Im Tal der Mangobäume
über Duke nicht viel, grübelte er, während er mit geübtem Auge die Seite überflog.
»Ich frage mich, was er im Schilde führt?«, überlegte Rolf und gestand Eileen die Stichhaltigkeit ihres Arguments zu. Woher bekam ein junger Bursche wie Duke eine derartige Deckung? Und wozu die ganze Geheimniskrämerei?
Rolf roch Lunte.
Er überdachte die ganze Sache ernsthaft, wog das verfügbare Beweismaterial ab und überlegte, was dahinterstecken könnte.
»Na, wenn das kein Fall für Tedmund Tanner ist«, murmelte er und beschwor vor seinem inneren Auge das Bild eines adretten kleinen Burschen herauf, der vor Jahren wegen eines längst vergessenen Vergehens von der Anwaltsliste gestrichen und der nach und nach vielen in seiner spätere Rolle als Privatdetektiv unentbehrlich geworden war. »Ja, Eileen«, setzte er hinzu. »Tedmund ist dein Mann.«
* * *
Und Tedmund ließ ihn nicht im Stich.
Seine erste Erwiderung beinhaltete die Information, dass ein gewisser Duke MacNamara, der kein Duke war, ein blühendes Anwesen namens Toombye-Station erstanden und den Namen in Mango Hill geändert habe.
Er habe von der
Queensland Commercial Bank
in Rockhampton ein vom Bankdirektor Sam Pattison gebilligtes Darlehen über vierhundert Pfund erhalten. Mit dem Darlehen sei alles rechtens. Als Garantie seien zwei Grundstücke eingesetzt worden: Zunächst einmal das Tal der Lagunen und als Zweites Kooramin-Station, von der der Käufer ein Drittel besitze.
Zudem habe Mr.Duke MacNamara von der Hauptfiliale der
Queensland Commercial Bank
in Brisbane einen Kreditbrief über hundert Pfund gewährt bekommen, den er verwendet habe.
»Na bitte, jetzt sehen wir klarer«, sagte Rolf zu Florence. »Duke MacNamara breitet die Flügel aus. Seltsam allerdings, dass Eileen annimmt, Duke habe sich übernommen. Tedmund erwähnt keinerlei Komplikationen. Und Paul ist dort oben. Wenn dem so wäre, wüsste Paul davon und hätte das Darlehen nicht erlaubt.«
Florence lächelte. »Vermutlich versteht sie nichts von Geschäftsabkommen unter Männern, mein Lieber. Ich meine, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte, ginge ich in eine Bank und würde dort um ein Darlehen bitten.«
Rolf nickte. »Ah ja, verstehe. Ich erkläre es ihr dann so, wie Tedmund es mir weitergegeben hat. Das wird sie beruhigen.«
»Erwähnen wirst du ihn allerdings nicht!« Von Tedmund Tanner und seiner Beschäftigung hatte Florence noch nie viel gehalten.
»Das wäre völlig überflüssig, meine Liebe.«
Nun, da der Winter nahte, zeigte Kooramin sich von seiner besten Seite. Die südlichen Winde brachten frühen Regen, die die Wasserlöcher wieder auffüllten und die staubige Landschaft begrünten. Die Frangipanibäume, die die Küche beschatteten, verloren nun ihr Laub und gestatteten der Sonne, der Kühle entgegenzuwirken. Und der Obstgarten lieferte die letzten Sommerfrüchte.
In der Küche waren Eileen und die Köchin damit beschäftigt, Pfirsiche einzuwecken und kleine Zwiebeln einzulegen, die die Männer so liebten. Außerdem machte Eileen ihre Spezialität, Piccalilli, dessen preisgekröntes Rezept aus dem vornehmen Kolonialleben der Großmutter in Indien stammte: mit Gewürzen und fein gehackten Zwiebeln zubereitetes Senfgemüse. Mit ihrem Piccalilli hatte sie schon Preise bei örtlichen Kochwettbewerben gewonnen.
Heute war sie guter Dinge. Sie zog den Winter dem heißen, trockenen Sommer bei weitem vor und gab sich oft Gedanken über das seltsame Wetter hin, das Paul im Norden erlebte, wo die Sommer nass und die Winter trocken waren. Wetter, das Duke nun auch erleben würde, erinnerte sie sich wütend, und schon war ihre gute Laune verflogen. Als wäre Telepathie am Werk, blickte die Köchin, gerade als Eileen Duke in den Sinn kam, zum Fenster hinaus und sagte: »Da kommt der Postbote.«
Bemüht, nicht zu eifrig zu wirken, trocknete Eileen sich die Hände an ihrer großen schwarzen Schürze ab und eilte ins Büro, um den Beutel mit der schablonierten Aufschrift »Kooramin« zu holen, der ausgehende Post enthielt. Sie ging durchs Haus in ihr Schlafzimmer, wo sie sich ihr Haar ausbürstete und es wieder zu einem Knoten wand. Nachdem sie schon einmal da war, klopfte sie die Kissen auf dem Bett auf, das sie mit John Pace teilte, und glättete sie, schüttelte die leichte Daunendecke, legte sie wieder auf die Tagesdecke und spähte durch die Musselinvorhänge, um sich zu vergewissern, dass der Postwagen unten am Tor angehalten hatte. Dann nahm sie das
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