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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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vergessen, dass ich ein Genie bin.“
    „Ja, Sie sind einmalig.“ Leona nickte. „Wäre es Ihnen recht, wenn ich mit Boyd spreche?“
    Bea starrte sie an. „Sie hätten den Mut, sich zwischen Vater und Sohn zu stellen? Rupert könnte einen Herzschlag bekommen, wenn er davon hört.“
    „Ich muss auch an meinen Vater denken“, sagte Leona trotzig.
    „Allerdings“, bestätigte Bea nach kurzer Überlegung. Sie wusste, wie schonungslos Rupert gegen seine Feinde vorging. „Sammeln Sie Ihre Truppen, und vor allem … sprechen Sie mit Boyd.“
    Leona musste bis zum Ende der Vorstandssitzung warten, an der Rupert heute nicht teilnahm. Sie kam selten in die oberste Etage des Blanchard-Gebäudes, wo das Herz des ganzen Imperiums schlug. Um sich die Zeit zu vertreiben, trat sie an eins der großen Fenster, durch die man die halbe Stadt überblicken konnte.
    „Wenn das nicht Leona Blanchard ist“, sagte jemand hinter ihr – Chloe Comptons Vater. „Ich habe Boyd gerade erzählt, dass Chloe in einigen Tagen aus Neuseeland zurückkommt. Wir sollten bald einmal gemeinsam zum Dinner ausgehen.“
    „Das wäre sehr nett, Mr. Compton“, erwiderte Leona in der festen Überzeugung, dass es niemals dazu kommen würde. Gott allein wusste, wie Jack Compton reagieren würde, wenn er erfuhr, welche Enttäuschung seiner geliebten Tochter bevorstand.
    Endlich hatte Boyd Zeit für sie. „Komm herein“, sagte er und führte sie in sein Büro. „Du siehst hinreißend aus. Gibt es ein Problem? Natürlich freue ich mich, dich zu sehen …“
    „Es ist dringend, Boyd“, unterbrach sie ihn und schloss die Tür hinter sich.
    Er wurde misstrauisch. „Komm mir nicht damit, dass du deinen Entschluss geändert hast“, warnte er sie.
    „Darum geht es nicht.“
    „Alles andere ist nicht wichtig“, entgegnete er und wollte sie in die Arme nehmen.
    „Nicht jetzt“, wehrte sie ab. „Hör mir zu. Ich habe große Angst, dass Dad Ruperts Zorn zu spüren bekommt. Er könnte seinen Job verlieren, versetzt oder degradiert werden.“ Paul Blanchard war noch jung genug, um eine neue Stellung zu finden, allerdings wäre keine so angesehen und lukrativ.
    Boyd zog eine Augenbraue hoch. „Wollten wir das nicht mir überlassen?“
    „Ja, aber ich habe vorhin mit Bea gesprochen. Dein Vater hat sie gestern Abend angerufen. Rosie Quentin, die Vertreterin von Blanchard-Fashion in Perth, hat die Altersgrenze erreicht. Rupert möchte, dass ich ihren Posten übernehme.“
    „Hast du den Verstand verloren?“ Er umfasste ihre Taille und zog sie fest an sich.
    „Es geht nicht um mich, sondern um deinen Vater“, protestierte sie. „Perth ist eine große Stadt, und ich liebe Westaustralien, aber …“
    Eine Kuss ließ sie verstummen. Leona erwiderte den Kuss, weil sie nicht anders konnte. Am liebsten hätte sie nie wieder aufgehört, Boyd zu küssen.
    „Ich rede mit Dad“, versprach er.
    Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern und sah ihm tief in seine blauen Augen. „Während ich draußen wartete, kam Jack Compton vorbei. Ich weiß, dass er einer von Ruperts wichtigsten Geschäftspartnern ist. Er schlug vor, wir sollten demnächst alle zusammen zum Dinner ausgehen. Stell dir vor, wie schockiert sie sein werden!“
    „Wie können sie schockiert sein?“, fragte Boyd ungeduldig. „Ich habe dir doch gesagt …“
    „Ich weiß, was du gesagt hast, und ich glaube dir.“
    „Vielen Dank.“
    „Aber die meisten Menschen klammern sich an ihre Hoffnungen. Statt Chloe und ihre Eltern zu ermutigen, hätte Rupert ihre Hoffnungen dämpfen sollen.“
    Boyd runzelte die Stirn. „Dad macht sich manchmal ein Vergnügen daraus, Hoffnungen zu wecken, die er dann nicht erfüllt. Überlass die Angelegenheit mir.“
    Was hätte sie anderes tun können?
    Am nächsten Tag sollten ihre Eltern früh aus Hongkong eintreffen. Leona und Robbie erwarteten sie am Flughafen, aber die Begrüßung fiel frostig aus. Weder Paul noch Delia ließen die geringste Wiedersehensfreude erkennen.
    „Hast du morgens keine Vorlesung, Roberto?“, fragte Delia in ihrem üblichen spitzen Ton.
    „Erst um elf Uhr, Mum.“ Robbie drückte sie an sich.
    „Oh, Vorsicht!“ Sie machte sich hastig frei. Ihre Frisur war in Gefahr – ein aschblond gefärbter, mit Spray durchtränkter Aufbau, der eher aus Metall als aus Haar zu bestehen schien. Delia bevorzugte diesen Stil seit Jahren.
    „Du hättest dich nicht zu bemühen brauchen“, sagte Paul inzwischen zu Leona, die ihn auf die Wange

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