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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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zur Umkehr. Sie hätte die Tat selber ausführen sollen. Auf niemanden konnte man sich mehr verlassen! Sie kniff die Augen zusammen, als sie ihr Gesicht im Spiegel
ihres Schminktischs sah. Jetzt war es Zeit für Schadensbegrenzungen. Brandstiftung war ein schweres Verbrechen, aber Brandstiftung mit der Absicht zu töten ein noch viel schwereres.
    Vielleicht sollte sie ein paar Monate aus dem Valley verschwinden. In Europa war jetzt Sommer, und es wäre nicht besonders schwierig, Luke davon zu überzeugen, dass sie sich ein Bild von den Weingütern in Frankreich und Italien machen wollte. Der Gedanke erleichterte sie. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht, und die Übelkeit im Magen verschwand langsam. Ja, sie würde nach Europa fahren. Überleben war ein Urinstinkt, und als Mitglied der Stenmark-Familie hatte sie einen überaus starken Überlebenswillen. Sie würde von hier verschwinden, ehe jemand sie fragen konnte, ob sie womöglich ein begründetes Motiv hätte, Carla zu töten.

21
    A llerdings gewann erst mal ihre Neugier die Oberhand. Ehe Lisel nach Rhein-Schloss fuhr, folgte sie dem vom Chauffeur ihres Vaters gelenkten Wagen nach Sundown Crossing, um sich ein Bild von dem Schaden zu machen. Luke war bereits dort und sprach mit einem Feuerwehrmann, der darauf achtete, dass das Feuer sich nicht noch mal entzündete.
    »Mein Gott! Was für ein Chaos«, sagte Carl soeben entsetzt, als Lisel zu Luke und Greta stieß. Manchmal, wenn er unter Stress stand, verfiel er in die deutsche Sprache. »Alles ist zerstört, nur die Rebstöcke stehen noch.«
    »Morgen, Großvater, Morgen, Mutter. Ich weiß. Es sieht
schlimm aus, aber die Reben sind intakt, und die Weinkellerei hat’s auch nicht so schlimm erwischt. Angie meint, wenn die starke Hitze des Feuers den Gärungsprozess nicht zu sehr beeinflusst hat, kann die diesjährige Ernte wahrscheinlich gerettet werden.«
    Carl schüttelte sein weißhaariges Haupt und sagte bestimmt: »Wer auch immer das getan hat, sollte ausgepeitscht werden.« Er schnaubte. »Nein, er sollte eine weitaus schlimmere Strafe erhalten.« Sein Blick streifte über die Reste des Cottages und den Wohnwagen der Loongs. »Es grenzt an ein Wunder, dass alle lebend hier rausgekommen sind.«
    »Das haben sie van Leeson zu verdanken«, sagte Luke, der absolut nicht glücklich darüber war, dass Paul Carlas Retter gewesen war. Er hatte soeben bei Paul mit Carla geredet. Da er äußerst sensitiv war, was Carla betraf, war ihm sofort aufgefallen, dass eine Veränderung mit ihr stattgefunden hatte. Obwohl er erwartet hätte, dass sie völlig am Ende war, hatte er ein gewisses Strahlen an ihr bemerkt. Und er hatte bemerkt, wie sie Paul immer wieder ansah und dabei lächelte. Auch ihre gemeinsame Körpersprache war ihm nicht entgangen. Etwas war zwischen ihnen passiert, dessen war er sich sicher. Hatte Carla sich etwa in Paul verliebt? Bestand darin ihre Veränderung?
    Auf dem Weg nach Sundown Crossing hatte er über die Pläne und die Träume, die er für eine gemeinsame Zukunft mit Carla gehabt hatte, nachgedacht. Sie passten perfekt zusammen, und Großvater würde hocherfreut sein, wenn sie heiraten würden. Er könnte natürlich mit Paul um Carlas Gunst kämpfen. Aber tief in seinem Innern wusste er, dass das zu nichts führen würde. Sie hatte einen zu starken Willen und würde sich nicht leicht umstimmen lassen. Besonders dann nicht, wenn sie sich bereits der Gefühle
für einen anderen sicher wäre. Es war nur gut, dass er sich noch nicht zu sehr an sie gewöhnt, geschweige denn in sie verliebt hatte.
    Er sah, dass Lisel mit besorgtem Gesichtsausdruck auf ihn zukam. Machte sie sich etwa Sorgen um Carla und Sam? Vielleicht hatte sie Gewissensbisse, weil sie Carla so anfeindete. Gleichzeitig war das schwer vorstellbar, weil sie in dieser Hinsicht ihrem Vater ähnelte. Wenn sich die beiden einmal zu etwas entschlossen hatten, änderten sie nur selten ihre Meinung.
    Lisel schüttelte den Kopf und verkündete: »Luke, das ist ja einfach furchtbar. Die Hunters, Angie und die Loongs haben ihr Zuhause verloren. Wer kann so etwas nur tun?«
    »Die Polizei hat eine Spur, sie werden den Täter finden«, übernahm Carl die Antwort. »Wenn jemand ein kleines Weingut auslöschen kann, aus welchem Grund auch immer, dann sind alle Weingüter im Valley potenzielle Opfer. Deshalb müssen sie den Täter finden und verhaften.«
    »Das macht Sinn.« Lisel sah Greta eindringlich an und legte die Hand auf den Arm ihres Vaters.

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