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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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hatte als Einzige in der Familie nicht so viel Glück gehabt. Dennoch war es schwierig, Lisel nicht zu mögen. Seit seiner Kindheit hatte sie großes Interesse an Luke gehabt. Sie hatte mit ihm gespielt, ihm beim Lernen geholfen, ihn während des Studiums an der Universität unterstützt und ihn später dazu ermutigt, das Immobilienbüro in Nuriootpa zu eröffnen. Sie hatte ihm sogar eine ganze Reihe junger Frauen vorgestellt in der Hoffnung, eine passende für ihn zu finden,
bisher jedoch ohne Resultat. Luke nahm an, dass seine Tante ihn wie ihren Sohn betrachtete, den sie nie gehabt hatte, obwohl sie zweimal verheiratet gewesen war.
    Es spielte keine Rolle für sie, dass er kein Stenmark war. Seine Mutter hatte auf natürlichem Weg keine Kinder kriegen können und ihn nach sieben Jahren kinderloser Ehe adoptiert. Großvater machte das ebenfalls nicht aus. Gerade vierunddreißig geworden, wurde Luke darauf vorbereitet, Rhein-Schloss zu übernehmen, wenn Großvater sich zur Ruhe setzte. Falls er sich zur Ruhe setzen würde. Rhein-Schloss war sein Leben, und Luke konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals die Leitung abgeben würde. Nach Rolfes Verbannung und später, nachdem Kurt und Marta ums Leben gekommen waren, war die Firma seine Rettung gewesen. Obwohl Großvater jetzt über achtzig war, würde er sich garantiert noch einige Jahre um die Unmengen von Weingütern kümmern wollen.
    Nach dem Nachtisch zogen sich alle ins Wohnzimmer zurück, das seine Mutter neu dekoriert und noch gemütlicher gestaltet hatte. Margit hatte schon eine Käseplatte und Kekse auf den Kaffeetisch gestellt sowie eine silberne Thermoskanne mit Kaffee, Tassen und eine Flasche Portwein.
    Wie so häufig in letzter Zeit war Lisel die Erste, die sich verabschiedete. »Ich habe eine Verabredung in der Stadt«, sagte sie. Sie blinzelte Luke zu und giggelte leise, damit nur er es hören konnte: »Wünsch mir Glück, okay?«
    Er kannte seine Tante genau und wusste, dass sie wahrscheinlich erst morgen zurückkehren würde. Großvater hatte von ihren amourösen Abenteuern keine Ahnung. In Stenhaus hatten sich alle an Lisels Eskapaden gewöhnt, doch niemand wagte Großvater zu erzählen, dass seine jüngste Tochter häufig Sex mit wechselnden Partnern hatte.
Sie hielten es für klüger, dass der alte Mann die Illusion hegte, Lisel sei... normal. Luke wusste, dass irgendwo irgendein Mann auf sie warten würde. Ihre Affären mit Männern, die oft jünger waren als sie, waren immer kurz und heftig. Und Lisel bestimmte stets, wie und wo es sich abzuspielen hatte.
    »Ich weiß nicht, woher sie die Energie nimmt«, sagte Greta kopfschüttelnd, während sie das silberne Tablett herumreichte.
    »Schon als kleines Kind besaß sie eine Menge Energie«, erinnerte sich Carl. »Lisel hat uns alle geschafft, besonders ihre Mutter.« Sein Blick fiel auf das Gemälde von Anna Louise. Ein melancholisches Lächeln trat auf seine Lippen, und seine Züge wurden weich. In stillem Gruß an seine vor langem verstorbene Frau hob er das Glas.
    »Aufgrund ihrer Energie ist Lisel eine große Bereicherung für die Firma, Sir. Sie hat stets neue Ideen für die Vermarktung und den Absatz des Weins«, sagte Josh, während er Carls Blick folgte. Anna Louise war eine schöne Frau gewesen, dachte er, während er den hochwertigen Portwein trank. Rhein-Schloss war berühmt für den besten Port im Valley. Der Wein reifte acht bis zehn Jahre in Eichenfässern und wurde zu unverschämt hohen Preisen verkauft.
    Josh sah, wie Lisel sich unauffällig aus dem Zimmer stahl. Diese Schlampe! Das war der richtige Ausdruck für sie, und alle im Raum mit Ausnahme des alten Manns wussten es. Er hätte nichts dagegen, sie flachzulegen, gestand er sich ein, aber er war zu intelligent, um die herablassende Lisel anzubaggern, obwohl er gehört hatte, dass sie nichts gegen wilden Sex hatte. Dennoch, er musste sie dafür loben, dass sie so diskret war. Ihre Partner waren meistens Arbeitskollegen oder Männer aus dem Valley -
unzufriedene Ehemänner, Reisende und ab und zu sogar Touristen.
    Er kannte Lisel in- und auswendig, denn Josh hatte es sich zur Aufgabe gemacht, so viel über die Stenmarks herauszufinden, wie er nur konnte. Wissen war Macht, und er liebte die Macht, die er als Möglichkeit betrachtete, sich zu bereichern. Luke und dem alten Carl in den Arsch zu kriechen, war ebenfalls hilfreich. Innerhalb von drei Jahren hatte er sich vom Packer zum Werksleiter der Weinkellerei hochgearbeitet. Die

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