Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
James zurückgerufen.“ Sein Blick wurde ganz weich. „Sie hat mir erzählt, was Ihnen zugestoßen ist.“
Colt hatte also doch nichts verraten. In ihren Augen wurde er von Tag zu Tag vollkommener. „Und das hat Sie gar nicht gestört?“
„Es war doch nicht Ihre Schuld, dass Sie zu Unrecht verurteilt wurden. Außerdem finde ich, dass Sie das Beste sind, was dieser Ranch passieren konnte. Die Direktorin war auch sehr froh über Ihre Anstellung. Sie hatte sich schon Sorgen um Sie gemacht und fand, dass Sie jede Unterstützung verdient haben. Ihre Frisur gefällt mir übrigens. Bis später.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er ging.
„Geena, setzt du dich bitte einen Moment?“, murmelte Colt. „Ich möchte mit dir reden.“
„Alles klar.“ Gestern Abend war er ziemlich aufgebracht gewesen. Heute war seine Stimmung jedoch ganz anders. Milde war das einzige Wort, das ihr dazu einfiel.
„Könnten wir noch mal von vorne anfangen?“, fragte er.
Erstaunt sah sie ihn an. „Was meinst du damit?“
„Das, was ich gesagt habe. Die Gefängnisdirektorin hatte recht damit, dass du Unterstützung brauchen kannst. Ich fürchte nur, ich habe es damit übertrieben, indem ich versucht habe, all deine Probleme auf einmal zu lösen.“
Seine Worte berührten sie zutiefst. Das klang ja fast wie eine Entschuldigung. Dabei schuldete er ihr keine, ganz im Gegenteil sogar. Sie verdankte ihm buchstäblich alles! Hoffentlich kam er nicht auch noch auf die Idee, sich für den Kuss von gestern zu entschuldigen. Die Vorstellung, dass er sie nie wieder küssen würde, war nämlich unerträglich.
„Du kannst eben nicht anders“, sagte sie betont locker. „Deshalb bist du ja auch der Chef hier. Alle blicken zu dir auf. Ohne dich würde auf dieser Ranch nichts laufen. Ich bewundere dich sehr dafür.“ Ich liebe dich.
Er presste die Lippen zusammen. Ach, stimmt ja, er mochte keine Komplimente.
„Als Entschädigung würde ich gern etwas mit dir unternehmen“, sagte er. „Warst du schon mal beim Devil’s Tower National Monument?“
„Nein, aber ich habe schon viel davon gehört.“ Nervös stand sie auf, um das Geschirr abzuräumen.
„Das ist ein heiliger Lakota-Ort, an dem der Sonnentanz aufgeführt wird. Da das Wetter heute schön ist und wir beide freihaben, könnten wir unsere Fahrräder auf meinen Truck laden und einen Ausflug machen.“
„Du hast ein Fahrrad?“
Colt nickte. „Wir könnten ein bisschen in der Gegend herumfahren und zwischendurch etwas essen gehen. Aber wenn du keine Lust hast, ist das auch okay. Dann bereite ich stattdessen die Buchhaltung für den Termin mit unserem Steuerberater nächste Woche vor.“
Ein ganzer Tag mit Colt? Ach, zum Teufel mit ihrem Vorsatz, ihm aus dem Weg zu gehen! Schnell, Geena, bevor er seine Einladung wieder rückgängig macht. „Sehr gern!“
Elf Stunden später hatten sie sich sämtliche Touristenattraktionen in den Black Hills angesehen. Zum Essen fuhr Colt mit Geena nach Hulett, einer neun Meilen von Sundance entfernten Stadt, und parkte vor dem White Pine Inn, dem besten Steaklokal diesseits der kontinentalen Wasserscheide, wenn man dem Schild Glauben schenken konnte. Eine Liveband spielte Tanzmusik.
Colt hatte schon den ganzen Tag auf eine Gelegenheit gewartet, mit Geena zu tanzen. Wenn er sie nicht bald in die Arme nehmen konnte, würde er noch vor Ungeduld platzen. Nachdem man sie an einen Tisch geführt und ihre Bestellungen notiert hatte, fragte er sie, ob sie tanzen wollte.
„Gern. Allerdings weiß ich nicht, ob meine Beine nach der ellenlangen Strecke mitmachen. Warum ist dir eigentlich nichts anzumerken? Na, wahrscheinlich kommt das daher, dass du vom Sonnenaufgang bis zur Abenddämmerung im Freien arbeitest.“
Seit Geena in sein Leben getreten war, war Colt ehrlich gesagt kaum noch auf den Weiden gewesen. Von Mac wusste er, dass die Hilfskräfte sich schon fragten, wohin er verschwunden war. „Was ist anstrengender für dich? Reiten oder Radfahren?“
„Radfahren glaube ich“, antwortete Geena lachend. „Aber einen Versuch ist es wert.“
Gott sei Dank! Colt stand auf und führte sie auf die Tanzfläche. Diesmal gab es keinen Line Dance, sondern nur sanfte Rockmusik. Er zog Geena so eng an sich, dass er jede ihrer Rundungen spüren konnte, genau das, was er jetzt brauchte. Verstohlen atmete er ihren berauschenden Duft ein.
Nach einigen Tänzen sah er ihr ins Gesicht und stellte fest, dass sie schon wieder Tränen in den Augen
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