Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
Schreibtisch. „Wie schon am Telefon erwähnt, ist Geenas Bruder Todd Williams während ihres Gefängnisaufenthaltes gestorben. Ich möchte ihr dabei helfen, die Frau zu finden, die zur Zeit ihrer Verhaftung mit Mr Williams zusammenlebte. Geena hätte nämlich gern ihre persönlichen Wertgegenstände zurück. Wissen Sie etwas über den jetzigen Aufenthaltsort der Frau?“
Der Beamte nickte. „Als Geena darauf beharrte, dass ihr jemand die Tat unterschieben wollte, nannte sie ihrem Verteidiger sämtliche Verdächtigen, die ihr einfielen, darunter auch Janice Rigby. Ich kann Ihnen gern deren Vorstrafenregister zeigen. Sie hat ihren Namen geändert.“ Er druckte ein Blatt Papier aus und reichte es über den Schreibtisch.
Colt überflog es. Vor fünf Jahren war Janice verhaftet worden und hatte unter dem Namen Angie Rigby wegen Marihuanabesitzes ein Jahr im Gefängnis gesessen. Danach war sie mehrfach wegen Diebstahl angezeigt worden und hatte nach ihrer letzten Verhaftung fünfzehn Tage im Gefängnis abgebüßt.
Er hob den Kopf. Irgendwie war es dieser Frau gelungen, Todd auszunutzen. Geena hatte ihren Bruder geliebt. Colt graute davor, ihr mitzuteilen, was er über Janice herausgefunden hatte. „Sie scheint schon seit Jahren drogenabhängig zu sein“, sagte er. „Das, was hier steht, ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Ich vermute, sie hat alles verkauft, was Geena und Todd gehörte, um ihre Drogensucht zu befriedigen.“
Der Lieutenant hob die Augenbrauen. „Da haben Sie wohl recht. Ich bezweifle, dass sie noch in Rapid City lebt, werde aber die Datenbank überprüfen, ob sie vielleicht anderswo gemeldet ist. Sobald ich etwas herausfinde, werde ich mich bei Ihnen melden. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer.“
Die beiden Männer tauschten ihre Nummern aus.
„Da ist noch etwas“, fügte Crowther hinzu. „Nach ihrer letzten Verhaftung wurde sie untersucht. Sie war im sechsten Monat schwanger.“
Schwanger?
Schockiert sprang Colt auf. Geena musste davon gewusst haben, aber sie hatte ihm nie etwas erzählt. „Davon hatte ich keine Ahnung.“
„Möglicherweise ist das Baby nicht von Geenas Bruder.“
„Mag sein.“ Aber was war, wenn doch? Dann hatte Geena vielleicht eine kleine Nichte oder einen Neffen. Allmählich wurde ihm klar, warum es ihr so wichtig war, Kontakt zu Janice aufzunehmen. Mit der Wiederbeschaffung ihrer persönlichen Gegenstände hatte das nur am Rande zu tun. „Danke, Lieutenant. Sie haben mir mehr geholfen, als Sie ahnen.“
Colt nahm sich ein Taxi zum Flughafen. Es kam ihm vor, als habe er Geena schon seit Monaten nicht gesehen und nicht erst seit ein paar Tagen.
Colt konnte vor Vorfreude kaum noch atmen, als er ins Haus eilte, um Geena zu finden.
Das Haus war makellos sauber und so still wie ein Grab. Er ging zunächst ins Zimmer seiner Mutter, von wo aus er Stimmen von der Veranda hörte. Als er sie betrat, aßen Travis und Lindsey gerade gemeinsam mit Ina und Laura zu Mittag. Colt gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und begrüßte die anderen. „Wo stecken eigentlich deine Eltern, Lindsey?“
„Sie sind in Gillette bei einer Party, kommen aber am Wochenende zurück.“
Jim war vermutlich rastlos geworden.
„Du siehst gut aus. Wo ist das Baby?“
Bei Geena. Sie hat uns angeboten, bis zum nächsten Stillen auf die Kleine aufzupassen, damit wir uns mal etwas erholen können.“
Travis drehte sich zu Colt um. „Geena ist wirklich toll. Und wie du siehst, ist jede Menge zu essen da. Komm, setz dich und erzähl uns, wie es Robert geht.“
„Ehrlich gesagt habe ich schon gegessen. Außerdem muss ich erst noch einiges erledigen. Ich erzähle euch dann alles beim Abendessen.“
Colt verließ die Veranda und eilte in den ersten Stock zu Travis’ altem Zimmer, doch dort war Geena nicht. Auch nicht in den anderen Räumen. Dann musste sie in ihrem Zimmer sein.
Sein Herz klopfte wie ein Vorschlaghammer, als er kurz darauf vor ihrer Tür stand. Er holte ein paar Mal tief Luft und öffnete behutsam die Tür. Da er das Baby nicht wecken wollte, traute er sich nicht zu klopfen.
Er spähte ins Zimmer. Geena lag auf dem Bett, das Gesicht zur Tür gewandt. Abbys Tragetasche stand auf dem Fußboden, doch Geena hatte das Baby neben sich liegen und betrachtete es so liebevoll wie eine Mutter. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Colt hätte das einen Riesenschreck eingejagt, wenn er nicht vorhin mit dem Lieutenant gesprochen hätte. Von Mitgefühl überwältigt,
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