Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
sie halb aus dem Bett, »wir müssen raus.«
»W-was?« Völlig verschlafen begann sie wieder zu husten, und zwischen den Hustenanfällen, dem Rauch und dem Knistern des Feuers krächzte sie: »Sam...?«
»Du kletterst jetzt aus dem Fenster. Ich hole Sam«, rief Paul und schubste sie auf das kaputte Fenster zu. Er nahm ihre Nachttischlampe und zertrümmerte damit herausstehende scharfe Glasteile, damit sie sich nicht verletzte.
»Die Loongs! Kim und Su Lee sind im Wohnwagen.«
»Ich weiß. Ich hole sie raus.« Er hielt inne, weil er von einem Hustenanfall erschüttert wurde. »Geh, sofort!«
Nachdem Paul Sam aus dem Haus geholt und ihn und Carla aus dem Umkreis des Feuers gebracht und anschließend auch noch Kim und Su Lee gerettet hatte, brannten der Wohnwagen und das Cottage lichterloh. In der Weinkellerei verbreitete sich das Feuer nicht so rasch. Die fünf beobachteten mit Entsetzen und ohnmächtiger Faszination das lodernde Inferno. In der Ferne hörten sie das Heulen der Feuerwehrwagen, die immer näher kamen.
Carla blickte Paul an und spürte neben ihrer schmerzenden, raucherfüllten Lunge noch etwas ganz anderes: Wie gut er aussah! Sogar jetzt, wo sein Gesicht von der Asche schwarz verschmiert war. Er hatte sich die linke Hand verbrannt, weil er die Tür zum Wohnwagen hatte aufreißen müssen, und einen nassen Stofffetzen darum
gewickelt - ein Stück von seinem karierten Hemd. Sein dunkles Haar und seine Hose waren an manchen Stellen angesengt. Paul hatte ihr Leben, das von Sam und das der Loongs gerettet! Sie war so dankbar, dass er rechtzeitig gekommen war, aber … da war noch etwas mehr. Das Gefühl war tiefer als reine Dankbarkeit. Aber jetzt war nicht die rechte Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Später …
Ein Schauer lief über ihren Rücken und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Wenn er nicht gekommen wäre und das Feuer gesehen hätte..., wäre nicht nur Sundown Crossing jetzt Geschichte, sondern alle, die hier lebten, mit Ausnahme von Angie und Tran. Ihre Gedanken wurden von den Geräuschen um sie herum überlagert - dem Zischen des Feuers, während die Feuerwehr ihre Schläuche darauf richtete, dem Knistern von brennendem Holz, dem gelegentlichen Knallen und kleineren Explosionen. Beißender Qualm und stechende Gerüche, die durch das brennende Baumaterial entstanden, vervollständigten das Schreckensszenario.
Das einzige Gebäude, das die Feuerwehr retten konnte, war die Weinkellerei. In dem ganzen Durcheinander der vielen Helfer und wechselnden Gefahrensituationen hatten Carla und Paul kaum Zeit, mehr als ein paar Worte miteinander zu wechseln. Doch eines war klar - das Feuer war absichtlich gelegt worden.
Aber aus welchem Grund? Wer war der Brandstifter? Carla hatte keine Ahnung. Ihre Gedanken waren ein einziges Wirrwarr.
Sie standen in einer kleinen Gruppe zusammen und beobachteten, wie die Flammen das Cottage gierig verschlangen, bis nur noch die geschwärzten Wände übrig blieben. Vom Wohnwagen war nur noch ein zerknitterter
Haufen Aluminium zu sehen, und der Holzzaun war sowieso wie Zunder abgebrannt. Den Feuerwehrleuten, die ihre Schläuche nun fast nur noch auf das größte Gebäude richteten, gelang es, das Feuer in der Weinkellerei unter Kontrolle zu bringen. Sie hatten tragbare Scheinwerfer aufgestellt, die die traurigen Überreste des Cottages und des Wohnwagens erleuchteten. Das Spektakel hatte natürlich auch Zuschauer von den angrenzenden Grundstücken angelockt, die sich an der Grenzlinie zum Weingut versammelt hatten.
Eine weitere Stunde verging, ehe die Feuerwehrleute das Feuer in der Weinkellerei endgültig gelöscht und die letzten Brandherde ausgeräumt hatten. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Angie, in das Weingut einzubiegen, war jedoch gezwungen, ein paar hundert Meter davor zu parken. »Jesus«, keuchte sie, sprang aus dem Auto und hetzte zum Haus. Als sie Carla und Sam entdeckte, stürzte sie voller Erleichterung auf sie zu und umarmte die beiden heftig. »Was in Gottes Namen ist hier geschehen?«
»Ein exakt ausgeklügelter Fall von Brandstiftung, sagt der Leiter der Feuerwehr«, klärte Paul sie auf.
»Aber wer...?« Angie starrte Paul und Carla ratlos an.
»Ich könnte einige Spekulationen anstellen und ein paar Namen nennen, aber das werde ich noch nicht tun. Der Täter fährt jedoch jetzt mit grüner Farbe an seinem Fahrzeug durch die Gegend. Der Brandstifter hat mehrere Farbdosen umgefahren, und eine Dose ist so zerquetscht, dass sie die
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