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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Mit diesem Auto.«
    Er und die Polizistin sahen sich an.
    »Schon wieder«, sagte Matthew, »schon wieder hätte es eine Frau treffen können, die mit mir in einem engen Zusammenhang steht.«
    Ken verstand nun auch. »Du meinst, was immer passiert ist, es ging eigentlich um Jenna?«
    »Um mich?«, fragte ich perplex.
    »Oder letzten Endes um Matthew Willard«, sagte Inspector Morgan. »Möglicherweise ist er der Kern der Geschichte, aber ich muss zugeben … das ist vollkommen rätselhaft. Absolut undurchschaubar. Wir müssen den Umstand, dass, wenn alles wie geplant gelaufen wäre, Jenna Robinson gestern den Coast Park aufgesucht hätte, nicht aus den Augen verlieren, aber wir dürfen uns auch nicht den Blick davon verstellen lassen.«
    Wir nickten alle, so als wären wir ihre Schüler und sie hätte uns gerade einen Einblick in die Grundlagen der Polizeiarbeit gegeben. Dabei versuchte sie wahrscheinlich nur, ihre eigenen Gedanken in irgendeine Ordnung zu bringen. Der Fall entwickelte sich zweifellos komplizierter, als sie sich das vorgestellt hatte.
    »Fakt ist«, fuhr sie fort, »dass Alexia Reece verschwunden ist. Wir müssen herausfinden, was ihr zugestoßen ist.« Sie wandte sich an Ken, und die nächste Frage schoss sie mit unerwarteter Schärfe in der Stimme ab. »Bei dem Kollegen hier auf dem Revier haben Sie angegeben, dass Ihre Frau gestern früh um sieben Uhr das Haus verließ. Und dass Sie zuvor Streit mit ihr hatten?«
    Ich dachte daran, was Matthew prophezeit hatte: Der Streit zwischen Ken und Alexia wurde nun zum Aufhänger für die Polizei.
    »Von meiner Seite aus war es eigentlich kein richtiger Streit«, sagte Ken. »Ich fand es nur völlig übertrieben, dass sie losfuhr, anstatt darauf zu vertrauen, dass Jenna am nächsten Tag schon kommen und die Sache erledigen würde. Sie warf mir daraufhin vor, kein Verständnis für ihre Situation zu haben. Dann knallte sie die Tür zu und startete den Wagen mit aufheulendem Motor. Daran merkte ich, wie aggressiv sie war. Ich selbst fühlte mich eigentlich nur … bedrückt.«
    »Für welche Situation Ihrer Frau hatten Sie kein Verständnis, Mr. Reece?«, fragte Inspector Morgan. »Was meinte sie damit?«
    Ken warf mir einen hilflosen Blick zu. Ich sprang ein. »Alexia wird gemobbt«, erklärte ich, »und zwar von dem Eigentümer der Zeitschrift, deren Chefredakteurin sie ist. Es ist eindeutig, dass er sie loswerden will. Er hält nichts von Frauen in Führungspositionen, daher hat Alexia auch praktisch keine Chance. Er will sie nicht anerkennen. Healthcare hat ein paar Anzeigenkunden verloren, und einige Abonnenten sind abgesprungen, aber das ist bei anderen Zeitungen auch passiert. Es ist nicht Alexias Schuld. Aber er hat sich völlig auf sie eingeschossen, und sie ist ganz verzweifelt deswegen.«
    »Sie arbeitet Tag und Nacht«, ergänzte Ken, »und an sämtlichen Wochenenden. Sie schläft nachts schlecht und macht sich ständig Sorgen. Sie versucht alles, um ihren Chef zufriedenzustellen, und merkt nicht, dass es darum gar nicht geht. Sie steht auf der Abschussliste. So oder so.«
    »Wie heißt der Chef?«, fragte Inspector Morgan.
    Ich nannte den Namen und sagte, dass er in London lebte. »Ich glaube allerdings nicht, dass er in ihr Verschwinden involviert ist«, fügte ich hinzu. »Das kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.«
    »Wenn Alexia Reece unter solchem Druck stand«, sagte Morgan, »wäre es dann auch denkbar, dass sie …« Sie zögerte.
    Ken erriet, worauf sie hinauswollte. »Sie meinen, dass sie etwas … Unüberlegtes tut?«
    »Ja. Das meine ich. Sie sprechen von Mobbing. Wenn es wirklich um Mobbing geht, dann ist das sehr ernst. Viele Selbstmorde geschehen aus diesem Grund.«
    Das Wort Selbstmord hing wie ein hässlicher Geruch im Raum, schockierend und verstörend.
    »Sie hat … wir haben vier Kinder«, sagte Ken schließlich leise. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie … so etwas tun würde.«
    »Und würde sie dann ausgerechnet auf den Parkplatz fahren, wo eine gute Freundin drei Jahre zuvor verschwunden ist?«, fragte ich.
    Morgan zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich wieder ein paar Stichpunkte notiert.
    »Rein routinemäßig muss ich Sie fragen, Mr. Reece, was Sie gestern den Tag über getan haben«, sagte sie. »Waren Sie zu Hause?«
    »Ja. Wie gesagt, wir haben vier Kinder. Ich kann nicht einfach weg. Wir sind relativ früh am Vormittag einkaufen gegangen, aber nur in den kleinen Gemüseladen, der sich eine Straße

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