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Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
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Graffiti an den Wänden. Schade, dass du die Schlüssel gefunden hast .
    »Es ist sonderbar, wie das Gehirn meines Vaters funktioniert hat«, sagte sie. »Nachdem der Meteorit eingeschlagen war, dachte er, er befände sich immer noch mitten im Krieg und sei wieder Soldat, der den Feind oben in den Bergen jagen müsste.« Sie drehte sich zu mir um. »Und trotzdem hat ihn ein Teil seiner selbst hierher zurückgeführt, zu diesem Haus, wo die wahre Gefahr für seine Welt lauerte.«
    »Du meinst Valentine.«
    Sie nickte. »Valentine und Gus waren draußen in den Bergen und suchten nach meinem Vater, selbst nach Anbruch der Dunkelheit, als die Polizei und der Suchtrupp längst aufgegeben hatten. Etwa um elf Uhr haben wir Licht in Valentines Hütte gesehen, also mussten er und Gus zurückgekehrt sein. Ich habe dich gerade gestillt, deshalb ist Mom allein hinübergegangen,
um nach Neuigkeiten zu fragen. Doch sobald du eingeschlafen warst, warf ich mir einen Mantel über und ließ dich bei Val. Auf halbem Wege konnte ich Gus erkennen, der in der Hütte auf und ab ging, aber meine Mutter war nicht bei ihm. Sie war mit Valentine zusammen im alten Haus. Ich sah, wie sie sich küssten.«
    »Hast du deine Mutter darauf angesprochen?«
    »Nein. Ich ging zurück zu Valentines Hütte, um mit Gus zu reden. Wenig später kamen Valentine und Mom herein, und wir aßen zusammen, bevor die Männer zurück in die Berge ritten und die Suche fortsetzen wollten.«
    Meine Mutter schritt zur Tür und schaute einem riesigen Schwarm Stare nach, der aus dem Rauch herabgestürzt war und tief über unseren Köpfen hinwegflog, sich wie schwarzes Konfetti gegen einen schmutzig grauen Himmel abzeichnete. »Es ist eigenartig, jemanden, den man so gut zu kennen glaubt, plötzlich in einem völlig neuen Licht zu betrachten. Als wäre meine Welt zusammengebrochen, nichts machte mehr Sinn.« Sie drehte sich wieder zu mir um. »So fühlte es sich für mich an, für mich, die Tochter. Jetzt stell dir mal vor, wie es für meinen Vater gewesen sein muss, seine Frau in den Armen eines anderen Mannes zu sehen.«
    »Woher weißt du, dass er sie beobachtet hat?«
    »Weil ich ihm später in jener Nacht begegnet bin. Meine Mutter und ich haben in der Küche gewartet und versucht, uns zu beschäftigen. Schließlich ist Mom in ihrem Schaukelstuhl weggedöst, aber ich konnte nicht schlafen, ich war noch wach, als das Licht in Valentines Hütte anging. Ich ließ meine Mutter weiterschlafen und trug die Pfanne mit dem Fudge, das sie am Abend gemacht hatte, sowie ein Messer zum Schneiden übers Feld. Als ich mich der Hütte näherte, bemerkte ich meinen alten Kater Midnight, der mir gefolgt war,
hörte das Bimmeln seines Halsbandes. Ich bückte mich, um ihn zu streicheln, doch da vernahm ich auf einmal ein weiteres Geräusch, das Rasseln von Schlüsseln in einer Hosentasche, und wusste, dass mein Vater in der Nähe war, verborgen in den Schatten des unfertigen Hauses. Er sagte: ›Komm her!‹ Als ich mich weigerte, trat er aus der Dunkelheit und packte mich am Arm. Ich ließ den Fudge und das Messer fallen, da zerrte er mich auch bereits ins Haus. ›Du bringst das miese Schwein hierher‹, sagte er. ›Valentine?‹ Er blickte einen Moment zur Hütte hinüber. ›Nein, du bringst zuerst deine Mutter hierher und sagst ihr, Valentine will, dass sie auf ihn wartet. Dann erst holst du ihn. Ich hätte sie schon vorhin drangekriegt, wenn du nicht aufgetaucht wärst.‹ Es war klar, welche Absicht er verfolgte und wovon er Zeuge geworden war. Er wollte die beiden töten, zusammen, in diesem Haus. Ich raste zur Tür, doch er folgte mir. O Gott! Das Geräusch der rasselnden Schlüssel in seiner Hosentasche! Als er mich nicht zu fassen bekam, packte er Midnight beim Schwanz, so dass der Kater aufheulte. Das Jaulen ließ mich in der Bewegung erstarren. ›Das hier ist Katrine«, rief er mir zu, ›wenn du deine Mutter und Valentine nicht herbringst.‹ Dann hielt er Midnight mit ausgestreckten Armen, wie einen Hasen, dem er das Genick brechen will, und ließ ihn fallen. Ich kniete mich hin, um Midnight in die Arme zu nehmen. Sein Kopf hing schlaff in meinen Händen, doch sein Herz schlug noch gegen meine Finger. Mir fiel nichts anderes ein, um sein Leid zu beenden: Ich hob das Messer für den Fudge auf und habe ihm die Kehle durchgeschnitten, wie es mein Vater bei einem Kalb getan hätte, um es ausbluten zu lassen. Ich habe den Kater getötet!«
    »Du hast ihn von seinen Qualen

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