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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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das Gesicht und spuckte auf den Boden. Aber das würde eh nicht passieren. So toll fand sie ihn auch wieder nicht.
    Was sollte er zuerst anzünden? Das Cottage, beschloss er mit einem fröhlichen Kichern. Über den Ziegelsteinen war es mit Zement verputzt, und die Fensterrahmen und das Dach waren aus Holz. Es würde wahrscheinlich am längsten dauern, bis es in Flammen stand. Danach war der Reisigzaun an der Reihe. Der würde in wenigen Minuten lichterloh brennen, und die Funken würden auf den Wohnwagen überspringen und auf die Gasflasche, die an der Seite befestigt
war und für Kochzwecke benutzt wurde. Danach wäre die Weinkellerei an der Reihe. Sie war verriegelt, aber er würde einige Fenster einschlagen und ein oder zwei Leuchtraketen hineinwerfen, um die Dinge zu beschleunigen. Zusammen mit der jetzigen Ernte, dem Benzin, das überall im Gebäude verteilt war, und dem Material in Angies kleinem Labor würde das ein fantastisches Freudenfeuer werden.
    Im Licht des Halbmondes konnte Josh alles gut erkennen. Er ging auf den Reisigzaun zu.
    Zehn Minuten später war die Tat vollbracht. Entlang des Reisigzauns, im Cottage und in der Weinkellerei breiteten sich die Flammen nach allen Seiten aus. Josh verschwendete keine Zeit, lief zum Wagen und sprang hinein. Dann ließ er den Motor an und trat aufs Gaspedal, um schnell das Weite zu suchen. In der Eile bemerkte er nicht, dass in der Kurve zur Weinkellerei Farbdosen aufeinandergestapelt standen. Der vordere Kotflügel des Pick-ups krachte in die Dosen, fuhr einige platt und zerquetschte eine davon so, dass sich der Inhalt über den Boden, einen Reifen und den rechten Kotflügel ergoss.
    »Scheiße, was war das denn?«, knurrte er, während er den Pick-up auf den Ausgang des Weinguts zusteuerte. Wahrscheinlich ein paar Kisten, die er nicht gesehen hatte. Gleichgültig zuckte er die Schultern und fuhr weiter. Das Wichtigste für ihn war jetzt, so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Im Rückspiegel sah er die lodernden Flammen. Das hatte er gut gemacht. Lisel würde zufrieden mit ihm sein.
    Nach knapp zehn Minuten später parkte er in einer dunklen Seitenstraße in der Nähe der Hauptstraße und ging in Richtung des Hotels. Als er die dortige Bar betrat, schaute er auf die Wanduhr: Es war 21.25 Uhr. Mit dem Vorsatz, sich ein Alibi zu verschaffen, blickte er sich um.
Zwei Männer spielten gerade Pool. Vier andere saßen an einem Tisch und unterhielten sich, und weitere drei saßen auf den Barhockern. Unter den Anwesenden war einer, den er überhaupt nicht mochte. Er war sowieso schon auf hundertachtzig von dem Adrenalischub, den er durch seinen eben erledigten Job hatte. Es wäre also für ihn ein Vergnügen, den Typen zu beleidigen und ihm ordentlich eine in die Fresse zu geben.
     
    Paul schaute auf den Tachometer seines Allradantriebs und merkte, dass er viel zu schnell fuhr. Er drosselte sein Tempo. Die Sitzung der Bauunternehmer auf dem Gelände von Clare Valley hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Das bedeutete, dass er nicht vor 21.30 Uhr in Sundown Crossing sein würde. Einige Kilometer von seinem Ziel entfernt sah er plötzlich einen unnatürlichen Schein am dunklen Himmel. Das war ein Feuer! Er drückte das Gaspedal durch. Während er die Straße hinunterjagte, tippte er auf seinem Handy die Nummer des örtlichen Notrufs ein.
    »In Sundown Crossing ist ein Feuer ausgebrochen, das sich offenbar schon stark ausgebreitet hat. Beeilen Sie sich!«, brüllte er ins Telefon. Dann wählte er Carlas Nummer. Keine Antwort. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Landrover raste auf den Feuerherd zu.
    »Gütiger Gott«, murmelte Paul, während er mit quietschenden Reifen vor dem Cottage hielt. Alles stand lichterloh in Flammen: der Wohnwagen, das Cottage, die Weinkellerei. Hastig sprang er aus dem Auto und war so geistesgegenwärtig, die Picknickdecke, die auf dem Rücksitz lag, mitzunehmen. Er rannte auf das Cottage zu, blieb aber noch kurz stehen, um die Decke in den Ententeich zu tauchen. Die tropfnasse Decke schlang er sich um den Körper,
trat mit dem Stiefel Carlas Schlafzimmerfenster ein und kletterte hinein.
    Carla lag im Bett und hustete im Schlaf, während der Rauch schon durch das Zimmer waberte. Paul rüttelte sie an der Schulter. »Carla, Carla! Das Haus brennt. Steh auf!« In der Dunkelheit tastete er nach irgendetwas, das er ihr umlegen konnte. Er riss die Decke vom Bett und legte sie um ihre Schultern. »Los jetzt«, er hob

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