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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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keine Ahnung davon. Niemand wusste etwas. Sie hatte sich dessen einfach entledigt. Absichtlich, dachte John Pace.
    Und so standen die Dinge nun. Nur Kooramin-Station war übrig geblieben. Ein problembehaftetes Vermächtnis.
     
    Der Streik hielt nur einen Tag an. Dann hatte Eileen einen neuen Plan. Sie würde die Verwalterin und ihren Mann als ersten Viehhüter anheuern. John Pace’ Reaktion darauf war ein klares Nein. Er schlug jedoch vor, seine Frau als Buchhalterin zu engagieren, und hoffte, dass er von seinen Brüdern die Zustimmung dazu erhielt.
    Zunächst einmal besänftigt, lenkte Eileen ihre Neugierde wieder auf Duke. Woher hatte er das Geld?
    Plötzlich, sie servierte ihren Töchtern Tess und Brigit gerade das Frühstück, kam ihr eine Idee, und sie überließ die Mädchen schnell Minnie und eilte in ihr Arbeitszimmer zurück.
    Jeannies Eltern. Die Eltern von Pauls verstorbener Frau! Sie hatten eine Zeitlang in Rockhampton gewohnt. Rolf Stanmore, nunmehr im Ruhestand, war dort einige Jahre lang Richter gewesen.
    Werter Rolf, werte Florence
, begann sie und kaute eine Weile auf dem Federhalter herum, ehe sie die übliche Einleitung schrieb wie auch das Neueste von Tess und Brigit, die im Jahr darauf beide auf ein Internat in Sydney wechseln würden. In der Mitte dieses Briefes brachte sie ein paar Zeilen über Duke unter. Wüssten sie schon, dass er sich in Rockhampton eine Rinderfarm namens Mango Hill gekauft habe?
John Pace
, fuhr sie fort,
sorgt sich ein wenig, dass Duke sich mit einem Darlehen übernommen haben könnte. Aber Ihr kennt Duke ja. Er würde nie zugeben, womöglich einen Fehler begangen zu haben.
    Dann erging sie sich über das Wetter und wie nett es doch gewesen sei, sie nach der Beerdigung in Brisbane zu treffen – genug, um die zweite kleine Seite zu füllen. Dann schrieb sie einige Schlussworte und ließ den Brief verschwinden, bis sie ihn persönlich dem Postboten Paddy überreichen konnte.
     
    Rolf Stanmore langweilte sich. Nach zwei Herzinfarkten gezwungenermaßen im Ruhestand, vermisste er die spannungsgeladene Atmosphäre der Gerichtssäle und fand das beschauliche Leben daheim unerträglich. Sein scharfer Verstand und sein Blick fürs Detail hatten ihn zu einem scharfsinnigen Rechtsbeamten gemacht, hochgeachtet bei Gericht.
    In diesen Tagen bestand Rolfs Verbindung zur Gemeinde darin, dass er Zeitungen las und Briefe schrieb, von denen die meisten an Redakteure adressiert waren und seine freimütigen Ansichten über verschiedene Themen enthielten. Auch mit Freunden, Familienangehörigen und Bekannten korrespondierte er ausführlich, wobei er jene, die nicht zurückschrieben, mit strengen Lektionen über schlechtes Benehmen bedachte.
    Eileens Schreiben landete an einem besonders mageren Tag auf seinem Tisch. Seine Frau war lediglich mit zwei Briefen für ihn aus dem Postamt heimgekehrt. Einer setzte ihn davon in Kenntnis, dass sein Mitgliedsbeitrag für den Countryclub, aus dem er zwei Jahre zuvor ausgetreten war, überfällig sei und sich die Clubsekretärin gezwungen sehe, seinen Namen von der Liste zu streichen, wenn dieser nicht innerhalb von sieben Tagen bezahlt würde.
    »Bah!«, brummte er und legte den Brief beiseite, um ihn später in beißendem Ton zu beantworten.
    Sein Brieföffner aus Huonkiefer, das Geschenk eines ehemaligen tasmanischen Sträflings, glitt mühelos durch den dünnen Umschlag und gab Eileens ordentlich geschriebene Bogen frei.
    Obgleich Rolf es Paul nie verzeihen würde, dass er darin versagt hatte, seine Tochter Jeannie zu beschützen, hatte er eine Schwäche für die restlichen MacNamaras. Ihr Vater, ein gutaussehender und charismatischer Ire, hatte seiner Hochzeit mit Florence beigewohnt. Wie lange das her war, seufzte er. Und Pace hatte zu aller Überraschung drei Fiedler mitgebracht, die für den musikalischen Hintergrund gesorgt hatten.
    Eileen, erinnerte er sich, war sehr besorgt um ihre Gefühle gewesen, als sie nach Dolours Beerdigung an dem Stehempfang teilgenommen hatten. Sie hatte sich darum gekümmert, dass sie bequem saßen und gut bedient wurden, und sich bemüht, sie von der jungen Frau, die in Pauls Herzen bereits Jeannies Platz eingenommen hatte, abzuschirmen. Florence war ihr für ihre Aufmerksamkeit sehr dankbar gewesen.
    »Nun, Eileen«, sagte er und lehnte sich in dem abgewetzten Ledersessel zurück, der ihn bei so vielen behördlichen Abenteuern begleitet hatte, »was haben Sie zu Ihren Gunsten zu sagen?«
    Bis auf diesen Absatz

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