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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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Dolores getroffen, um ihr Nachricht von Miguel zu bringen. Dann bemerkte sie, dass sie schwanger war, und brauchte bei ein paar Schritten Hilfe, weil man einer Frau allein ja nicht einmal gestattet, eine menschenwürdige Wohnung zu mieten. Dass wir zum Gesprächsthema der Stadt geworden waren, habe ich erst bemerkt, als das Gerede schon bis zu Porfirio gedrungen war. Wie die Leute auf eine derart hanebüchene Idee gekommen sind, bleibt mir allerdings ein Rätsel. Ich bin ein verheirateter Mann im Alter ihres Vaters …«
    Etwas durchfuhr sie. Sie sandte ihm einen blitzenden Blick und versetzte seiner Wange einen Klaps. »Ein verdammt unwiderstehlicher Mann im Alter ihres Vaters bist du. Glaube nur ja nicht, dass ich dich noch einmal allein in dieser Stadt lasse. Das hast du verspielt, mein Lieber. Strafe muss sein, von jetzt an bleibe ich bei dir und bewache dich.«
    Ungläubig sah er zu ihr auf. »Das ist aber keine Strafe, Ichtaca.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte sie. »Du hast ja keine nötig, sondern erteilst sie dir immer selbst, und härter als dein Gewissen könnte ich ohnehin nicht sein. Dein Leben wirst du trotzdem ändern müssen. Es brennt in diesem Land, und ich weiß selbst, wie schwer es ist, dabeizustehen, ohne mit einem Eimer Wasser von einem Brandherd zum anderen zu jagen. Aber an allen Enden gleichzeitig löschen kannst du nicht, mein Liebling. Das konntest du als junger Mann nicht – und sosehr es dich kränken mag, du bist kein junger Mann mehr.«
    »Das kränkt mich nicht«, rief er geradezu begeistert, und in seinen Augen sah sie das vertraute Funkeln. Er beugte sich über ihre runzligen, altersfleckigen Hände und übersäte sie mit Küssen. »Ich bin mit Vergnügen ein alter Mann, solange ich nur meine schöne junge Frau behalten darf und sie noch manchmal mein Liebling zu mir sagt, auch wenn sie bitterböse auf mich ist.«
    »Ach, Benito.« Sie musste lachen und weinen zugleich und konnte mit keinem von beidem aufhören. »Warum hältst du nur mein Herz so völlig nackt in deinen Händen, dass es jede Berührung von dir tausendfach spürt?«
    Sehr sachte legte er seine beiden Hände auf ihr Herz. »Weil an dem Schlag von deinem Herzen mein Leben hängt«, sagte er.
    Sie schloss die Hände um seinen Nacken, zog ihn zu sich und küsste ihn auf die Lippen. Er küsste sie wieder, hinreißend, voll verhaltenem Feuer und so, dass er dafür einen Orden verdiente, viel mehr als für das Sprengen von Brücken und den Durchbruch in feindliche Linien. Sie küssten sich lange und bei weitem zu schamlos dafür, dass sie nicht mehr jung waren und sich in einem fremden Haus befanden. Die Küsse halfen ihnen zu begreifen, dass sie einander nicht verlieren würden, nicht ohne einander einer Welt gegenübertreten mussten, die sie zunehmend weniger verstanden.
    Gegen die Schwäche half es nicht. Katharina wünschte, sie hätte sich irgendwo mit ihm verkriechen, ihn erst reichlich grob und dann reichlich zärtlich lieben und hinterher stundenlang in seinen Armen schlafen dürfen. »Und was tun wir jetzt?«, fragte sie schicksalsergeben, als sie sich voneinander lösten. »Hetzen wir wieder los und schütten unsere paar Tropfen Wasser auf unsere Flächenbrände? Du musst zu Porfirio, nicht wahr? Du wirst dich umziehen müssen, denn ich habe dich zerrauft wie einen Landstreicher.«
    Er unterdrückte ein Stöhnen. »Wir haben eine Sitzung der Científicos wegen des Entwässerungsprojekts. Aber vor allem muss ich zu Felix und Martina, um ihnen von Tomás zu berichten. Wenigstens ist Martina mein Landstreicher-Aufzug egal. Ich bin sicher, sie würde mich gern noch weit wilder zerraufen.«
    »Sie soll sich hüten, dir ein Haar zu krümmen«, bemerkte Katharina warnend. »Wenn eine dir die Leviten liest, mein Liebster, dann ich.«
    Benito verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Muss das wirklich sein? Von ihr kann ich es wegstecken, aber von dir …«
    Sie drückte ihm den Kopf herunter und küsste ihn auf den Nacken. »Ich bin ja schon fertig mit dir, du schlimmer Mann. Was soll ich denn tun? Ja, ich bin dir bitterböse, weil du dich in solche Gefahr gebracht hast und weil du nicht auf dich achtest, sondern dich verausgabst, bis du zusammenbrichst. Aber ich sehe ja selbst, dass du mit dem Rücken zur Wand stehst. Es brennt schon wieder, nicht wahr? In Querétaro ist es dasselbe, und wenn jetzt Sanchez Torrijas Sohn sein Erbe antritt, wird wohl alles noch furchtbarer als zuvor.«
    Er richtete sich halb auf und

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