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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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oft gesagt hatte. Wenn du eine Gelegenheit siehst, ergreif sie mit beiden Händen und lass sie dir nicht entgehen. Sie wird wahrscheinlich nie mehr wiederkommen.
    Hatte er ihr deshalb Krugerhoff vererbt? Weil er es
als Möglichkeit betrachtete, dass sie und Sam finanziell unabhängig waren und sie sich mit seinen Verwandten wieder vereinten? Er hätte das Land schon vor Jahren verkaufen können, damit das Leben in Valley View leichter für ihn gewesen wäre, aber er hatte es nicht getan. Verflucht... Sie machte sich so viele Gedanken, warum ihr Vater so gehandelt hatte, wurde aber trotzdem nicht schlau daraus.
    »Ich habe das Gefühl, als würde ich nach Hause kommen«, sagte Angie leise, während sie durch Tanunda fuhren. »Ich habe diesen Ort so vermisst.«
    Sam, der auf dem Rücksitz saß, betrachtete die Landschaft und meinte: »Nichts als Rebstöcke, nur Rebstöcke. Das ist doch langweilig.«
    »Sam!« Carla war alles andere als erfreut. »Aber Großvater hat dich nicht gelangweilt, oder?«
    »Nein. Großvater hat mir alles über Trauben erklärt und mir Geschichten erzählt. Es war interessant in Valley View.« Er wechselte das Thema. »Mum, im Flugzeug war es schön kühl, aber dies ist ein merkwürdiger Ort, um Ferien zu machen. Warum sind wir hier?«
    »Das habe ich dir doch schon erzählt, Sam, um uns Großvaters altes Weingut anzusehen. Vielleicht werde ich es verkaufen, aber ich will es mir erst ansehen, bevor ich so eine wichtige Entscheidung treffe.« Sie hatte Sam noch nichts von den Stenmarks erzählt, denn es sollte eine Überraschung für ihn werden.
    »Ach ja, das habe ich ganz vergessen.« Er wandte sich wieder seinen geliebten Star-Wars-Figuren zu.
    Angie sah Carla von der Seite an und sagte: »Bis wir nach Nuriootpa kommen, ist es schon später Nachmittag. Möchtest du sofort in dem Motel, das ich gebucht habe, einchecken und Krugerhoff morgen früh ansehen oder...?«
    »Der Makler hat die Schlüssel. Ich habe ihn gebeten, Strom, Gas und Wasser wieder anzustellen. Ich möchte es gleich sehen, damit ich mir eine Vorstellung davon machen kann. Morgen haben wir dann genug Zeit, um es uns genauer anzusehen.« Sie wollte Angie nicht erzählen, was der Immobilienmakler über Krugerhoff gesagt hatte, nämlich dass das Grundstück völlig verwahrlost und in einem schlimmen Zustand sei.
    Angie warf ihr Haar in den Nacken und gluckste. »Das dachte ich mir. Du bist genau wie Rolfe. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, war einer seiner Grundsätze.«
    »Ich erinnere mich, dass Dad das oft gesagt hat.« So viele Dinge im Zusammenhang mit ihrem Vater waren jetzt nur noch Erinnerung, genau wie bei Derek. So war es, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da war. Die Gegenwart hörte auf zu existieren, und die Vergangenheit blieb. Zeitkapseln, Schauplätze, Dinge, die gesagt wurden, glückliche und traurige Zeiten, an die man sich in Liebe erinnerte.
    »Gehen wir zuerst zum Makler? Ich glaube, er ist in der First Street.«
     
    Während Angie in der Nähe der zwei Meter hohen rostigen Drahtgitter anhielt, erinnerte sich Carla an die Skizze, die ihr Vater von Krugerhoff angefertigt hatte. Verflucht. Warum hatte sie sein Tagebuch nicht mitgenommen? Jetzt war es zu spät, sich darüber zu ärgern. Das Holzschild, auf dem der Name der Weinkellerei stand, war im Laufe der Jahre verblichen, und nur die Pfosten, die etwas schief standen, waren noch da. Man konnte nicht sehen, was hinter den Toren lag, weil voluminöse Büsche und Gummibäume den Blick versperrten. Carla entdeckte einen Pfad, der am Tor vorbei zum Grundstück führte.

    Sie nahm den Schlüsselbund, den der Makler ihr gegeben hatte und an dem ein halbes Dutzend Schlüssel hing, und stocherte mit einem der Schlüssel in das Schlüsselloch. Er passte nicht. Also probierte sie die anderen, leider ebenfalls ohne Erfolg. Entweder hatten sie die falschen Schlüssel, oder der Mechanismus des Schlosses war eingerostet.
    »Es wird gleich regnen, Mum«, verkündete Sam, der hinter seiner Mutter und Angie stand. Er starrte in den dunklen Himmel. Dicke graue Wolken hingen drohend über ihnen. In der Ferne hörten sie Donnergrollen und sahen Blitze aufzucken. Im Gebüsch regte sich nichts... ein Zeichen, dass der Regen kurz bevorstand.
    »Lass mich mal versuchen«, bat Angie und nahm Carla die Schlüssel aus der Hand.
    Die drei waren so sehr damit beschäftigt, sich einen Zugang zu Krugerhoff zu verschaffen, dass sie nicht hörten, wie ein

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