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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ergrauen begannen.
    Diese jungen Männer trugen die Waren des Händlers. Alles, von persönlichen Schmuckwaren bis zu breiten Schwertern, speziellen Netzen und sogar Schleifsteinen, leicht verkauft und ersetzt durch andere Gegenstände in diesem gut bevölkerten Gebiet. Doch dieser Händler leitete auch Informationen weiter, verlässliche Informationen, und so sah man seiner Ankunft mit großer Aufregung entgegen.
    Sie sollten nicht enttäuscht werden. Diesmal hatte er auch einen Mitteilungsstock dabei, auf dem Datum und Ort eines in Kürze angesetzten großen Korroboris standen. Nicht nur die Pitta-Pitta waren eingeladen, sondern auch die Sippen der Mitakoodi und der Kalkadoon, eine in dieser Zusammenstellung seltene Versammlung und daher als sehr wichtig erachtet. Infolgedessen bereiteten sich alle eilig darauf vor.
    Die Stammesältesten würden sich natürlich zu Gesprächen und Diskussionen zusammensetzen, aber bei einem Korrobori von dieser Größenordnung ging es um mehr als nur Geschäftliches. Besondere Zeremonien mussten eingehalten, Tänze eingeübt, Ornamente und Bemalungen ausgesucht und Festessen zubereitet werden.
    All diese Tätigkeiten waren um ihn herum in vollem Gange, als der Händler sich an die Ältesten wandte, um sie um einen Gefallen zu bitten.
    »Eure Höhlenzeichnungen sind im ganzen Land berühmt, aber nur wenige haben sie je zu Gesicht bekommen. Ich habe mich gefragt, ob mir vielleicht gestattet würde, sie anzusehen, ehe meine Söhne und ich unsere Reise zurück an die Ufer des großen Ozeans antreten.«
    Einer der Ältesten, der einfach nur als Kapakupa bekannt war, antwortete ihm. »Ladjipiri, du kommst von weit her und weißt viele Dinge. Wir sind dir dankbar für die Unterstützung, die du uns all die Jahre zuteil werden ließest. Es wird uns eine Ehre sein, dich noch an diesem Tag zu der Haupthöhle zu begleiten. Damit du die Gemälde in ihrer ganzen Pracht sehen kannst, ist es nötig, heute in den Bergen zu übernachten, damit du bereits dort bist, wenn die Morgendämmerung Licht und wechselnde Farbe in ihre Tiefen flutet.«
    »Ich fühle mich zutiefst geehrt.«
    »Das freut uns«, erwiderte der Älteste, »und ich bin mir sicher, dass du uns eine kleine Bitte nicht ausschlagen wirst.«
    »Oh, oh«, dachte der Händler bei sich. »Ich hätte mir denken können, dass man eine Gegenleistung fordert. Eine, die ich nicht verweigern kann.«
    Seine Söhne waren sehr beeindruckt, dass man ihm die Erlaubnis erteilt hatte, die heiligen Höhlen zu besuchen, und freuten sich, dass alle drei eingeladen waren, am Korrobori teilzunehmen, der in acht Tagen stattfinden sollte. Von weit her Angereiste wie Ladjipiri konnten für solche Ereignisse nur wenig Zeit erübrigen und waren ansonsten, da sie in fremden Gebieten keine Verwandten hatten, selten willkommen. Diesmal jedoch konnten sich die großen Erfahrungen des weit umhergereisten Händlers und seine gelegentlichen Verbindungen mit dem gefürchteten weißen Mann als wertvoll erweisen.
    »Viel kann ich euch nicht erzählen«, hatte er gesagt. »Von den Lagerfeuern halten wir uns möglichst fern. Ich beobachte sie lieber aus der Ferne.«
    »Ah, aber von den Ältesten wird es Fragen geben. Manche von ihnen haben ja noch nicht einmal einen Blick auf den Schatten eines Weißen erhascht.«
    »Haben die denn überhaupt einen Schatten?«, warf hier ein alter Mann nörglerisch ein. »Wenn sie weiß sind, wie fällt der Schatten dann?«
    »Stimmt es, dass manche von ihnen vier Beine haben?«, fragte ein anderer.
    »Nein. Manche reiten auf einem großen Tier mit vier Beinen.«
    »Siehst du«, bemerkte der Älteste. »Deine Antworten werden den Leuten helfen, die Weißen besser zu verstehen. Man vertraut dir, dass du die Wahrheit sprichst.«
     
    Noch vor dem Morgengrauen führte ein geschickter Führer namens Murrabung Ladjipiri durch ein Labyrinth riesiger Felsbrocken und hinunter zu einer Lichtung, auf der hier und da eine stachelige Akazie wuchs. Am anderen Ende der Lichtung schlüpften sie durch einen engen Felsspalt und gelangten, nachdem sie um eine Ecke gebogen waren, auf einen schmalen Sims, von dem aus sich ihnen ein Panoramablick bis hin zu einem silberdünnen Fluss im Flachland bot.
    Der an Höhenangst leidende Ladjipiri hielt sich an einem Baum fest, der es geschafft hatte, aus einer Nische in der Felswand zu wachsen, während Murrabung, dem es gar nichts ausmachte, direkt an einem Abgrund zu stehen, grinste und auf den grellen Schein der

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