Im Tal der Mangobäume
gehalten, und sie hatten ein paar gute Pferde eingefangen. Aber zu ihrer Unterbringung hatte er die Viehhöfe ausbauen und sie selbst zureiten müssen, um sich die Kosten für einen Zureiter zu sparen.
Einige der Wildpferde spielten völlig verrückt, und es war Schwerstarbeit, sie zuzureiten, aber für seine Männer war es ein großes Vergnügen, ihrem Boss dabei zuzusehen, wie er Tag für Tag am Ende eines Seils durch den Staub rutschte. Er war geduldig mit den Wildpferden – dadurch, dass er Publikum hatte, musste er das auch –, und allmählich lehrten ihn diese Pferde, was sie hinnahmen und was nicht, und er akzeptierte das, um Verletzungen zu vermeiden. Irgendwann hatte er schließlich zu seiner Überraschung den Bogen raus, und seine Männer behaupteten, er sei ein »Spitzenzureiter«. Ein Experte.
Zum ersten Mal konnte er jemandem von seiner Farm erzählen. Er genoss es, im Schein der Lampe bei einem Glas Rum im eigenen Haus zu sitzen, und so ließ er sich seitenlang darüber aus und lud Lucy Mae und ihre Mutter schließlich zu sich ein. Rockhampton würde ihnen bestimmt gefallen, und es wäre ihm eine Ehre, ihnen seinen Besitz zu zeigen.
»Wie freundlich von Duke, uns einzuladen«, meinte Milly. »Da können wir nicht ablehnen. Wir fahren hin. Du gehst heute noch zum Schifffahrtskontor und buchst eine Kabine. Erster Klasse natürlich, und bitte auf einem anständigen Schiff. Wir sehen uns diese Stadt an und statten Paul und Laura ebenfalls einen Besuch ab. Ich bin schon sehr gespannt, du nicht auch?«
Nervös trifft es schon eher, dachte sich Lucy Mae. Sie war unsicher, wie sie mit Duke umgehen sollte.
Was Duke selbst anging, so hatte er den Brief nach Brisbane kaum abgeschickt, da lernte er bei einer Tauffeier auf einer benachbarten Farm eine junge Frau kennen. Sie hieß Beth Delaney und wohnte bei ihren Eltern, die das
Turf Club Hotel
in Rockhampton besaßen. Bis Lucy Mae und ihre Mutter in Rockhampton in der Quay Street an Land gingen, wo ihr Freund Duke MacNamara sie erwartete, hatte Jack Delaney ihn als ernsten Bewerber für die Hand seiner zweiten Tochter ins Auge gefasst, allerdings unter bestimmten Bedingungen.
»Sie können Beth erst heiraten, wenn ich ihre ältere Schwester Carmel unter die Haube gebracht habe«, warnte er. »Schließlich möchte sie nicht vor der Zeit als alte Jungfer bezeichnet werden.«
Duke war das recht. Hochzeit hatte er ohnehin nicht im Sinn, nur Verführung.
Und: »Wenn Sie sie in andere Umstände bringen«, setzte Delaney hinzu, »dann heißt das noch lange nicht, dass Sie sie heiraten. Eher schon fischt man Sie dann aus dem Fluss.«
Das war Duke ganz und gar nicht recht. Tatsächlich erlahmte sein Interesse an Beth fast unverzüglich, und er hieß Milly und Lucy Mae mit offenen Armen willkommen und brachte sie ins
Criterion Hotel
, wo ihnen als Erstes Paul und Laura MacNamara über den Weg liefen.
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Kapitel 5
In den zerklüfteten roten Bergen hoch über Bulla Bulla schritt ein Mann oberhalb einer Schlucht über bröckelnde Felsplatten und holte tief Luft. Er nahm die Farbe dieses alten Landes in sich auf, von den kupferartigen Rosa- und Grautönen der Felsen unter seinen Füßen zu den strohfarbenen Goldstreifen im Felsgestein der Schlucht. Er hob eine Hand, um das erdige Grün spärlicher Wälder besser zu sehen, die sich an die hitzegeplagten Anhöhen klammerten, und dann wanderte sein Blick zu den baumlosen Gipfeln, die ihn umgaben, und deren gelbbraune Schattierungen im Einklang mit den sanften Blau- und Rosatönen des vom Sonnenuntergang gefärbten Himmels standen.
Seit Jahren war der Mann aus den Küstenregionen hierher gekommen … über die hohe Gebirgskette hinweg und weiter in das weite Landesinnere, wo viele Stämme lebten, denn er war ein Händler. Nun reiste er mit seinen beiden Söhnen, die beide ebenso kräftig und langbeinig waren wie ihr Vater, und lehrte sie den Gang der Dinge.
Diese Reise nahm beide Jahreszeiten in Anspruch und die Wasserlöcher von Bulla Bulla waren ein wichtiges Zentrum. Hier stellten die Pitta-Pitta-Leute die besten Speere und Schilde her. Zudem kamen Händler aus den Wüsten mit den erstklassigen Pituriblättern, die von Bäumen stammten, deren Standort sie nicht preisgaben. Zumindest wusste dieser Händler, wie man die Blätter mit größtmöglicher Wirkung auf das Bewusstsein zubereitete, aber gemäß den Gesetzen würde er seinen Söhnen dieses Wissen womöglich erst weiterreichen, wenn ihre Bärte zu
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