Im Tal der Mangobäume
er auch nicht! Also ignorieren wir ihn.«
»Das halte ich für keine gute Idee. Was, wenn er eines Tages kommt und sagt, er habe dem Gehalt nicht zugestimmt. Er ist unberechenbar, Eileen.«
»Dass er uns das angetan hat, werde ich ihm nie verzeihen«, schniefte sie in ihr Taschentuch.
»Es liegt nicht an Duke«, erwiderte er, »sondern an den Umständen. Kann ich dir eine Tasse Tee bringen?«
»Ich mache das schon.« Benommen ging sie in die Küche.
»Nein, an Duke liegt es nicht«, murmelte er, »sondern an dir, Dolour. An deinem Tun. Du wolltest Bloom nicht anweisen, Kooramin zu verkaufen. Du wusstest, wir würden Einwände erheben. Dass es das Letzte war, was Pace gewollt hätte. Also hast du es uns hingeworfen, auf dass wir darum streiten. Bist du denn immer noch nicht zufrieden? Du verstreust seinen Besitz in alle Winde. Wie musst du ihn geliebt haben, du verrückte Irin! Aber ich lasse es nicht zu, dass du das mit Kooramin auch tust. Es war Pace’ Heim. Ich lasse es nicht zu!«
Als Eileen zurückgekehrt war, legte ihr Mann einen Arm um sie.
»Mach dir keine Sorgen. Ich habe einen Entschluss gefasst. Wir verkaufen nicht, und wir lassen uns von ihnen auch nicht dazu drängen, Geld aufzunehmen und sie auszubezahlen. Dieser Besitz gehört uns allen dreien, und so bleibt es auch.«
»Wie willst du sie aufhalten?«
»Mit einem Gewehr, falls nötig! Hier kommt mir kein Käufer in die Nähe. Ich habe nicht die Absicht, mich von Dolour schlagen zu lassen.«
»Dolour!«, sagte sie. »Wieso sollte sie dich schlagen wollen?«
»Komplizierte Geschichte. Ich erkläre es dir ein andermal. Jetzt möchte ich aber, dass du beiden schreibst, ihnen unseren Entschluss mitteilst und sie darüber informierst, dass wir es mit ihnen genauso halten, wie wir es mit Dolour taten. Ich bleibe Verwalter, und zwar mit dem festgesetzten Lohn. Jedes halbe Jahr verschicke ich Geschäftsberichte samt einem Scheck. Mit dem Unterschied, dass wir den Scheck nun unter drei aufteilen. Jeder bekommt ein Drittel des Gewinns.«
»Soll ich nicht noch hinzusetzen, dass wir den Verkauf Kooramins ganz und gar ausschließen? Und jeden Verkaufsvorschlag übelnähmen. Ich sollte ihnen auch noch sagen …«
John Pace machte ein finsteres Gesicht. »Schreib ihnen, was du magst. Solange sie wissen, woran sie sich zu halten haben.«
Einige Zeit darauf schickte Milly Forrest John Pace einen Ausschnitt aus einer Sydneyer Zeitung:
Vorstandsmitglieder des St.-Mary’s-Waisenhauses für Mädchen, Parramatta, möchten der Person danken, die dieser Einrichtung höchst großzügig eine stattliche Summe gespendet hat und die anonym zu bleiben wünschte. Eingedenk der Tatsache, dass unser Gönner bat, dass besagte Gelder für die Erziehung der Waisen aufgewendet werden mögen, die in diesen Räumlichkeiten wohnen, setzen wir Sie nun in Kenntnis, dass auf dem Grundstück ein Schulhaus errichtet worden ist, in dem Miss Evangeline Croft täglich Unterricht abhalten wird.
Milly hatte neben diese öffentliche Bekanntgabe ein Fragezeichen gemalt, und John Pace nickte.
»Durchaus möglich«, sagte er zu seiner Frau.
»Warum sollte sie das tun?«
»Ich nehme an, dass die Frauenfabrik in Parramatta zu dem Zeitpunkt bereits geschlossen war«, erwiderte er bitter.
»Die Frauenfabrik
für Strafgefangene
! Die wurde schon vor Jahren geschlossen. Aber was hat das mit Dolour zu tun?«
»Dort hat ihr Leben in Australien begonnen.«
»Sie war eine
Strafgefangene
?«
»Ja. Mit siebzehn wurde sie hierher deportiert.«
»Das hast du mir nie erzählt.«
»Du meine Güte, Eileen! Natürlich habe ich das. Das verdrängst du bloß.«
»Na ja, das kannst du mir nicht verdenken.«
Duke erhielt einen Brief von Lucy Mae, nachgesandt vom Rockhamptoner Postamt, in dem sie sich nach seinem Befinden und seiner Lage erkundigte, und es war ihm ein Vergnügen, darauf zu antworten. Ein Vergnügen, ihr zu schreiben und zu berichten:
Ich besitze inzwischen eine eigene Farm, die ich Mango Hill nenne, mit zweitausend Stück Vieh, die mich auf Trab halten, aber sie floriert, wie du gewiss gern hören wirst
.
Hier verzog er das Gesicht. Weder florierte Mango Hill bislang, noch nannte er zweitausend Stück Vieh sein eigen. Er hatte Hunderte von Rindern verkaufen müssen, um die Männer bezahlen und die Bank in Schach halten zu können, und um mehr Geld zu beschaffen, hatte er einigen seiner Männer befohlen, Wildpferde zu jagen. Zu dem Zeitpunkt hatte er das für eine gute Idee
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