Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)
würde. Nein, ich bin sicher, dieser Gedanke führt zu nichts.«
Mir schoss unvermittelt durch den Kopf: Vanessa selbst. Wenn sie noch lebte, hätte sie etwas gegen Matthew und mich. Aber warum sollte sie dann nicht längst wieder in Erscheinung getreten sein? Und würde sie Alexia mit mir verwechseln?
Aber vielleicht war der Verwechslungsaspekt nicht geeignet, bestimmte Personen auszugrenzen. Denn es konnte jemand die Frau am Steuer des Autos für mich gehalten haben – weil er oder sie sicher war, dass ich es sein musste . Während des Überfalls hatte der Täter vielleicht schnell seinen Irrtum bemerkt, konnte aber nicht mehr zurück und musste nun Alexia zum Schweigen bringen.
»Wer wusste alles, dass Sie diesen Rechercheauftrag hatten, Miss Robinson?«, fragte Morgan. »Und dass Sie Mrs. Reece’ Auto benutzen würden?«
Ich dachte kurz nach.
»Ich glaube, nur wenige in der Redaktion wussten davon«, sagte ich dann. »Und wahrscheinlich wusste niemand, dass ich Alexias Auto nehmen würde. Das war eine Absprache nur zwischen Alexia und mir. Ob sie es jemandem erzählt hat, weiß ich natürlich nicht.«
»Wir werden mit jedem Mitarbeiter von Healthcare sprechen«, kündigte Inspector Morgan an. »Wer wusste außerhalb Ihres Arbeitsplatzes Bescheid?«
»Matthew und Ken«, sagte ich. »Sonst fällt mir niemand ein.«
Aber irgendein Gedanke nagte in meinem Kopf. Ich hatte die unbestimmte Ahnung, jemanden zu vergessen, aber für den Moment war ich ratlos, um wen es sich handeln könnte.
»Die ganze Geschichte ist ausgesprochen mysteriös«, bemerkte Morgan. »Und ich muss Sie alle drei bitten, sich auf jeden Fall zu meiner Verfügung zu halten. Es werden sich noch eine Menge Fragen ergeben.«
»Was ist denn Ihrer Vermutung nach mit meiner Frau geschehen?«, fragte Ken. Inspector Morgans Ankunft und alles, was sie berichtet hatte, hatten ihn in eine Art fassungslose Betäubung versetzt, aus der er nun langsam erwachte. Seine Frage klang drängend und verzweifelt. Wahrscheinlich dämmerte ihm gerade, dass ihn womöglich dasselbe Schicksal erwartete, das auch Matthew ereilt hatte: niemals zu erfahren, was wirklich passiert war.
»Um ganz ehrlich zu sein, Mr. Reece, ich kann Ihnen im Moment keine Antwort geben«, sagte Inspector Morgan. »Ich kann verstehen, wie quälend diese Situation für Sie ist, und ich wünschte, ich würde klarer sehen, aber momentan erscheint mir alles äußerst rätselhaft und verworren. Wir werden alles tun, Ihre Frau zu finden, das kann ich Ihnen jedenfalls versprechen.«
»Was tun Sie als Nächstes?«, fragte Ken.
»Natürlich wird das Gelände rund um den Fundort des Autos weiträumig durchkämmt«, erklärte Morgan, »und das Auto selbst wird kriminaltechnisch gründlich untersucht. Ich werde mit den Mitarbeitern Ihrer Frau sprechen und höchstwahrscheinlich auch ein Gespräch mit dem Eigentümer der Zeitung suchen. Wir werden uns zudem mit der Presse zusammentun. Es ist gut möglich, dass sich Zeugen melden, die gestern in der entsprechenden Gegend unterwegs waren und etwas Wichtiges beobachtet haben. Gerade solche Aussagen liefern oft den entscheidenden Hinweis, der dann den Durchbruch bringt.«
»Und wenn das alles nicht funktioniert? So wie bei Vanessa? Wenn ich so wie Matthew noch in drei Jahren hier sitze und nicht weiß, was aus meiner Frau geworden ist?« In Kens Stimme hatte sich ein Anflug von Panik geschlichen. Er war am Ende seiner Kräfte, und er tat mir entsetzlich leid. »Was soll ich dann meinen Kindern sagen?«
»Mr. Reece, ich kann mir Ihre Besorgnis vorstellen«, sagte Morgan in beruhigendem Ton, »aber Sie sollten noch nicht vom Schlimmsten ausgehen. Ihre Frau ist seit gestern verschwunden, und gerade jetzt laufen die Ermittlungen erst an. Es gibt noch keinen Grund, davon auszugehen, dass die Polizei lange im Dunkeln tappen wird. Das alles kann sich auch ganz schnell klären.«
Es war Ken anzusehen, dass er das ganz und gar nicht glaubte. Und wer sollte ihm das verdenken, nach allem, was sein Freund Matthew hatte erleben müssen?
Inspector Morgan klappte ihr Notizbuch zu und erhob sich. Sie bemühte sich, kompetent und souverän zu wirken, aber es gelang ihr nicht recht. Das Gespräch mit uns hatte keinerlei Licht ins Dunkel gebracht, im Gegenteil, es hatte deutlich gemacht, wie steil der Weg sein würde, der vor den ermittelnden Beamten lag.
»Ich werde morgen Vormittag in die Redaktion von Healthcare kommen«, sagte sie zu mir, »und ich wäre Ihnen
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