Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
hatte. „Hast du Schmerzen?“, fragte er bestürzt.
„Nein“, antwortete sie rasch. „Mir fiel nur gerade ein, das ich noch vor einer Woche auf meiner Gefängnispritsche lag und mich fragte, was bloß aus meinem Leben werden soll. Wenn mir da jemand erzählt hätte, dass mir kurz darauf der barmherzige Samariter begegnen und mich retten würde, hätte ich ihm nie im Leben geglaubt.“
Fragend legte Colt den Kopf schief. „Barmherziger Samariter?“
„Ja. Du.“
„Wenn das so ist, könntest du dir gleich noch mal von mir helfen lassen. Dafür müsstest du allerdings Vertrauen zu mir haben. Du kämpfst gerade wieder mit den Tränen, genau wie vorhin, als du das Baby auf dem Arm hattest. Hat Abbys Gegenwart irgendetwas in dir ausgelöst?“
Ihr Zittern verriet ihm, dass er auf der richtigen Fährte war.
„Als ich sie in deinen Armen sah, wurde mir wieder bewusst, wie kurz Todds Leben war, und dass er nie die Chance bekam, eine Familie zu gründen“, erklärte sie.
Colt spürte, dass sie die Wahrheit sagte, wenn auch nicht die ganze. „Als ich sie aus dem Bett nahm, war mein erster Impuls, sie meinen Eltern zu zeigen“, erzählte er. „Meine Scheidung hat sie sehr mitgenommen. Vermutlich hatten sie schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass einer ihrer Söhne je Kinder bekommt.“
„Ach, Colt …“ Eine Träne rollte ihr über die Wange. „Es ist so selbstsüchtig von mir, nur an meinen eigenen Schmerz zu denken. Tut mir leid.“ Ihre Münder waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie küsste ihn rasch, bevor sie sich von ihm losmachte. „Unser Abendessen steht schon auf dem Tisch.“
Er spürte ihre Lippen noch, nachdem sie zu essen begonnen hatten.
Als die Kellnerin das Dessert brachte, stellte Geena Colt eine Frage, mit der er nicht gerechnet hätte. Zumindest nicht heute. „Hast du deine Frau mal mit hierher genommen?“
Er legte seine Gabel hin. „Nein.“
„Erzähl mir von ihr. Ich habe dich auf mehreren Familienfotos im Flur gesehen, aber nie mit einer Frau. Wie lange warst du verheiratet? Wie hieß sie? Wo hast du sie kennengelernt?“
Colt lehnte sich zurück. „Warum willst du das alles wissen?“
„Was glaubst du denn?“, fragte sie lächelnd zurück. „Wir Frauen sind nun einmal neugierig.“
„Vielleicht erzähle ich es dir auf dem Heimweg.“
„Gut, ich werde dich dran erinnern. Ich möchte nämlich endlich den echten Colt Brannigan kennenlernen.“
Er tanzte noch ein paar Mal mit Geena, aber die Richtung, die ihr Gespräch genommen hatte, hatte die Stimmung zwischen ihnen verändert. Er spürte zwar, dass sie es genoss, mit ihm zu tanzen, wusste jedoch, dass sie gerade etwas anderes von ihm wollte. Als die Band Pause machte, fragte er Geena daher, ob sie noch bleiben wollte.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir können gern aufbrechen.“
Anstatt zur Ranch abzubiegen, fuhren sie ein Stück weiter zu einer Nebenstraße, auf der sie niemand um diese Zeit stören würde.
Colt stellte den Motor aus. „Ich habe dich hierher gebracht, weil es hier dunkler ist. Da kann man die Sterne besser sehen.“
„In meiner ersten Nacht in Freiheit unter eurer Tanne kam mir der Große Wagen so nahe vor, dass ich glaubte, ihn berühren zu können. Es war wunderschön.“
Colt drehte sich zu ihr um. „Bis Titus und ich kamen und dir alles ruinierten.“
Lächelnd sah sie ihn an. „Nachdem ich mich von meinem ersten Schrecken erholt hatte, war mir das egal. Vor allem, nachdem du mich ins Haus gebeten hattest, anstatt mich von der Ranch zu jagen. So wie die Rancher beim Futterladen von dir sprachen, dachte ich, du wärst mindestens fünfzig oder so.“
Sie musste lachen. „Stattdessen stand plötzlich ein viel jüngerer attraktiver moderner Ritter in Cowboystiefeln und Jeans vor mir und rettete mich. Dein Anblick verschlug mir regelrecht den Atem, und ich fragte mich unwillkürlich, warum du nicht schon früher gekommen warst und mein Gefängnis gestürmt hast.“
Geena.
„Es fiel mir sehr schwer, dich nicht nach deiner Frau zu fragen. Sie war bestimmt schön, oder? Vermutlich klein und zierlich – die Art Frau, die bei Männern Beschützerinstinkte weckt. Vielleicht blond mit braunen Augen und heller Porzellanhaut, stimmt’s?“
„Mach rotblond daraus, und du hast Cheryl perfekt beschrieben.“
„Aha. Bei Rotblonden musst du aufpassen. Die Natur hat sie besser ausgestattet als den Rest der weiblichen Bevölkerung. Wie alt war sie?“
„Zwanzig. Und
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