Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
zu verdanken, dadurch wurde der Deal inoffiziell genehmigt.« Angie hob vielsagend die Augenbrauen. »Sie können sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber freue. Ich wollte nicht, dass Walt seine Nase in alles steckt, was auf dem Weingut vor sich geht.«
»Das ist eine gute Nachricht!« Pauls Grinsen verriet pure Freude. »Und glauben Sie mir, nach all dem, was ich über Conrad erfahren habe, wollen Sie ihn auch ganz sicher nicht als Teilhaber. Man kann ihm nicht vertrauen. Vor einigen Jahren, als Rhein-Schloss ihn vor Gericht gezerrt hat, hat er wegen des Grenzzauns gelogen, und nachdem er den Prozess verloren hatte, ist er verbal über Carl und Luke hergefallen. Aber das ist noch nicht alles.« Er hielt inne, um ein Stück Steak mit einem Schluck Wein hinunterzuspülen. »Ich bin einem Tipp nachgegangen, den Tran mir im Zusammenhang mit der verunglückten Sundown-Crossing-Weinladung gegeben hatte. Es hat eine Weile gedauert.« Er stand auf, ging zur Kommode und kam mit einem Ordner zurück. »Ein ehemaliger
Polizist und Freund von mir, Gary, hat so lange in Adelaide recherchiert, bis er herausgefunden hat, wonach wir suchen. Gary hat noch viele Kontakte zur Unterwelt, daher war es nicht weiter schwierig für ihn. Ich habe Ihnen erst mal nichts erzählt, weil ich es für besser hielt abzuwarten, bis ich den Beweis hatte. Die gesamte Weinladung ist in einem kleinen, abgelegenen Lagerhaus in Ostadelaide untergebracht. Schauen Sie mal«, er breitete einige Fotos auf dem Schreibtisch aus, »Gary hat Fotos mit Datum gemacht, um zu beweisen, dass die Sendung noch existiert.«
Angie verschlug es fast die Sprache, und sie krächzte: »Das glaub ich nicht.« Sie starrte Paul an. »Wie hat Ihr Freund das herausgefunden?«, und fügte übergangslos hinzu: »Vielleicht will ich das gar nicht wissen.«
Paul bestätigte ihre Worte mit einem Glucksen. »Okay, aber es ist sozusagen der Beweis dafür, dass Conrad euch übers Ohr gehauen hat. Das Betrugsdezernat hat bestimmt Interesse an ihm. Und die Versicherungsgesellschaft ebenfalls, die die Schadensersatzforderung, die Conrad gestellt hat, schon zahlen wollte.«
Angie betrachtete die Fotos und las den Bericht, den Gary geschrieben hatte. »Sehr beeindruckend. Was für ein Miststück ist dieser Walt, uns dermaßen auszunutzen!«
»Er ist ein Opportunist, der kein Gewissen hat - und sich unbedingt an den Stenmarks rächen will. Da Carla mit den Stenmarks verwandt ist, hätte es ihm eine enorme Genugtuung verschafft, ihr Weingut in den Konkurs zu treiben und es dann zu übernehmen.«
Angie fuhr mit der Hand über ihr langsam ergrauendes Haar und stieß einen Seufzer aus. »Wissen Sie, es gab da immer etwas, was mir an Walt und Frances nicht gefallen hat. Sie waren so zuckersüß, einfach zu nett.
Vermutlich werde ich auf meine alten Tage noch zynisch.«
Paul schüttelte den Kopf. »Sie haben einfach nur eine gute Menschenkenntnis.« Er nahm einen Schluck Wein und sagte dann: »Es besteht kein Zweifel daran, dass er den Wein bald nach Westaustralien bringen wird, damit er dort im Frühjahr auf den Markt kommt. Was er für die Ladung bekommt minus Versand- und Umetikettierungskosten, ist sein Reingewinn.«
»Wir sollten Carla das so bald wie möglich wissen lassen«, sagte Angie und fügte hinzu: »Paul, Sie haben den Beweis erbracht, daher sollten Sie mit ihr sprechen.«
»Natürlich. Morgen bin ich im Clare Valley, also werde ich am Montag nach dem Abendessen rüberkommen.«
»Ich werde nicht da sein, weil ich an dem Abend eine Besprechung in Tanunda habe. Aber Tran und Kim werden Ihre Entdeckung dann sicher gerne bestätigen.«
»Ich bin froh, dass das geregelt ist.« Er lächelte, während er sich die Hände rieb. »Ich habe bemerkt, dass Sie ein gutes Mädchen waren und Ihr Abendessen ganz aufgegessen haben. Zur Belohnung serviere ich jetzt den Nachtisch. Wie klingt Tiramisu?«
»Es geht mir weniger um den Klang als um den Geschmack. Und der ist, wenn ich mich recht erinnere, himmlisch.«
20
J osh nahm den Fuß vom Gaspedal, schaltete den Motor ab und ließ den Kleintransporter den kleinen Abhang hinunterrollen, bis er in der Nähe der Weinkellerei
zum Stehen kam. Alles war still in Sundown Crossing. Im Wohnwagen der Loongs brannte kein Licht, und in Carlas Haus war nur das Licht auf der Veranda und eine kleine Tischlampe an. Aber wo war Sams Hund?, fragte er sich, als er aus dem Auto stieg und seine verkrampften Rückenmuskeln streckte. Er wollte nicht, dass
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