Im Tal der Mangobäume
Taktlosigkeit kaum zu überbieten.«
»Bei Duke ist Takt völlig verschwendet«, schniefte Eileen.
Sie hatten schon fast vergessen, dass Hubert Bloom dabei war, Kooramin von Dolour auf die neuen Besitzer zu übertragen, als die Post die offiziellen Unterlagen brachte, und Eileens Furcht vor Briefen auf diese Weise neue Nahrung erhielt.
Und auch dieses Mal bekam sie recht. Mit Entsetzen las sie, dass Kooramin nun zu gleichen Teilen im Besitz der drei Brüder sei. Seitdem sie und John Pace die Farm geführt hatten, war sie immer davon ausgegangen, dass John Pace sie erben würde.
»Was wird nun geschehen?«, wollte sie wissen.
»Ich werde der Verwalter. Wir arbeiten ein Lohnabkommen aus, und am Jahresende gibt es ein Treffen, um die finanzielle Situation zu besprechen. Mitunter könnte es nötig sein, Profite in Neuinvestitionen zu stecken, anstatt sie zu teilen.«
»Und du machst die ganze Arbeit?«
»Eileen, ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich dafür bezahlt werde.«
»Wann findet dieses Treffen statt?«
»Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wir hätten etwas ausmachen sollen, als wir in Brisbane waren.«
»Und jetzt ist es zu spät!«
Er seufzte. »Sobald ich die Zeit dazu habe, mache ich den anderen einen Vorschlag bezüglich der Verwaltung. Ich schicke dann Kopien an Paul und Duke.«
»Mit herzlich wenig Aussicht, dass er antwortet, geschweige denn, dem Ganzen zustimmt.«
»Wenn es um Geld geht, wird er das schon. Wenn nicht, dann machen wir es wie besprochen.«
»Gut! Dann fangen wir umgehend damit an, uns Gehälter zu zahlen. Ich kümmere mich darum. Und zwar wöchentlich.«
John Pace setzte sich mit einem Ruck auf. »Moment mal! Ich bin der Verwalter. Ich werde bezahlt. Du nicht.«
»Ab jetzt schon, John Pace MacNamara! Ich arbeite schließlich auch hier, und ich möchte Lohn dafür! Ansonsten streike ich. Das heißt dann, du machst die Buchführung, fungierst bei den Stuten als Hebamme, kochst für die Männer, wenn die Köchin ihren freien Tag hat, bestellst die Vorräte und übernimmst meinen Zehnstundentag. Und ich gebe dem Kindermädchen Minnie den Laufpass und passe selber auf die Kinder auf.«
Sie stürmte hinaus und ließ ihn mit offenem Mund zurück.
»Dolour«, sagte er und blickte an die Fotografie der Mutter an der Wand, »warum musstest du nach Vaters Tod den ganzen restlichen Besitz verkaufen? Warst du so wütend auf ihn? Warum nur müssen wir uns nun über Kooramin in die Haare kriegen?«
John Pace war stets davon überzeugt gewesen, dass Dolour neben der Trauer auch große Wut darüber empfunden hatte, dass ihr Mann sich »hatte töten lassen«, wie sie es ausdrückte.
Pace’ Gedenkgottesdienst war nur wenige Tage, nachdem Rivadavia ihnen die Nachricht von seinem Tod überbracht hatte, abgehalten worden, ohne Rücksicht auf Leute, die von weither anreisen mussten, und Dolour hatte vor der Kirche gestanden, kalt und in sich gekehrt. Sie hatte kaum ein Wort des Trostes für ihre verzweifelten Söhne; das blieb Milly und Dermott Forrest überlassen.
Sie zog einen Makler zu Rate und verkaufte ihre andere Farm ohne vorherige Ankündigung an Verwalter und Personal, als gehörten sie allesamt mit zu der Verschwörung, ihr ihren Mann vorzuenthalten. Dann entledigte sie sich anderen Pachtbesitzes. John Pace erinnerte sich daran, wie Milly in ehrfurchtsvollem Ton gemeint hatte: »Du lieber Himmel, Dolour! Ich habe ja gar nicht gewusst, dass Pace so viel Land besitzt!«
»Er war ein Geizkragen, das war er«, versetzte Dolour wütend. »Ein Landgeizkragen. Und was hat ihm das bitte eingebracht?«
»Aber, Liebes, nun beruhige dich. Pace hat dabei doch an die Familie gedacht. Er wollte immer, dass es seinen Söhnen später gutgeht.«
»Allerdings. Ohne Vater!«
John Pace hatte hinterher erfahren, dass es Milly gewesen war, die Dolour, als diese – noch in der Trauerzeit – ihre Absicht kundtat, Juan Rivadavia zu heiraten, gesagt hatte: »O ja, Dolour. Damit zahlst du es Pace aber wirklich heim. Nun wird es ihm leidtun!«
Und Dolour war in Tränen ausgebrochen. Die ersten Tränen, die sie seit seinem Tod – öffentlich – vergossen hatte.
John Pace hatte sich oft gefragt, was aus dem Erlös all dieser Verkäufe geworden war. Kein Penny davon ging durch die Bücher Kooramins oder fand sich auf ihrem einzigen bekannten Bankkonto wieder. Auf Bitte ihrer Söhne hatte Bloom Nachforschungen angestellt, jedoch ergebnislos. Rivadavia, von sich aus ein vermögender Mann, hatte
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