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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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geküsst hatte, ohne dadurch eine Gefühlsreaktion hervorzurufen. „Wir hätten ein Taxi nehmen können.“
    „Ach Dad, das war doch keine Mühe!“ Am liebsten hätte Leona ihren Vater an den Schultern gepackt und wachgerüttelt. Paul Blanchard war immer noch der vornehme, gut aussehende Gentleman, aber schon lange nicht mehr der fröhliche, liebevolle Vater ihrer Kindheit. Er wirkte wie ein Mann, der nicht mehr fühlen konnte. Seine Seele schien mit Serena gestorben zu sein.
    „Ich fürchte, wir müssen für das Gepäck einen zweiten Wagen mieten“, meinte Robbie, als sie Delias Designerkoffer in Empfang nahmen. Einer nach dem anderen polterte durch die Luke auf das Gepäckband. „Du hast wohl viele Geschenke für Leo und mich mitgebracht, Mum? Mode, Lederwaren, Schweizer Uhren …“
    „Hör schon auf, Roberto“, unterbrach ihn seine Mutter. „Was könntest du dir noch wünschen?“
    „Wie wäre es mit einem Rückflugticket nach Rom?“
    Delia sah ihn entgeistert an. „Warum gerade Rom?“
    „Warum nicht?“ Robbie beugte sich vor und nahm den nächsten Koffer vom Band. „Ich sollte mich endlich um meinen Vater kümmern. Carlo D’Angelo … Du erinnerst dich doch noch an ihn? Als ich ihn das letzte Mal sah, floh er aus dem Haus, während du Gegenstände nach ihm warfst.“
    „Halt gefälligst den Mund, Roberto!“, fuhr sie ihn an. „Dein Vater war ein jämmerlicher Vertreter des Menschengeschlechts. Er hat uns beide im Stich gelassen.“ Delia, sonst ein Abbild blühender Gesundheit, sah plötzlich sehr elend aus.
    „Wollen wir gehen?“ Paul Blanchard nahm den Arm seiner Frau. „Mach bitte keine Szene, Delia. Die Leute werden schon aufmerksam. Wenn Robbie seinen Vater wiedersehen möchte, haben wir nicht das Recht, ihn daran zu hindern.“
    Robbie sah einen Moment ganz verwirrt aus, dann salutierte er strahlend mit erhobener Faust – eine Geste, die er dem Tennischampion der Universität abgeguckt hatte.
    Delia kann eine Woche lang vor Wut rasen, dachte Leona, Robbie wird doch nach Rom fliegen. Mochte Carlo seine erste Frau auch verraten haben – seinen ältesten Sohn würde er bestimmt nicht verleugnen.
    „Soll ich Kaffee oder Tee kochen?“, fragte Leona, als sie zu Hause angekommen waren. Ihr Vater besaß einen modernen Bungalow, sehr stilvoll, aber ohne protzigen Aufwand. Robbie war bereits gegangen – glücklicher, als sie ihn jemals erlebt hatte.
    „Gütiger Himmel!“ Ihre Stiefmutter schien den Vorschlag absurd zu finden. „Ich sehne mich nur nach meinem Bett. Die letzte Flugstrecke ist immer die schlimmste.“
    Leona sah ihren Vater an. „Könnte ich kurz mit dir sprechen, Dad?“
    „Jetzt nicht, Kind.“ Delia lachte, als hätte Leona etwas unglaublich Dummes gesagt. „Dein Vater ist genauso übermüdet wie ich. Das musst du doch bemerkt haben.“
    „Ich fühle mich eigentlich sehr wohl“, entgegnete Paul Blanchard so höflich wie immer. „Worüber möchtest du mit mir sprechen, Leona?“
    „Es ist persönlich, Dad.“ Delia war die Letzte, die sie bei dem Gespräch dabeihaben wollte.
    „Wirklich?“ Delia schüttelte den Kopf, ohne dass sich ein Härchen bewegte. „Willst du damit sagen, dass ich störe?“
    „Ich möchte dich nicht vom Schlafen abhalten“, antwortete Leona ausweichend. „Du siehst wirklich ziemlich erschöpft aus. Wie denkst du über eine Tasse Tee, Dad?“
    „Ich glaube, sie würde mir guttun.“ Paul lächelte so unerwartet, dass es ihr ans Herz griff. „Du siehst sehr hübsch aus, mein Kind. Hast du etwas Schönes erlebt?“
    „Lass uns in die Küche gehen.“ Leona nahm den Arm ihres Vaters. „Ich mache uns Tee und erzähle es dir.“
    Das Lächeln, das sie eben noch so gerührt hatte, verschwand, sobald sie ihre Neuigkeit losgeworden war.
    „Du und Boyd?“ Ihr Vater sah sie entsetzt an.
    „Ja, Dad. Ich und Boyd. Er will mich heiraten, sosehr dich das auch zu überraschen scheint.“
    Paul Blanchard stützte den Kopf in beide Hände. „Leona, wir alle kennen doch Ruperts Pläne. Chloe, die ComptonErbin … es ist so gut wie abgemacht. Die geschäftliche Verbindung ist für Rupert wichtiger als die menschliche, und Jack Compton denkt ebenso. Ich dachte, das sei dir klar.“
    „Es ist mir klar, aber du kannst nicht ernsthaft annehmen, dass Boyd sich vorschreiben lässt, wen er heiratet. Du kennst Boyd. Die Vorstellung ist lächerlich.“
    Paul nickte. „Ich kenne und bewundere ihn. Das tun wir alle. Er ist im Begriff, die Leitung des

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