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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Ich glaube, dass dieses Wort genau auf dich zutrifft, Großvater . Du und deine Ansichten sind jämmerlich, und ob du es gut findest oder nicht, ich bin deine Enkelin, und ich werde niemals verleugnen, dass ich mit dir verwandt bin. Dass du dich aus Gründen, die archaisch und äußerst fragwürdig sind, weigerst, mich anzuerkennen, musst du mit deinem Gewissen ausmachen.« Irgendwie gelang es ihr, ein schwaches Lächeln aufzubringen. »Aber das wird wahrscheinlich nicht schwierig für dich sein. Ich habe schon gehört, dass die Stenmarks kein Gewissen haben.« Carla verspürte nur wenig Genugtuung darüber, dass sie mit dieser Bemerkung genau ins Schwarze getroffen hatte. Carl, der sich erneut zu ihr umgedreht hatte, konnte den Schmerz in seinen Augen nicht schnell genug verbergen.
    »Du hast wirklich Nerven, so mit meinem Vater zu sprechen«, zürnte Lisel. Sie hob die Hand, aber bevor sie zuschlagen konnte, packte Luke sie am Handgelenk, drückte es seitlich an ihren Körper und hielt es dort fest.
    »Hört jetzt auf.« Lukes Blick richtete sich auf Carla. »Und du auch.« Der Familienstreit war zu einem öffentlichen Auftritt geworden. Alle Anwesenden - sowohl Gäste als auch Kellner - beobachteten sie und lauschten ihren Worten, obwohl sie vorgaben, es nicht zu tun. »Wie ich schon gesagt habe, dies ist weder der Zeitpunkt noch der richtige Ort dafür.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Paul und nickte Luke verschwörerisch zu.
    Sam, der den Streit gesehen und mit angehört hatte, eilte zu seiner Mutter. Er zog an ihrem Rock und stellte sich vor sie hin. »Mum, bist du okay? Was ist los?«
    Sams Angst ließ Carla erkennen, dass der Streit öffentlich
geworden war. Sie schluckte die aufkommenden Tränen der Enttäuschung herunter und hob ihren Sohn in die Höhe, um ihn zu beruhigen und damit die Stenmarks ihn sehen konnten. Zum Teufel mit euch allen, schwor sie sich im Stillen. Wenn sie sie nicht akzeptieren wollten, würde Carla sie ebenfalls nicht akzeptieren. Wer brauchte sie denn überhaupt? Es waren kaltherzige Menschen, mit Ausnahme von Tante Greta.
    »Es ist okay, Sam, du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.« Sie drückte seinen kleinen Körper an sich. »Wir gehen jetzt wieder an unseren Platz und essen den Kuchen auf, okay?« Entschlossen hob sie ihr Kinn. Carl Stenmarks Worte und die Tatsache, dass er sie und ihren Sohn zurückgewiesen hatte, verletzten sie mehr, als sie gedacht hatte. Aber sie würde ihnen niemals die Genugtuung geben zu sehen, wie tief ihr Schmerz war. Die Worte ihres Großvaters hallten in ihrem Kopf wider - ›Wenn du jetzt gehst, könntest du wahrscheinlich noch einiges retten. Wenn du bleibst, wirst du alles verlieren.‹ Auf keinen Fall würde sie gehen. Sie, Sam und Angie würden hierbleiben und erfolgreich sein. Selbst wenn sie dabei draufgehen würde.
    Carl sah, wie sich seine Enkelin auf dem Absatz umdrehte und an van Leeson vorbei an ihren Tisch zurückging. Ihr Rücken war kerzengerade und ihr Kopf hoch erhoben. Einen Moment lang kam es ihm so vor, als wäre Anna Louise wieder bei ihm. Wie eine Fessel legte sich der Schmerz um sein Herz und schnürte es so ein, dass es fast unerträglich war.
    Carla war ihrem Vater so ähnlich. Stolz, impulsiv, eigensinnig. Er wusste, dass die Tatsache, dass er Carla und ihren Sohn zurückgewiesen hatte, seine Enkelin tief verletzt hatte. Aber er wusste auch, dass sie keinem von ihnen zeigen würde, wie tief die Wunde war. Er und Rhein-Schloss
brauchten ihre Anwesenheit im Valley nicht, aber sein Instinkt und seine langjährige Erfahrung sagten ihm, dass Rolfes Tochter nicht freiwillig gehen würde. Sie müsste dazu gezwungen werden. Er stieß einen leisen, knurrenden Laut aus, während er auf den Ausgang zuging. Die Würfel waren gefallen. Und das war gut so.

12
    K im verstaute die Reste von Trans Lieblingsessen in einen Plastikbehälter und schloss den Deckel. Sie stellte die Dose in den Kühlschrank und machte das Licht in der Küche aus. Nach der Arbeit war Tran zwei Abende hintereinander nicht nach Hause gekommen und hatte auch nicht mit ihnen zu Abend gegessen. Das war äußerst seltsam, da er sein Essen liebte, besonders dann, wenn es heiß und frisch war. Etwas war passiert, sie spürte es. Ihr Bruder war ein verschlossener Typ, und in den letzten beiden Wochen hatte er sein Verhalten geändert. Er beendete seine Arbeit auf dem Weingut so früh wie möglich, duschte und zog sich um. Dann brauste er auf seinem Motorrad davon, ohne

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