Im Tal der Mangobäume
Adresse?
Als ihr Mann schließlich nach Hause kam, eilte Eileen, den Brief schwenkend, auf ihn zu.
»Du errätst nie im Leben, was Duke getan hat. Sieh dir das an! Der ist von Paul. Ich sage dir, du wirst es nicht für möglich halten …«
»Immer mit der Ruhe«, erwiderte er. »Kann ich mir nicht erst einmal den Staub abklopfen?«
Nach mehrmaliger Lektüre des Briefes stand John Pace ebenfalls vor einem Rätsel, neigte aber zu der Ansicht, Paul habe da etwas falsch verstanden. Am Ende sagte er: »Duke könnte es sich nicht leisten, Besitz zu erwerben. Ich schätze, er hat es gepachtet, nichts sonst. Zweifellos wird er uns schon noch davon erzählen. Was gibt es zum Abendessen?«
Aber Eileen hatte nicht die Absicht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Während sie ungeduldig auf eine Antwort Pauls wartete und sich darüber ereiferte, dass er so weit weg wohnte, irgendwo in der Wildnis, auf einem Anwesen, das sie noch nie gesehen hatte und nie sehen würde, gingen Wochen ins Land. Sie hoffte, sie würden diesmal vernünftig sein und zurück nach Neusüdwales ziehen. Zurück in die Zivilisation.
»Egal, was gesagt wird«, erklärte sie ihrer Schwester Fiona, als diese zu Besuch kam. »Ich behaupte noch immer, dass das Land nördlich von Brisbane das Land der Schwarzen ist. Und so wird es auch immer bleiben. Ich habe Paul ohnedies für verrückt gehalten, als er dorthin gezogen ist. Und ich hatte doch recht, oder? Bei Gott, das hatte ich, und ich wünschte, dem wäre nicht so gewesen.«
»Aber es heißt, inzwischen hätten sich viele Städte wie Rockhampton gut entwickelt, Eileen, und man würde dort ein Vermögen machen, vor allem nun, da Gold entdeckt worden sei.«
»Ach, das glaubst du doch selber nicht!«
»Es steht aber in den Zeitungen. Fahr hin und mach dir selbst ein Bild. Ich komme mit! Wir könnten mit dem Schiff fahren, das wäre doch aufregend!«
»Wie bitte? Die Küste ist übersät mit Wracks! Ich würde keinen Fuß auf ein Schiff setzen!«
Fiona war enttäuscht. Sie lebte nicht ganz zweihundert Meilen von Kooramin entfernt mit ihren Eltern auf einer Farm, und nachdem sie zweiundzwanzig und noch immer unverheiratet war, wollte sie endlich mehr von der Welt sehen. Erst kürzlich hatte ihr Vater erlaubt, die MacNamaras in Rockhampton zu besuchen, sofern Eileen sie begleiten würde.
»Vater hat gesagt, inzwischen sei es ganz sicher, bis Rockhampton zu reisen. Er würde uns nicht fahren lassen, wenn er die Schiffe nicht für sicher halten würde.«
»Hör endlich auf!«, geiferte Eileen. »Schon seit Tagen liegst du mir damit in den Ohren. Ich will dort nicht hin und damit basta! Aber wir können morgen nach Narrabi reiten, wenn du willst.«
»Nein, danke. Diese Stadt ist langweilig.«
Eileen zuckte mit den Achseln. »Wie du meinst.«
Als Pauls Antwort schließlich eintraf, hatte er nichts Neues über Dukes Finanzen zu berichten, außer dass er mit dem Vorbesitzer gesprochen und Duke die Farm eindeutig gekauft hatte. Paul war mehr an Vieh- und Futterpreisen interessiert und der Verfügbarkeit guter Viehtreiber, für die jenseits der Grenze großer Bedarf zu bestehen schien. Aber immerhin: Er hatte Dukes Adresse. Sie lautete schlicht: Mango-Hill-Station via Rockhampton.
Eileen schrieb Duke auf der Stelle.
Keine lange Einleitung. Sie schrieb, sie hoffe, es gehe ihm gut, und sie habe gehört, er habe sich ein Anwesen gekauft:
Aber wir sind besorgt und fragen uns, wie du das Geld dafür zusammenbekommen hast. Wir glauben keine Sekunde, dass das Tal der Lagunen als Sicherheit reichen würde, die Wahrheit wäre also hilfreich. Unseres Erachtens hättest du Paul um Rat fragen sollen, ehe du dich aufmachst und die erstbeste Farm kaufst, auf die du deinen Fuß setzt, wie du es getan zu haben scheinst. Bitte schreib uns umgehend zurück und setze uns über den Stand der Dinge in Kenntnis.
Nun machte sie sich auf eine weitere lange Wartezeit gefasst, aber als die Monate ins Land zogen, wurde klar, dass sie wohl nichts von ihm hören würden.
»Sieht so aus, als hätten sie sich wirklich überworfen«, meinte Eileen. »Mehr, als Paul uns hat wissen lassen. Aber er könnte zumindest versuchen, etwas herauszufinden.«
Ihr Mann zuckte mit den Achseln. »Paul will es gar nicht wissen, und mir geht es allmählich ebenso.«
»Schön, mir aber nicht!«
John Pace grinste. »Na gut. Hauptsache, du sitzt nicht herum und vergehst vor Gram, weil dir Duke nicht auf deinen Brief antwortet. Der war ja an
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