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Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
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Männer in meinem Alter, doch ich kannte keinen von ihnen.
Auf dieser Bühne hatte mein Vater vor vielen Jahren die Fiedel und Mundharmonika gespielt und mein Großonkel Valentine das Banjo. Ich hatte alles darüber im Turtle-Valley-Lokalteil gelesen, den meine Mutter für die Zeitung von Promise verfasste, anschließend ausschnitt und in ihre Notizbücher klebte. Mein Vater hatte nach meiner Geburt kaum noch die Fiedel benutzt - starke Arthritis hatte schon damals seine Hand befallen -, aber er spielte fast jeden Abend für meine Mutter auf der Mundharmonika, um ihr beim Einschlafen zu helfen, und so war auch ich in meiner Kindheit sehr oft zu den Mundharmonikaklängen von »Down in the Valley« oder »Good Night Irene« eingeschlafen.
    Jude setzte den Sessel am Kopfende des Tisches neben seiner Frau ab, und Lillian nahm darin Platz wie eine Königin, vor der sich ihr gesamter Hofstaat versammelt hatte. In ihrem Haar waren bereits graue Strähnen zu sehen, und die Extrapfunde, die sie mit sich herumtrug, ließen sie viel älter als Jude erscheinen, obwohl er wahrscheinlich höchstens fünf Jahre jünger war. Sie litt schon an multipler Sklerose, seit ich sie kannte, und ihr Hinken hatte den Altersunterschied zwischen den beiden noch verstärkt, bis hin zu dem Punkt, dass ich beim ersten Treffen der Meinung gewesen war, sie seien Mutter und Sohn. Sie hatten sich zu dem Zeitpunkt noch nicht für ein Kind entschieden. Wahrscheinlich war ihre Krankheit der Grund dafür gewesen.
    »Du kennst Katrine«, rief Jude über die Musik.
    Lillian nickte lächelnd. »Natürlich.« Sie nahm meine Hand. »Du bist zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen.« Sie wandte sich an Jude, ohne meine Hand loszulassen. »Du solltest sie fragen, ob sie dir Modell stehen will. Sie wäre die perfekte Kandidatin.«

    Jude verschränkte die Arme und blickte weg, zur Tanzfläche. »Ja, wahrscheinlich.«
    Lillian gab meine Hand frei.
    »Katrine wird nicht lang bleiben«, sagte Jude, »und hat angeboten, mich wieder mit nach Hause zu nehmen.«
    »Oh?«, sagte Lillian.
    »Wenn das für dich in Ordnung ist«, sagte ich.
    »Natürlich.«
    »Sie muss wohl erst noch mit Gus tanzen, obwohl es scheint, als sei er bereits in Beschlag genommen.«
    Mein Vater war mit Mrs. Simms auf der Tanzfläche und legte zu einer Coverversion von Blondies »Call Me« eine beschwingte Polka aufs Parkett. Die jüngeren Tänzer hüpften lustlos zur Musik und stoben beiseite, wenn mein Vater und seine Tanzpartnerin durch den Raum wirbelten.
    »Wir haben eine Elchkuh und ihr Kalb auf dem Weg hierher gesehen«, sagte ich.
    »Mir ist noch nie ein Elch in unserem Tal begegnet«, sagte Lillian.
    »Katrine hat Fotos geschossen, für die Zeitung.«
    »Jetzt habe ich wenigstens etwas für die Titelseite.«
    »Wie wäre es mit einem Artikel über Jude?«, sagte Lillian. »In wenigen Wochen findet ein Töpfermarkt statt. Du könntest beim nächsten Raku-Brand ein paar Fotos machen. Ist alles hochdramatisch! Überall Rauch und Feuer.«
    »Ich kann nicht arbeiten, wenn mir Leute zusehen.«
    »Du willst doch deine Keramik verkaufen, oder?«
    »Ich schreibe einen Artikel«, sagte ich. »Wann wirst du das nächste Mal brennen?«
    »Du sagtest Sonntag, nicht wahr?«, fragte Lillian.
    »Normalerweise fahre ich sonntags von Salmon Arm hierher,
um mit Mom und Dad zu Abend zu essen«, erklärte ich. »Ich könnte auf dem Weg bei euch vorbeischauen.«
    Jude verzog das Gesicht.
    Lillian tätschelte ihm die Wange. »Denk an die Gratis-Werbung. Denk an die Hypothekenzahlungen. Ein gut aussehendes Kerlchen wie du sollte sich nicht so zieren, fotografiert zu werden.«
    Jude hob geschlagen die Hände. »Okay! Okay! Aber erst spät am Abend, wenn ich mitten in der Arbeit stecke. Wenn mich eine Ablenkung weniger stört.«
    Eine Weile sahen wir den Tänzern zu.
    »Willst du ein Bier?«, fragte mich Jude. »Oder erweist du mir die Ehre dieses Tanzes?«
    »Ist das in Ordnung?«, wandte ich mich fragend an Lillian.
    »Nun geht schon! Tanzt! Gott weiß, dass ich es nicht kann.«
    Jude machte eine übertriebene Verbeugung und reichte mir die Hand, um mich auf die Tanzfläche zu führen. Dem Beispiel meines Vaters folgend, wirbelte er mich Polka tanzend durch den Saal und zwang die anderen Tänzer, zur Seite zu springen. Als das Stück endete, begann die Band den »Red River Waltz« zu spielen, ein Lied, das sich zweifelsohne mein Vater gewünscht hatte. Jude und ich standen uns einige Augenblicke

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