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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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brechen. Tu, was du tun musst, Benito, und fühl dich nicht länger, als würden zwei Kräfte dich in der Mitte zerreißen. Ich brauche dich, die Familie braucht dich, und Querétaro braucht dich. Aber wir müssen eben darauf vertrauen, dass du so schnell zu uns zurückkommst, wie du kannst.«
    Sie hörte ihn aus der Tiefe Atem holen, die Lungen blähen und wieder entleeren. »Ichtaca, wie kann ich …«
    »Gar nicht. Du brauchst mir nicht zu danken. Nur auf mein Kind gib mir acht.«
    »Das habe ich auch nicht getan.« Er stöhnte. »Josefa spricht nicht mehr mit mir, weil ich nie Zeit für sie habe und sie ständig enttäusche.«
    »Das darfst du nicht!«, rief sie erschrocken und ließ ihn los. »Du kannst doch Josefa nicht im Stich lassen, sie ist fremd in der Stadt, und sie ist doch deine …« Sie stockte und brach ab. Siedend heiß fiel ihr auf einmal der Brief in ihrer Schublade ein.
    »Ich weiß«, sagte Benito. »Was ich an ihr versäumt habe, ist unentschuldbar.«
    Lauernd, von der Seite, sah Katharina ihm ins Gesicht. »Hättest du es auch versäumt, wenn es Anavera gewesen wäre?«
    Der Schlag war hart und präzise gezielt. In seiner Wange zuckte ein Muskel. »Die Frage habe ich mir wohl verdient«, bekannte er bitter. »Und auch, dass du jetzt von mir denkst, ich hätte Josefa, mein süßes, vollkommenes erstgeborenes Kind, weniger lieb als das zweite, weil es nicht meinen kostbaren Lenden entspringt.«
    »Nein!« Katharina warf die Arme wieder um ihn und presste die Hände auf die erkaltende Haut. »Nein, das denke ich nicht von dir, und das hast du nicht um uns verdient. Was ich gesagt habe, war Unsinn. Ich weiß selbst nur zu gut, wie schwer es ist, auf Josefa achtzugeben und durch ihre Mauer zu dringen. Du konntest es immer besser als ich, und wenn du es auch nicht mehr kannst, bekomme ich entsetzliche Angst um sie. Wäre es Anavera, wäre es leichter, weil Anavera so stark ist und so bewundernswert mit dem Leben zurechtkommt. Außerdem hat sie ihren Tomás, auch wenn der ein Heißsporn ist, um den ich mir manchmal Sorgen mache. Anavera wird ihn schon zu zügeln wissen. Aber Josefa? Sie kommt mir immer so verletzlich und allein vor, so als hätte sie niemanden, der zu ihr gehört.«
    Er umarmte sie und küsste ihr Haar. »Vielleicht findet sie jetzt jemanden«, sagte er. »Sie wollte in der Stadt bleiben, um Weihnachten mit ihrer Großmutter zu feiern, mit ihrer deutschen Familie. Sie spricht oft mit Stefan, und deine Felice wohnt bei ihr. Vielleicht fühlt sie sich dort in der Calle Caldena zugehörig, und vielleicht erlaubt sie dann auch uns wieder, zu ihr zu gehören.«
    »Ach, Benito«, flüsterte sie an seinem Ohr. »Wie soll ich eigentlich ohne dich zurechtkommen?«
    »Überhaupt nicht«, sagte er. »Sonst wäre es ungerecht. Ich komme nämlich ganz und gar nicht ohne dich zurecht. Ich begehe einen Fehler nach dem anderen, betrage mich wie ein Idiot und manövriere mich in Zwickmühlen, aus denen ich mich nicht mehr herauswinden kann. Ich glaube, ich brauche jemanden, der auf mich aufpasst, dringender als Josefa, die sich nämlich prächtig schlägt und auf die wir stolz sein können.«
    »Ich bin auch auf dich stolz«, sagte Katharina. »Und ich würde liebend gern mitkommen und auf dich aufpassen, aber dies alles hier allein zu lassen, wage ich nicht. Es sind nicht nur Abelinda und Carmen. Es sind Ollin und Teiuc, der junge Acalan, der heimlich und sterblich in Elena verliebt ist, all unsere Leute hier – und Felipe Sanchez Torrija, der nicht nur sie, sondern auch uns von unserem Land vertreiben will.«
    »Ich weiß«, sagte Benito. »Das wollen Sanchez Torrija und sein Sohn – dass Leute wie wir unsere Zelte abbrechen und auf bloßen Füßen von dannen ziehen. Nicht nur fort aus Querétaro, sondern aus ganz Mexiko. Aber unsere Zelte sind Häuser, Ichtaca. Und unsere Füße haben Wurzeln.«
    Sie schmiegte sich an ihn, so eng sie konnte, und erzählte ihm alles, was sie seit Monaten bedrückte, besprach es mit ihm und fühlte sich ruhiger, nicht mehr so machtlos. Er würde in der Hauptstadt bleiben, bis Miguel frei und sein Entwässerungsprojekt sicher auf dem Weg war. Danach würde er nach Hause kommen, sie würden gemeinsam gegen Sanchez Torrijas Machenschaften kämpfen, und zu Ostern würden sie die Hochzeit ihrer Tochter feiern. Nur von dem Brief in ihrem Sekretär erzählte sie ihm nichts. Vielleicht hätte sie den Mut dazu gefunden, hätte sie ihn nicht zuvor mit ihrer Frage nach

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