert bekam, »mit den besten Empfehlungen der Verwaltung«, wie Eileen stets zu sagen pflegte, um die Leute an ihre Großzügigkeit zu erinnern.
    »Paddy«, rief sie, als er zu seinem Einspänner schlenderte. »Können Sie noch einen Augenblick warten? Ich muss einen dringenden Brief wegschicken.«
    »Es wird aber Zeit, dass ich mich wieder aufmache, Missus.« Er sah finster drein, um ihr zu zeigen, wer das Sagen hatte. »Die Arbeit, die ich zu tun habe, würde den stärksten Ochsen umhauen.«
    »Es geht ganz schnell«, entgegnete sie und verschwand im Haus.
    In ihrem Brief an Paul wimmelte es von Fragen. Die wichtigste, die daher auch unterstrichen war, hieß:
Wie lautet Dukes

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