Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Der wahre Auslöser war jedoch Großvater selbst gewesen, der das Tagebuch ihres Vaters gelesen hatte. Und sie wusste noch etwas: Luke meinte, er habe sich in Carla verliebt. Wärme stieg ihr in die Wangen, während sie darüber nachdachte. Sie hatten das Kriegsbeil begraben, und sie mochte Luke. Sehr sogar. Es war schön, mit ihm zusammen zu sein, er war
umgänglich, intelligent, aber... sie seufzte in die Dunkelheit. Könnte sie sich auch in ihn verlieben? Das wäre schön, denn sie passten sehr gut zusammen. Aber sie war noch nie vernünftig gewesen, wenn es um Herzensangelegenheiten ging. Als sie sich vor vielen Jahren in Derek verliebt hatte, war sie jedes Mal, wenn er zur See fuhr, krank vor Sorge gewesen. Wenn sie ganz ehrlich mit sich war, musste sie zugeben, dass sie, ob es ihr gefiel oder nicht, eine Schwäche für Paul, ihren Chef, hatte. Aber er hing wahrscheinlich nach wie vor an seiner verstorbenen Verlobten.
Sie drehte sich auf die Seite und murmelte in ihr Kopfkissen: »Hör auf, dir Gedanken um die Liebe zu machen. Es gibt wichtigere Dinge.«
Montagvormittag, als Lisel ihren Mercedes-Sportwagen auf ihrem Parkplatz vor dem Rhein-Schloss-Büro abstellte, hatte sich der Zorn, dem sie Samstagabend Luft gemacht hatte, in kalte Wut verwandelt. Etwas musste geschehen in puncto Carla Hunter, und es war klar, dass sie die Einzige in der Familie war, die den Mut hatte, etwas zu unternehmen.
Ihr Vater hatte sich von Carla bezaubern lassen, weil sie ihrer Mutter so ähnlich sah. Greta, ihre gefühlsduselige, unfähige Schwester, und John hielten sowieso immer zu Papa und Luke. Luke, den sie großgezogen, beschützt, ermutigt und um den sie sich gesorgt hatte! Und der das meiste zu verlieren hatte. Darüber hinaus hatte dieser Tölpel sich in diese falsche Schlange verliebt. Was hatte Carla im Krankenhaus zu ihr gesagt, als Papa krank gewesen war? Sie zog die Stirn in Falten und versuchte, sich die genauen Worte in Erinnerung zu rufen. Als sie Carla zu Recht beschuldigt hatte, dass sie nur auf Geld aus sei, hatte
diese gesagt: Dass du nur so etwas denken kannst, zeigt doch, wes Geistes Kind du bist . In ihrem linken Mundwinkel zuckte ein Nerv. Wie konnte diese Frau es wagen, so mit ihr zu reden? Ihre Lippen begannen, vor Wut zu zucken. Das Miststück glaubte wohl, jetzt brauchte es sich keine Sorgen mehr zu machen. Papa hatte nachgegeben und sie in die Familie aufgenommen. Und der Rest der Familie kippte ebenfalls um und machte ein Riesentheater um sie und ihren Sohn.
Nachdenklich kniff sie die Augen zusammen, als sie sah, dass Josh Aldrich soeben auf das Gebäude zuging, und ihr verbitterter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein leuchtendes Grinsen. Es würde einen Weg geben, dieser unerquicklichen Situation ein Ende zu bereiten. Das Leben musste ganz einfach wieder so werden, wie es gewesen war, bevor Carla ins Valley gezogen war. Ihr Lächeln verstärkte sich noch, während sie Josh beobachtete. Sie kannte die richtige Person, die ihr bei der Ausführung ihres Planes helfen würde. Ohne Zeit zu verschwenden, stieg sie aus ihrem Auto und rief: »Josh, warte mal! Ich muss mit dir reden.«
Angie saß in Paul van Leesons Küche und sah ihm dabei zu, wie er das Abendessen für sie zubereitete. Carla hätte sich gewünscht, dass Angie mit ihr und Sam zum Abendessen, ihrem zweiten, nach Stenhaus fahren würde, aber sie hatte abgelehnt. Sie wollte den Stenmarks nicht zur Last fallen und ihre Gastfreundschaft ausnutzen. Außerdem wollte sie Carla und Sam die Möglichkeit geben, ihre Familie in aller Ruhe näher kennen zu lernen. Als Paul angerufen hatte, wollte er Carla bestimmt zum Abendessen einladen. Stattdessen gab er sich mit Angie alleine zufrieden.
Sie hatte nichts dagegen, seine zweite Wahl zu sein, denn sie mochte Paul sehr gerne. Im Laufe der Zeit war er sowohl ein enger Freund geworden als nebenbei Carlas großzügiger Arbeitgeber. Obwohl sie sich Carla gegenüber nicht mehr darüber äußerte, dass Paul ein viel besserer Partner wäre als Luke, war sie nach wie vor dieser Meinung.
Beim Abendessen und einer Flasche Chardonnay plauderten sie gelöst miteinander.
»Schade, dass Carla nicht kommen konnte. Ich habe einige Nachforschungen über Walt Conrad angestellt, und ich glaube, sie wird daran interessiert sein, was ich herausgefunden habe«, sagte Paul zu Angie.
»Wir brauchen Walt nicht als Teilhaber, weil die Bank unser Darlehen akzeptiert hat. Das haben wir dem Einfluss der Stenmarks
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