Im Tal der Sehnsucht
jetzt noch nicht. Ich übernehme alle Vorbereitungen.“
„Vorbereitungen?“, wiederholte sie. „Was zum Teufel soll das heißen?“ Ihr Temperament brach endlich durch. „Lässt du Robbie vor die Hunde gehen, wenn ich mich deinem Willen nicht füge?“
„Ich hätte ihm viel früher damit drohen sollen.“ Boyd blieb vollkommen ungerührt. „Aber du wirst dich fügen, daher brauchen wir nicht länger darüber nachzudenken. Ich spreche noch an diesem Wochenende mit meinem Vater.“
„Du fürchtest dich vor niemandem, nicht wahr?“, fragte Leona sarkastisch. „Mir geht es anders. Bitte sprich erst mit Rupert, wenn ich wieder weg bin. Er wird vor Wut toben.“
Boyd sah sie prüfend an. „Bist du da so sicher?“
„Natürlich bin ich sicher. Glaubst du, er lässt sich von der kleinen Leona den Göttersohn wegnehmen?“ Sie versuchte, seinem Blick standzuhalten, musste aber dann doch vor dem blauen Feuer in seinen Augen die Lider senken.
„Warum gibst du dir so große Mühe, Ausreden zu erfinden?“, fragte er unwillig. „Du bist schön. Du bist klug.
Du kannst widerspenstig sein … wie jetzt. Doch das ändert nichts daran, dass meine Familie stolz auf dich wäre. Jede Familie, wenn ich das hinzufügen darf. Woher kommt diese Unsicherheit?“
Leona verzog das Gesicht. „Vielleicht ist das Alter daran schuld. Jeder Mensch hat Probleme … der Unterschied ist nur, dass du deine spielend löst. Ich bin vierundzwanzig, du bist dreißig. In sechs Jahren kann der Mensch viel lernen.“
„Soll ich etwa warten, bis du dreißig bist? Ich brauche dich jetzt. Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, dass ich auch nur ein Jahr warte. Allerhöchstens sechs Monate.“
Das war fast zu viel für sie. „ Du bist verrückt“, sagte sie.
„Vielleicht bist du der Grund dafür.“
„Trotzdem redest du vom Heiraten. Lass uns deutlicher werden. Wollen wir eine gemeinsame Wohnung nehmen oder getrennte Apartments beziehen?“
Er begann zu lachen. „Glaubst du denn nicht, dass ich dich glücklich machen kann, Flower Face?“
Sie senkte den Kopf. „Dir fällt es leicht, auf Liebe zu verzichten. Zugegeben, wir fühlen uns stark zueinander hingezogen. Du begehrst mich, und ich begehre dich. Es fällt mir nicht leicht, das einzugestehen. Du bist nicht der erste Mann, der von seinem Verlangen nach mir spricht. Ich will nicht angeben, aber es gehört zu den Dingen, die ich häufig zu hören bekomme. Verlangen, Begehren … was ist das eigentlich? Drückt es nur sexuelle Gier aus, die man befriedigen möchte?“
„Ja“, antwortete er. „Wie könnte es anders sein?“
„Mach dich nicht über mich lustig, das tust du schon oft genug. Ich wünsche mir jemanden, der mich liebt … wirklich liebt.“ In ihrer Erregung sprach sie immer lauter. „Warum geht es dir nicht auch so? Darauf bleibst du mir die Antwort schuldig!“
Sie vergaß, dass sie ihm gar keine Gelegenheit zu einer Antwort gegeben hatte. Stattdessen drehte sie sich um und lief zur Tür.
„Leona!“, rief er hinter ihr her.
Er bat sie zu warten, doch das ging über ihre Kraft. Liebe war ungeheuer wichtig für sie. Seine Liebe. Er konnte sie nicht wie eine beliebige Ware auf dem Markt kaufen.
Es war die Hölle, einen Mann so zu lieben, wie sie Boyd liebte.
7. KAPITEL
Als Leona in ihr Zimmer zurückkam, lief Robbie hin und her wie ein Panther im Käfig. „Nun?“ Er sah sie ängstlich an. Sein Gesicht war noch immer totenbleich.
Leona ließ sich auf ihr Bett fallen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie schloss die Augen und zählte langsam bis zehn. „Du kommst mit einem blauen Auge davon“, sagte sie dann.
Robbie legte den Kopf in den Nacken. „Gelobt sei Gott! Vielleicht gehe ich doch mal wieder in die Kirche. Hast du die Ohrringe zurückbringen können?“
Sie setzte sich auf. Obwohl ihr schwindlig war, sah sie hinreißender denn je aus. „Fast.“
Er fuhr erschrocken zusammen. „Bist du erwischt worden?“
Sie nickte. „Boyd kam im selben Moment herunter. Er sah mich im Salon.“
„Gütiger Himmel!“ Robbie wankte zu der Chaiselongue, die am Fußende des Betts stand. „Du warst sicher entsetzt.“
Das stimmte, und der Schreck steckte ihr immer noch in den Gliedern. „Natürlich war ich entsetzt und gleichzeitig erleichtert. Stell dir vor, es wäre Rupert gewesen.“
Robbie lachte gequält auf. „Wir hätten in die Antarktis auswandern müssen. Was ist dann passiert?“
„Das musst du selbst herausfinden.“ Leona fühlte
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