Im Tal der Sehnsucht
überwältigende Flut von Gefühlen war ohne Beispiel und erlaubte ihr, von einem Leben mit Boyd zu träumen, das niemals enden würde.
Er spürte, dass dasselbe Verlangen sie trieb wie ihn. Behutsam nahm er sie auf die Arme und trug sie in sein Schlafzimmer, wo er sie auf das große Bett legte, das von einer perlgrauen Seidendecke verhüllt war.
„Ich werde dich nie mehr fortlassen“, flüsterte er und beugte sich über sie. „Schläfst du mit mir?“
„Damit du mir meine Seele nimmst?“ Ihr Blick verlor sich in seinen tiefblauen Augen. Er war Boyd, der Mann, den sie seit ihrer Kindheit liebte. War sie durch das Schicksal dazu bestimmt? Ihren Körper besaß er schon, und nun wollte er auch noch ihre Seele …
Die Wände des Zimmers schienen zurückzuweichen, der Boden zu schwanken, es gab nur noch ihn und sie selbst. Die Welt war weit weg. Das lag nicht an dem Wein, den sie zum Dinner getrunken hatte. Die Liebe machte sie trunken, denn sie war so stark, so vollkommen überwältigend.
„Ist eine Frau ehrlos, wenn sie mit einem Mann, mit dem sie nicht verheiratet ist, geschlafen hat?“, fragte sie leise.
Boyd lächelte, fast ein bisschen verlegen. „Wie kannst ausgerechnet du das fragen?“
„Nein, hör mir zu.“ Leona richtete sich halb auf und griff nach seinem Hemd, um sich daran festzuhalten. Eine Träne rann über ihre Wange. „Wenn wir das jetzt tun, gibt es kein Zurück mehr.“
Boyd legte sich zu ihr auf das Bett und wischte die Träne fort. „Meine liebste Leona“, sagte er bewegt. „Ein Zurück gibt es für mich ohnehin nicht. Vor uns liegt die Zukunft … eine gemeinsame Zukunft. Ich übergebe dir alles, was ich habe, was ich bin und noch zu werden hoffe. Es gehört dir.“
Wie er sie ansah, der Klang seiner Stimme, so sanft und dunkel. Nicht nur ihr Herz, sondern ihr ganzes Leben lag in seinen Händen.
„Du gehörst zu mir, und ich gehöre zu dir. Nichts wird uns jemals trennen. Bitte hör doch auf, gegen mich, gegen uns zu kämpfen.“ Er richtete sich auf und betrachtete ihren schlanken Körper. „Ich möchte dich ausziehen. Jetzt gleich.“ Er sah ihr so tief in die Augen – Leona hätte ihm alles gewährt. „Ist es jetzt richtig für dich?“
„Ja“, hauchte sie.
Boyd nahm sie in die Arme und küsste sie so feurig, dass sie sich gegen sein heißes Drängen nicht mehr wehren konnte.
„Ist dir klar, wie ängstlich ich bin?“, fragte sie. Würde sie ihm genügen? Würde es ihr gelingen, seine Sehnsucht zu stillen?
Er musste ihre Gedanken erraten haben, denn sein Blick wurde sanfter und verriet tiefes Verständnis. „Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er. „Bei mir kannst du freier sein und dich sicherer fühlen als bei jedem anderen Mann. Dein Glück ist mir wichtiger als meins. Ich möchte mit dir schlafen, aber so, wie du es verdienst. Also, mein Liebling … wo fangen wir an? Am besten wohl bei deiner Bluse.“ Er öffnete den obersten, ziemlich kleinen Knopf. „Ich hasse diese winzigen Knöpfe.“
„Du darfst sie nicht abreißen.“ Leona versuchte zu scherzen, dabei konnte sie kaum sprechen. „Die Bluse war teuer.“
„So sieht sie auch aus. Ich bewundere, wie du dich anziehst, Leo. Ich liebe dein Haar, deine Stimme, und dein Charme ist anbetungswürdig.“
Es war verwirrend, solche Schmeicheleien zu hören, obwohl Boyd nie an Komplimenten gespart hatte. Wenn er sie ansah, entging ihm nichts. Eigentlich war es überflüssig, noch etwas zu sagen, doch sie tat es trotzdem, als folgte sie einem inneren Zwang.
„Mit wie vielen Frauen hast du geschlafen?“
Die blauen Augen leuchteten auf. „Ich kann mich an keine erinnern.“ Behutsam zog er ihr die Bluse aus und ließ sie zu Boden fallen. „Sehr hübsch.“ Das galt ihrem seidenen BH, dessen Linien er mit dem Finger folgte. „Und etwas frech, Miss Blanchard. Ich nehme an, der Slip passt dazu?“
„Ich habe eine Schwäche für schöne Wäsche“, gestand sie. Seine Berührung ließ sie mit jedem Herzschlag heftiger erschauern.
„Ich muss dir noch sagen, dass ich mit Mark Tyler geschlafen habe.“ Es war heraus. Sollte er es doch als Vertrauensbeweis nehmen.
„Das weiß ich“, antwortete Boyd. „Ich hatte einmal das Pech, ihm in einer Bar zu begegnen. Der gute alte Mark! Zwei Stunden lang jammerte er über eure Trennung. Er war verrückt nach dir.“
„Wirklich?“ Leona spürte nur Boyds Hände. „Er hat sich ziemlich bald nach unserer Trennung verlobt. Ich war damals zwanzig und
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