Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
offensichtlich beide ein Problem damit, anderen Menschen zu vertrauen, was bei ihr nach einem Jahr Gefängnis noch schlimmer sein musste als bei ihm.
Entschlossen stürmte er ins Haus. Den ihn erstaunt anstarrenden Hank ignorierte er und ging direkt zu Geenas Zimmer. Ungeduldig klopfte er an ihre Tür. „Geena? Hier ist Colt. Ich muss mal kurz mit dir sprechen.“
„Ich bin müde“, sagte sie nach ein paar Sekunden. „Können wir nicht morgen beim Frühstück reden?“
Colt seufzte resigniert. „Morgen hast du frei.“
„Ich werde hierbleiben und das Frühstück machen, um das Martha mich gebeten hat.“
Ratlos fuhr er sich durchs Haar. „Aber das brauchst du nicht.“
„Ich weiß, aber ich möchte es. Vielleicht lässt Lindsey mich bei der Gelegenheit ja das Baby auf den Arm nehmen. Danach sehne ich mich schon länger.“
Ihre zittrige Stimme rührte ihn zutiefst. Alles an ihr berührte ihn. „Dafür hätte ich doch sorgen können, wenn du es mir gesagt hättest.“
„Ich weiß. Du sorgst ja für alles.“
Das Letzte, was er wollte, war, ihren Widerstand zu erregen. Und was willst du stattdessen, Brannigan?
Die Antwort machte ihm Angst. Was war, wenn Geena nicht das Gleiche wollte? Gequält schloss Colt die Augen. „Dann schlaf gut, Geena.“
„Du auch.“
Er drehte sich um und ging durchs Haus, um alles abzuschließen und das Licht auszumachen. Es kostete ihn jedoch große Überwindung, in sein eigenes Zimmer zu gehen. Am liebsten wäre er wieder umgekehrt und zurück zu Geena gegangen.
In seinem Zimmer stieß er zu seiner Überraschung auf Hank, der auf der Bettkante saß und ihm entgegensah. Er kam direkt zum Punkt. „Was läuft da zwischen dir und Geena?“, kam er direkt zur Sache.
Colt schloss seine Tür und lehnte sich dagegen. „Darauf kriegst du nur eine Antwort, wenn du mir sagst, was mit dir los ist. Ich dachte, das mit dir und Lindsey war schon längst vorbei, bevor sie mit Travis zusammenkam.“
Hank verzog das Gesicht. „War es ja auch – für sie .“
Damit hatte sich Colts nächste Frage erübrigt. „Und was willst du jetzt tun?“
Hank seufzte. „Ich weiß, wie sehr dir meine Unterstützung in den letzten sechs Wochen gefehlt hat. Aber darf ich vielleicht nach Casper fliegen, sobald der Gips ab ist? Robert hat heute angerufen, um sich nach dem Baby zu erkundigen, und wir kamen ins Gespräch. Er hat mich zu sich eingeladen. Ich könnte dort bleiben, bis Travis und Lindsey wieder in ihr eigenes Haus ziehen. Vielleicht kriege ich ja so etwas Abstand.“
Colt ging zu seinem Schreibtisch und warf die Umschläge darauf. Dann drehte er wieder sich zu seinem Bruder um. „Das ist eine gute Idee. Außerdem wird Robert sich über dein Kommen freuen.“
Hank sah erleichtert aus. „Danke, Bro.“ Er stand auf, humpelte auf Colt zu und umarmte ihn.
Colt erwiderte die Umarmung. Hoffentlich überwand Hank seinen Liebeskummer bald. Vielleicht lernte er in Casper ja jemanden kennen …
„Robert ist wie unser Bruder“, sagte Colt. „Er ist der beste Freund, den man sich vorstellen kann.“
Geena brauchte auch einen Bruder. Er wollte für sie da sein, aber ganz bestimmt nicht wie ein Bruder. Sie heute zu küssen, hatte das Feuer in ihm nämlich in einen Flächenbrand verwandelt.
In der Tür drehte Hank sich noch mal zu ihm um. „Vielleicht solltest du nach meiner Rückkehr dasselbe tun. Geena hat dich anscheinend mehr in Fahrt gebracht als ich den Bullen, der mich niedergetrampelt hat.“
Tja, wo er recht hatte, hatte er recht.
8. KAPITEL
Geena nahm den Hörer des Wandtelefons in der Küche ab und tippte die Durchwahl für das Gästezimmer im ersten Stock in die Tastatur. Martha ging nach dem dritten Klingelton ran. „Lindsey?“, fragte sie.
„Nein, Mrs Cunningham, hier ist Geena. Ich habe Frühstück für Sie alle gemacht. Soll ich es in Ihrem Zimmer oder in dem Ihrer Tochter servieren?“
„Ach! Ich dachte, Sie sind nicht da, aber ist ja auch egal. Bringen Sie es auf unser Zimmer. Und vergessen Sie den Zucker für mein Müsli nicht.“
Geena kam sich wie Aschenputtel vor, dem man Anweisungen für den Tag gab. „Ich bin gleich da.“
Als sie oben ankam, stand Jim in Pyjama und Bademantel in der Tür und lächelte breit. „Sie sind ja die reinste Augenweide! Mit der neuen Frisur hätte ich Sie fast nicht wiedererkannt. Steht Ihnen ausgezeichnet.“
„Danke, Mr Cunningham.“
„Ich warte schon seit dem Abendessen vorgestern sehnsüchtig auf eine weitere
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